Politik nur für ältere Menschen? „Es wird höchste Zeit, das Wahlalter auch bei der Bundestagswahl zu senken“, findet unser Redakteur.
Wer denkt, dass Jugendliche sich nicht für Politik interessieren, sollte vielleicht einmal zuschauen, welche Videos die eigenen Kinder so auf ihren Smartphones anschauen. Auf Tiktok dauert es selten lange, bis der Algorithmus einen Clip zu politischen Themen vorschlägt – oft mit höchst problematischen Inhalten und von fragwürdiger Herkunft. Mit Blick auf den Jugendschutz wirft dies viele Fragen auf – zumal es gerade in sozialen Medien vor Fake News und manipulativen Beiträgen nur so wimmelt.
Daraus aber den Schluss zu ziehen, junge Menschen wären in politischer Hinsicht unmündig, wäre grundfalsch. Oft ist das Gegenteil der Fall. Schließlich wachsen sie in einer digitalen Welt auf und verfügen – zumindest, wenn sie auch seriöse Medien nutzen – durchaus die Fähigkeit, Fake News und Manipulationen zu erkennen. Zudem sind sie über den Schulunterricht politisch oft besser informiert als ihre Eltern. Warum sollte dieses Potenzial ungenutzt bleiben?
Zumal es ohnehin schwer vermittelbar ist, warum 16-Jährige zwar auf Kommunal- und Landtagsebene mitwählen dürfen, nicht aber bei Bundestagswahlen. Daran muss sich dringend etwas ändern. Politik darf in diesem Land nicht länger vorrangig für ältere Menschen gemacht werden.
Denn wenn das so bleibt, darf sich niemand wundern, wenn die Jugend sich von der Politik abwendet – oder schlimmer noch: sich extremen Alternativen zuwenden.