Alexander Wehrle will E-Sport wieder beim VfB Stuttgart etablieren. Foto: imago/Sven Simon

Der VfB Stuttgart plant ein Comeback im E-Sport, nachdem er sein erfolgreich begonnenes Projekt vor zwei Jahren aus wirtschaftlichen Gründen stillgelegt hat. Nun erfolgt die Kehrtwende – mit dem Ziel Virtuelle Bundesliga.

So ganz hatte man sich beim VfB Stuttgart nie wirklich vom Projekt E-Sports getrennt. Der offizielle Twitter-Account des Stuttgarter E-Sport-Teams ist immer noch existent, wenn auch seit knapp zwei Jahren inaktiv. „Der VfB kann seine Aktivitäten im E-Sport zur neuen Saison aufgrund der wirtschaftlichen Auswirkungen von Corona bis auf Weiteres nicht fortführen“, steht dort im letzten Beitrag. Zuvor hatte man drei Jahre in das Thema investiert und ein mehrköpfiges Team aufgebaut, dabei populäre Gamer wie „Marlut96“, „DrErhano“ und „Burak_May“ an sich gebunden.

Die Virtuelle Bundesliga als dritte große Marke der DFL

Nun steht das Comeback an. Die Stuttgarter planen einen Wiedereinstieg – auch, weil sie es müssen. Bereits im Dezember hat die DFL ihren Mitgliedern klargemacht, dass das Thema Virtuelle Bundesliga (VBL) in Zukunft eine noch größere Rolle einnehmen soll. Bereits im Jahr 2012 hat die Bundesliga diese eingeführt – und war damit international Vorreiter. Seit der Saison 2018/19 gibt es die sogenannte „VBL Club Championship“, an der in der aktuellen Saison 2021/22 insgesamt 26 Clubs aus der Bundesliga und 2. Bundesliga teilnehmen.

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Nun soll die Virtuelle Bundesliga neben der 1. und 2. Bundesliga als dritte große Marke der DFL etabliert werden. Nach Informationen unserer Redaktion geht die DFL-Führung unter der neuen Geschäftsführerin Donata Hopfen sogar so weit, dies in den Lizenzierungskriterien fest zu verankern. Ab der Saison 2023/24 muss daher jeder der 36 Proficlubs in Deutschland ein E-Sport-Team unterhalten, das in der Virtuellen Bundesliga antritt. Eine entsprechende Anpassung der Kriterien soll bald offiziell erfolgen.

Wehrle sah E-Sport bereits beim 1. FC Köln als Leuchtturmprojekt

Beim VfB Stuttgart steht man diesen Überlegungen offen gegenüber – was wiederum viel mit Alexander Wehrle zu tun hat. „Wir wollen nicht nur die Vorgaben erfüllen, sondern das Thema strategisch nutzen“, sagt der neue VfB-Vorstandschef. „E-Sport bietet die Möglichkeit, junge Fans zu erreichen und für den VfB ein Geschäftsfeld zu entdecken, das langfristig auch unser Kerngeschäft Profifußball stärken kann.“ Dass das Thema beim VfB kein neues ist, sei ebenso förderlich. „Wir starten nicht bei Null, weil wir bereits Erfahrungen mit E-Sport gesammelt haben. Aber wir fangen dennoch in diesem Bereich neu an und werden uns die nötige Zeit nehmen, um das Thema erfolgreich gestalten und 2023 mit einem wettbewerbsfähigen Team starten zu können.“

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Wehrle sah das Thema E-Sport bereits beim 1. FC Köln als Leuchtturmprojekt an, war die treibende Kraft hinter den Bestrebungen. Schaffte es unter anderem, Mercedes Benz als Sponsor und Mitinvestor zu gewinnen, nachdem das Unternehmen beim VfB aus dem E-Sport-Sponsoring ausstieg. Gemeinsam übernahm man „SK Gaming“ und integrierte das populäre Team in den Club. Zum einen, um einen gewissen Imagetransfer anzukurbeln, neue, junge Zielgruppen an den Club zu binden. Zum anderen als strategisches Investment, mit dem man signifikante Einnahmen generieren kann.

„Unabhängig von der konkreten Ausgestaltung ist für mich klar, dass wichtige strategische Themen immer unabhängig von kurzfristigen sportlichen oder auch wirtschaftlichen Ereignissen betrachtet und gesichert werden müssen“, sagt der 47-Jährige mit Blick auf den VfB Stuttgart. „Das ist bei einem Fußball-Bundesligisten sicher komplizierter als in anderen Branchen. Aber wir verlieren viel zu viel Substanz und auch Zukunftsfähigkeit, wenn wir strategische Felder nicht kontinuierlich besetzen und entwickeln. E-Sport ist dafür nur ein Beispiel.“