Die Polizei ist besorgt: Immer mehr Jugendliche tragen Messer bei sich (Symbolbild). Foto: Kiko Camaclang

Ein paar Jugendliche treffen sich an einer S-Bahnhaltestelle in Maichingen zu einer Aussprache. Es geht wohl um einen Beziehungsstreit. Als die Situation schon geklärt scheint, kommt es zur Eskalation: Ein 15-Jähriger wird erst mit Pfefferspray besprüht und dann mit einem Messer verletzt.

Maichingen - Dass es unter Jugendlichen in Beziehungsdingen zum Streit kommen kann, ist normal. Dass dabei jemand mit einem Messer verletzt wird, dagegen nicht. Genau dies ist am Donnerstagabend einem 15-Jährigen in Maichingen (Kreis Böblingen) passiert.

Wie die Polizei berichtet, wollte sich eine Gruppe von Jugendlichen zu einer Aussprache im Bereich der S-Bahnhaltestelle Maichingen-Nord treffen. Auslöser für den Streit war wohl eine Textnachricht an ein Mädchen. Nach Polizeiangaben hatten sich ein 15-Jähriger und der vermeintliche Freund des Mädchens verabredet, um die Differenzen zu klären. Das Treffen fand gegen 19 Uhr auf dem Parkplatz der S-Bahnhaltestelle statt. Beide Seiten hatten offenbar Verstärkung mitgebracht: Der 15-Jährige kam in Begleitung zweier weiterer Freunde, 15 und 16 Jahre alt. Der andere noch unbekannte Jugendliche brachte gleich fünf Unterstützer mit.

Nach einer Rangelei und einer Aussprache, an der laut Polizeibericht lediglich die beiden Kontrahenten beteiligt waren, schien der Streit zunächst geklärt. Alle Personen gingen gemeinsam durch die Unterführung.

Erst Pfefferspray, dann Messer

Dann kam es zur Eskalation: Ein 16-jähriger Begleiter des unbekannten Jugendlichen besprühte den 15-Jährigen plötzlich mit Pfefferspray. Ein weiterer unbekannter Jugendlicher, der ebenfalls als Unterstützer vor Ort war, zog plötzlich ein Messer. Um sich zu schützen, warf sich der 15-Jährige zu Boden. Der unbekannte Täter verletzte dessen Gesäß sowie einen Oberschenkel. Anschließend flüchteten die Angreifer sowie deren vier Freunde in Richtung der Straße „Kleines Egart“.

Mit einem größeren Aufgebot fahndete die Polizei nach der Tätergruppierung. Den 16-jährigen Tatverdächtigen, der den Jungen mit Pfefferspray attackiert hatte, erwischten die Beamten in der Straße „Kleines Egart“ zwischen zwei Gebäuden nahmen ihn vorläufig fest. Er wurde zum Polizeirevier Sindelfingen gebracht. Im Anschluss an die ersten Ermittlungen überstellten die Beamten den Jugendlichen an seinen Erziehungsberechtigen.

Identität der übrigen Jugendlichen noch unklar

Der 15-Jährige wurde laut Polizeiinformationen bei der Messerattacke nur leicht verletzt. Er wurde vom Rettungsdienst in ein Krankenhaus gebracht. Die Polizei ermittelt wegen gefährlicher Körperverletzung und sucht unter Telefon (0 70 31) 697-0 Zeugen, die Hinweise zu den unbekannten Geflüchteten geben können. Laut Polizeisprecher Peter Widenhorn wird es wohl nicht lange dauern, bis die Identität des Messerangreifers und der anderen Jugendlichen geklärt ist.

Dass zunehmend Jugendliche mit Messern herumlaufen und Streiterein dadurch schnell gefährlich eskalieren, bereitet dem Polizeihauptkommissar große Sorgen. „Die Messer sitzen locker, Es ist wirklich furchtbar“, sagt Widenhorn. Für dieses Phänomen gebe es ganz verschiedene Ursachen. „Das Thema Migrationshintergrund zählt dazu“, sagt Widenhorn auf Nachfrage. In manchen Kulturkreisen sei es nicht ungewöhnlich, ein Messer dabei zu haben.

„Wo ein Messer ist, ist gerne auch ein zweites“

Widenhorn macht aber auch deutlich, dass auch unabhängig von Herkunft und kultureller Prägung immer mehr Jugendliche zur Selbstverteidigung ein Messer mit sich führen würden. „Aber das ist eine trügerische Sicherheit“, sagt der Polizeisprecher, „denn wo ein Messer ist, da ist gerne auch ein zweites.“