Cordula Weimann (l.) ist die Gründerin der „Omas for Future“. Foto: Stefanie Schlecht

Mehr als 70 Zuhörerinnen ließen sich von Cordula Weimann, Gründerin der „Omas for Future“, in Böblingen Lust auf morgen machen.

Oma erzählt vom Krieg? Nicht ganz. Oma erzählt von der Zukunft. Cordula Weimann, Gründerin der „Omas for Future“, hatte sich nämlich bei der Vorstellung ihres Buches „Omas for Future, Handeln aus Liebe zum Leben“ im Böblinger Mehrgenerationenhaus „Treff am See“ am Donnerstagabend vorgenommen, die mehr als 70, vornehmlich weiblichen Zuhörerinnen am Ende mit der „Lust auf morgen“ nach Hause zu entlassen. Eingeladen hatten neben der Regionalgruppe von „Omas for future“ die Katholische Erwachsenenbildung Kreis Böblingen und die Buchhandlung Vogel.

„Oma erklärt die Zukunft – eigentlich ein Widerspruch?“, stellte Cordula Weimann zu Beginn als rhetorische Frage in den Raum. Und räumte in den folgenden eineinhalb Stunden dieses Vorurteil gründlich aus. „Höher, schneller, weiter – das geht nicht in die richtige Richtung, was wir machen“, ist die dynamische 65-Jährige überzeugt. „Wir spielen mit unserer Erde Russisch-Roulette.“ Das vorrangige Streben nach wirtschaftlichem Profit sei eine Sackgasse. „Die Art wie wir leben, macht uns krank“, erklärte Cordula Weimann. „Je gesünder ich selber lebe, desto gesünder lebt auch unsere Erde.“

Es gib über 90 Gruppen von „Omas for Future“ in Deutschland

Sie setzt der aktuellen Krisen-, Kriegs- und Katastrophenstimmung Ziele und Visionen entgegen und erläutert das etwa am Beispiel Kopenhagen. Die dänische Hauptstadt sei bereits vor mehr als einem halben Jahrhundert als menschenfreundliche Stadt konzipiert, der Autoverkehr drastisch zugunsten des Fahrrads reduziert und platzfressende Luxusautos durch immens hohe Besteuerung fast gänzlich von den Straßen vertrieben worden. Krankheiten gerade durch Luftverschmutzung seien sehr viel weniger geworden, die nachhaltige Nutzung auch innerstädtischer Flächen mache eine Nahrungserzeugung im großen Stil direkt vor Ort möglich. „Solche Ziele schaffen Antrieb und Energie“, sagte Cordula Weimann, „wir Omas und Opas entscheiden die Zukunft.“ Das gelte ganz besonders für die Frauen 50plus, von ihr als bislang „schweigendes Viertel“ der Gesellschaft bezeichnet.

Über 90 Gruppen von „Omas for Future“ gibt es mittlerweile in Deutschland. Der Einfluss der erst vor wenigen Jahren ins Leben gerufenen Bewegung reicht mittlerweile bis nach Berlin und Brüssel.

So klar Cordula Weimanns Aussagen zur Zukunft des Planeten, so deutlich auch ihre Antwort auf Publikumsfragen zur Zusammenarbeit mit Organisationen wie „Omas gegen rechts“. „Wir kommen nur miteinander in die Zukunft“, erteilte die 65-Jährige der aktuellen Spaltung der Gesellschaft eine klare Absage und ermunterte zu Gespräch und Dialog auch mit anders denkenden Menschen.