Klaus Reinhardt sieht Kinder als die großen Verlierer der Pandemie. Foto: dpa/Gregor Fischer

Der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, hat eine intensivere Corona-Impfkampagne gefordert. Einschränkung von Freiheitsrechten für Ungeimpfte lehnt er hingegen ab.

Berlin - Der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, lehnt die Einschränkung von Freiheitsrechten für Ungeimpfte ab und fordert eine Intensivierung der Impfkampagne von Seiten der Politik. Es gehe darum, durch konsequente Aufklärung die noch Unentschiedenen zu erreichen, sagte Reinhardt der Düsseldorfer „Rheinischen Post“ vom Dienstag. Gebraucht werde eine Impfkampagne, die alle erreiche: „Ich vermisse den TV-Spot zum Impfen vor der Tagesschau.“

Außerdem müsse direkt vor Ort informiert werden, „und zwar genau da, wo die Impfbereitschaft bisher gering ist“, sagte Reinhardt weiter. „Wir müssen nicht nur Sportvereine, wir müssen Kulturvereine und Glaubenseinrichtungen für die Impfkampagne mit ins Boot holen“, betonte der Ärztepräsident und fügte hinzu: „Statt zu verordnen, müssen wir vor Ort sein.“

Ärztepräsident: Kinder sind Verlierer der Pandemie

Jeder Erwachsene stehe „in der Verantwortung, durch seine Impfung dazu beizutragen, das Infektionsgeschehen niedrig zu halten - auch zum Schutz der Kinder.“ Sie seien bisher die großen Verlierer der Pandemie. „Ich warne vor einer erneuten sozialen Isolierung von Kindern und Jugendlichen, das wäre unverantwortlich“, so Reinhardt.

Er wandte sich zugleich gegen die Einschränkung von Freiheitsrechten für Ungeimpfte. Das käme einer indirekten Impfpflicht gleich. „Das halte ich für falsch“, sagte Reinhardt. „Nicht jeder Impfwillige hat bisher ein Impfangebot wahrnehmen können. Das liegt auch an der Urlaubszeit.“ Er verwies zudem auf die Menschen, für die es kein Impfangebot gebe: „Kinder unter zwölf Jahren, Schwangere, Menschen mit bestimmten Erkrankungen. Diese Menschen darf man nicht vom gesellschaftlichen Leben ausschließen.“

Er gehe davon aus, dass die Infektionszahlen angesichts der Lockerungen und der Verbreitung der Delta-Variante steigen werden. „Die Frage, inwieweit die erhöhten Inzidenzwerte zu einer Belastung des Gesundheitssystems führen werden, hängt aber maßgeblich von der Impfquote ab“, sagte der Ärztepräsident. „Zum jetzigen Zeitpunkt ist in Anbetracht der noch nicht ausreichenden Durchimpfungsrate eine gewisse Vorsicht unverändert angemessen“, betonte er.