Das Böblinger Vokalensemble präsentierte britische Chormusik. Foto: Eibner/Andreas Ulmer

Das Vokalensemble präsentiert britische Chormusik in der gut besuchten Böblinger Stadtkirche – ein herausragendes Konzert mit bewegenden Momenten.

Hierzulande ist englische Chormusik, ob geistlich oder weltlich, wenig bekannt. Dabei hatte England in den vergangenen Jahrhunderten eine große Chortradition. Nicht umsonst sind Komponisten wie Haydn, Mendelssohn-Bartholdy und Händel zu großen Konzerttourneen auf die britische Insel gestartet beziehungsweise haben sogar dort gelebt. Am Sonntag entführte das Böblinger Vokalensemble sein Publikum in die Welt der englischen Chormusik aus fünf Jahrhunderten.

Dirigent Tilman Jäger und sein Team hatten ein Programm zusammengestellt, das auf große Resonanz stieß: In der Böblinger Stadtkirche mussten noch etliche Stühle herangeschleppt werden, um für alle Zuhörer einen Sitzplatz zu organisieren. In rund 90 Minuten erklangen 14 Kompositionen, die es dem Chor ermöglichten, sein Können zu zeigen.

Emotional gesungene Chormusik wirkt

Zwischenspiele gab es mit dem „Salut d’amour“ für Geige und Orgel von Edward Elgar, stilvoll interpretiert von Gisela Bergdolt und Lukas Bauer. Organist Simon Forberg demonstrierte seine Musikalität im ersten Satz von Elgars Orgelsonate. Der Spätromantiker formte Klänge, wie es Franz Liszt nicht hätte besser machen können. Forberg brachte sie durch den variationsreichen Einsatz der einzelnen Orgelregister wirkungsvoll zum Klingen.

Das Vokalensemble unter der Leitung von Tilman Jäger Foto: Eibner/Andreas Ulmer

Das Publikum durfte auch mal mitsingen, etwa bei Scholefields „The day you gavest“ und bei Holsts „In the bleak midwinter“. Die Chormitglieder postierten sich dazu jeweils im Raum und demonstrierten, wie emotional gesungene Chormusik wirken kann. Das lag nicht nur an der äußerst präzisen Wiedergabe, zum Beispiel, wenn alle bei dem Anfangsbuchstaben „A“ tatsächlich zusammen sangen, sondern auch an der virtuosen Beherrschung feinster Lautstärkeabstufungen und sehr harmonisch anwachsenden Forte-Steigerungen.

Besonders beeindruckend waren die leisen Passagen, die dennoch viel klangliche Substanz aufwiesen, etwa auch, wenn die Lieder quasi im Nichts verlöschten.

Die Zugabe war „Greensleeves“

Teilweise wurden die Texte auch vorgelesen. Besonders bewegend war dies bei Parrys „Old belief“, das sich auf den Tod junger englischer Männer in Schützengräben des Ersten Weltkrieges bezieht. Diese traurige Tatsache hatte auch Benjamin Britten zu seinem „War Requiem“ veranlasst, dass 1984 in Böblingen eindrucksvoll aufgeführt wurde.

Ein solch herausragendes Konzert endet natürlich nicht ohne Zugabe. Dirigent Tilman Jäger hatte den historischen Folksong „Greensleeves“ aus dem 16. Jahrhundert bearbeitet und erläuterte die Hintergründe dieses Evergreens. Auch das Publikum zeigte musikalische Qualitäten: zum Abschluss spendete es sehr rhythmisch geklatschten Beifall.