Trauriger Schlusspunkt: Eduard Löwen (Nummer 38) verlädt VfB-Torhüter Florian Müller In unserer Bildergalerie blicken wir auf die besten Momente des Spiels zurück. Foto: Foto: imago

Eine engagierte Leistung, aber wieder kein Sieg. Beim 1:1 gegen den VfL Bochum gibt der VfB Stuttgart kurz vor Schluss den Sieg noch aus der Hand. Und ist hinterher entsprechend niedergeschlagen.

Stuttgart - Dreiundneunzigeinhalb Minuten wähnte sich der VfB Stuttgart auf der Siegerstraße, die 20 095 Fans fieberten dem ersten Erfolg nach zuvor sieben sieglosen Spielen entgegen. Doch das Spiel dauerte nicht dreiundneunzigeinhalb, sondern 94 Minuten, und praktisch mit der letzten Aktion der Partie waren alle Hoffnungen dahin. Konstantinos Mavropanos verschätzte sich nach einem Pass im Strafraum und grätschte Bochums Sebastian Polter von hinten in die Beine. Der eingewechselte Eduard Löwen traf noch zum 1:1-Ausgleich – und stürzte die Gastgeber in die nächste Depression.

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„Es ist schon hart zu nehmen im Moment“, haderte Sportdirektor Sven Mislintat. „Der Rückschlag ist ärgerlich. Mit der Spielleistung, die wir auf den Platz brachten, hätten wir drei Punkte verdient gehabt.“ Torhüter Florian Müller ergänzte: „Das Unentschieden ist einfach zu wenig, es ist sehr enttäuschend und bitter. Wir müssen vorher den Sack zu machen. Wir waren die bessere Mannschaft, hätten den Sieg verdient gehabt. Doch ich bin sicher, dass wir uns von dem Tiefschlag erholen können, wir werden in den nächsten Wochen Gas geben.“

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Am Ende hieß es 1:1 statt 1:0 – die Situation im Tabellenkeller der Fußball-Bundesliga hat sich nach dem 23. Spieltag weiter verschärft. Dass sich der Rückstand auf den Relegationsrang 16 durch die Augsburger Niederlage gegen den SC Freiburg auf drei Punkte verringert hat, diente niemandem als Trost. Am Freitag (20.30 Uhr) steht das nächste schwere Auswärtsspiel bei der TSG Hoffenheim auf dem Programm. Und dem VfB läuft zehn Spieltage vor Saisonende langsam die Zeit davon.

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Ein Sieg gegen den Aufsteiger aus dem Ruhrgebiet wäre deshalb fast schon Pflicht gewesen. Und der VfB hatte es selbst in der Hand, die drei Punkte frühzeitig einzutüten. Nach der Führung durch ein Eigentor des Bochumers Armel Bella Kotchap (55.) ließen Matarazzos Mannen beste Chancen auf die Vorentscheidung liegen. Allen voran Orel Mangala. Nach tollem Zuspiel per Außenrist durch Chris Führich stand der Belgier mutterseelenallein vor Torhüter Manuel Riemann. Doch Mangala vergab kläglich (75.). Was sich später rächen sollte.

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Während VfL-Coach Thomas Reis von einem „glücklich verdienten Punkt“ sprach, trottete sein Pendant von der VfB-Bank mit hängenden Schultern von dannen. Pellegrino Matarazzo murmelte von einem „sehr, sehr bitteren Ausgang des Spiels“, der „symbolisch für unsere Saison“ steht. Am Samstag hatte er weitgehend auf dieselbe Elf vertraut, die in der Woche zuvor beim 2:4 in Leverkusen leichte Aufwärtstendenzen erkennen ließ. Davon war gegen den VfL lange Zeit aber nicht viel zu sehen. Unsicher agierte der VfB, wirkte hinten anfällig und nach vorne einfallslos. Erst recht, als auch nach 20 Minuten noch Silas Katompa Mvumpa verletzt vom Platz musste. Der gerade auf dem Weg zu alter Form befindliche Angreifer kugelte sich nach einem heftigen Rempler die Schulter aus. Am Abend wurde sie unter Narkose wieder eingerenkt. Silas wird dem VfB mehrere Wochen fehlen.

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Dass es auch ohne ihn gehen kann, bewiesen nach dem Seitenwechsel Omar Marmoush,Tiago Tomas und Chris Führich, Das Angriffstrio trat nun aufs Gas und beschäftigte den Gegner mehr als in den 45 Minuten zuvor. Am Ende sollte es nicht reichen. Weil Mavropanos einen Blackout-Moment erwischte und hinterher Trost wie jenen von Torhüter Müller nötig hatte: „Fehler passieren, aber wir fangen ihn wieder auf.“ Und weil Müller im finalen Duell mit Eduard Löwen das Nachsehen hatte. Die beiden kennen sich schon lange, Müller wusste, dass der Bochumer immer in die rechte Ecke schießt. Also hechtete er beim Elfmeter nach rechts. Doch auch Löwen hatte seinen Kopf eingeschaltet und ahnte Müllers Gedankenspiele voraus. Also schoss der Bochumer nach links – und traf den VfB damit mitten ins Herz.