Mit Haustieren zu verreisen, ist nicht immer die beste Option. Eine Tierschutzlehrerin erklärt, welche Alternativen es in Stuttgart gibt – und was unbedingt zu vermeiden ist.
Die Sommerferien stehen vor der Tür, damit steuert die Urlaubssaison auf ihren Höhepunkt zu. Für das Stuttgarter Tierheim bedeutet das, momentan Anruferin um Anrufer abwimmeln zu müssen. „Die Leute melden sich ständig bei uns, um ihre Haustiere vor dem Urlaub kurzfristig bei uns unterzubringen“, erzählt Pressesprecherin und Tierschutzlehrerin Petra Veiel.
Allerdings ist es im Tierheim Stuttgart gar nicht möglich, Hund oder Katze nur vorübergehend abzugeben. „Das können wir nicht leisten“, sagt Veiel. Sie zeigt auf, wer so etwas stattdessen anbietet, worauf die Besitzer achten sollten – und was am besten für die Tiere ist.
Kann ich mein Haustier mit in den Urlaub nehmen?
Das kommt auf das jeweilige Tier an. Für viele Hundebesitzer ist es undenkbar, ohne ihre treuen Vierbeiner zu verreisen. Daraus spricht aus Sicht von Petra Veiel erst einmal nichts – „solange der Hund geimpft ist und gerne im Auto mitfährt oder im Flugzeug respektabel untergebracht werden kann“. In einem ausgebauten Camper etwa könnten nicht nur Herrchen und Frauchen, sondern auch der haarige Begleiter eine schöne Zeit verbringen.
Als Positivbeispiel erwähnt Veiel eine Nachbarin, die jedes Jahr mit ihrem blinden Huhn an die Nordsee fahre. Für beide seien die Trips längst Routine. Katzen aus der gewohnten Umgebung zu reißen, bezeichnet die Tierschutzlehrerin allerdings als „sehr kritisch“. Auch bei Kleintieren wie Kaninchen, Hamster oder Meerschweinchen rät sie vehement davon ab.
Welche Möglichkeiten gibt es, Haustiere vorübergehend unterzubringen?
Während das Tierheim nicht vorübergehend aufnimmt, haben sich einige private Anbieter genau darauf spezialisiert. Veiel nennt das Tierhotel Königreich in Kornwestheim und die Hundepension The Beach Dog in Ludwigsburg. „In Stuttgart gibt es so etwas meines Wissens eher nicht, dafür aber im Speckgürtel“, sagt Veiel.
Eine weitere Option ist es, sogenannte Haustier-Sitter zu suchen. Das sind Menschen, die sich nach Absprache während der Urlaubszeit um die Tiere kümmern. Zu finden sind sie im Raum Stuttgart beispielsweise über den Freundeskreis Katze und Mensch und über Vermittlungsportale wie Pawshake oder Cat in a Flat. Für Hunde und Katzen besteht ein breites Angebot. Schwieriger ist es bei Nagetieren. Hier empfiehlt Veiel, sich bei der Tierschutzorganisation Meerschweinchenhilfe oder dem Verein Nagervermittlung Tipps einzuholen.
Was sollte man dabei beachten?
Eine Tierpension kann teuer werden. „Das kostet für manche einen zusätzlichen Jahresurlaub“, rechnet Veiel vor. Für einen Hund fallen im Tierhotel Königreich zwischen 43 und 51 Euro pro Tag an, für eine Katze zwischen 23 und 27 Euro pro Tag.
Darüber hinaus legt Veiel nahe, sich im Voraus mit der jeweiligen Unterbringung auseinanderzusetzen. Eine gute Pension lasse das Tier zur Probe wohnen. „Wir würden ja selbst auch nicht in irgendeinem Hotel übernachten, das wir uns gar nicht genau angeschaut haben. So sollten wir es bei Tieren auch handhaben.“
Was sollten Haustierhalter definitiv unterlassen?
Veiel rät dringend davon ab, in der Eile vor dem Urlaub auf das erstbeste Angebot zur Haustier-Betreuung auf Facebook oder Ebay Kleinanzeigen einzugehen. Das Problem: Ohne die Prüfung durch spezialisierte Portale ist nicht gesichert, dass die Betreuer auch wirklich in der Lage sind, sich angemessen um das Tier zu kümmern.
In fremder Obhut könne auch ein ansonsten gehorsamer Hund unberechenbar werden, warnt Veiel. Auch fehlende Absprachen seien dabei ein Problem. „Wir haben im Tierheim immer wieder den Fall, dass Menschen mit einem bissigen Hund vor der Tür stehen und noch nicht einmal den Namen der eigentlichen Besitzer kennen.“ Außerdem sei bei Unfällen mit Beteiligung des Tiers in solchen Fällen die Versicherungslage häufig unklar.
Was ist am besten für die Tiere?
Wer die Möglichkeit hat, sollte zunächst Familie, Freunde oder Nachbarn fragen, ob sie sich während des Urlaubs um das Haustier kümmern können. „Dann kann es in seiner gewohnten Umgebung bleiben.“ Gleichzeitig mache es den eigenen Urlaub entspannter, wenn man Hund oder Katze in bekannten Händen wisse.
Das negative Gegenstück dazu ist ein Fall, der sich laut Veiel im vergangenen Jahr im Tierheim zutrug. Damals habe man wieder einmal einen Hundehalter abwimmeln müssen, der seinen Vierbeiner für die Urlaubszeit habe unterbringen wollen. Auf die Absage habe der Besitzer mit den Worten reagiert: „Dann gebe ich meinen Hund einfach ab und hole mir nach dem Urlaub einen neuen.“ Ein solches Verhalten ist für Veiel ein Unding. Denn: „Tiere sollten das wertvollste Gut sein, das wir in unserer Obhut haben.“