Der Hauptsitz der Volksbank Stuttgart in der Daimlerstraße Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Das Stuttgarter Finanzinstitut kann auf einen Gewinnsprung verweisen. Die Zahl der Genossenschaftsmitglieder sank 2021 indes um fast 1700.

Frankfurt/Stuttgart - Eine Sonderdividende hat der Volksbank Stuttgart einen Gewinnsprung beschert: Das Ergebnis vor Steuern stieg 2021 um 19 Prozent auf 47 Millionen Euro. Das Plus geht hauptsächlich darauf zurück, dass die DZ Bank – das Zentralinstitut der Genossenschaftsbanken – 2021 gleich zwei Dividenden an die Mitgliedsinstitute zahlte, nachdem es 2020 keine Ausschüttung gegeben hatte. Die Volksbank Stuttgart erhielt fast neun Millionen Euro von der DZ Bank.

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Ohne diese Ausschüttung wäre der Zinsüberschuss der Stuttgarter rund sechs Millionen Euro niedriger ausgefallen als 2020. Daran änderten auch die im vergangenen Jahr eingeführten Negativzinsen für Kunden mit hohen Guthaben nichts. Bislang seien erst mit 800 Bestandskunden Vereinbarungen über die Erhebung von Minuszinsen geschlossen worden, sagte Bankchef Stefan Zeidler. Ein Teil von ihnen habe Geld vom Konto in andere Anlageformen umgeschichtet und müsse deshalb keine Zinsen zahlen.

Kunden investieren vermehrt in Fonds und andere Finanzprodukte

Ihre Provisionseinnahmen steigerte die Volksbank um acht Millionen Euro. Bankchef Zeidler führte den Anstieg auf das zunehmende Interesse der Kunden an Wertpapieren, Versicherungen und Bausparplänen zurück. Die hohe Inflationsrate habe vielen Menschen vor Augen geführt, dass ihr Geld auf dem Bankkonto an Wert verliere, sagte Zeidler.

Allerdings gibt es bei der Volksbank Stuttgart auch eine Art Bonuspunkte-System, das Kunden mit einer Vielzahl verschiedener Finanzprodukte niedrigere Kontogebühren beschert. Für Kontoinhaber, die nur wenige Dienstleistungen nutzen, führte das im Oktober 2020 eingeführte „Hausbankmodell“ dagegen zu Mehrkosten.

Nach BGH-Urteil 60 000 Euro erstattet

Nach Angaben Zeidlers kündigten im vergangenen Jahr 600 der insgesamt 276 000 Kunden unter Verweis auf die Kontogebühren. Überdies machten nach einem Urteil des Bundesgerichtshofs vom April 1500 Kunden von der Möglichkeit Gebrauch, durch die Preiserhöhung in der Vergangenheit aufgelaufene Mehrkosten zurückzufordern. Diesen Forderungen habe die Bank entsprochen und im Schnitt 40 Euro pro Kunde erstattet, sagte Zeidler. Insgesamt wurden 60 000 Euro ausgezahlt.

Unter den 600 Kunden, die der Bank den Rücken kehrten, waren viele auch Genossenschaftsmitglieder. Insgesamt schrumpfte deren Zahl um 1665 auf 175 077. Rund 800 Mitglieder wurden allerdings von der Volksbank selbst ausgeschlossen. Sie hätten gar kein Konto bei der Bank gehabt, erklärte Zeidler zur Begründung: „Wir wollen nur noch Mitglieder haben, die auch Geschäft mit uns machen.“

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Inwieweit die Sonderdividende der DZ Bank in diesem Jahr an die Mitglieder weitergegeben werden kann, werde noch geprüft. Keinesfalls werde die Ausschüttung aber niedriger sein als im Vorjahr, damals betrug die Dividende zwei Prozent. Zum Vergleich: Für das Geschäftsjahr 2018 hatten die Mitglieder der Volksbank Stuttgart noch eine Dividende von vier Prozent auf ihre Anteile zum Stückpreis von 50 Euro erhalten. Auch der Rückgang der Dividenden sei wohl ein Grund für die bei Genossenschaftsbanken bundesweit sinkenden Mitgliederzahlen, räumte Zeidler ein.