Hoffenheims Coach André Breitenreiter (re.) mit Mittelfeldspieler Christoph Baumgartner. Foto: imago/Juergen Engler

1899 Hoffenheim ist nach starkem Saisonstart in die Krise gerutscht. Wo sieht Trainer André Breitenreiter die Gründe? Wie will er im Spiel gegen den VfB Stuttgart die Wende schaffen?

So ein wenig schien es ja, als müsse er sich zwingen, sich kurz zu fassen. Aber: Er hatte es sich ja vorgenommen. „Wenn ich sage, dass wir nicht so viel reden sollen, dann muss ich das auch vorleben“, meinte André Breitenreiter – und versuchte tatsächlich, sich bei jeder seiner Antworten so kurz wie möglich zu halten.

Was es damit auf sich hatte am Montagvormittag? Am Tag vor der Partie gegen den VfB Stuttgart (Dienstag, 20.30 Uhr) wollte André Breitenreiter ein Zeichen setzen. „Es ist ein richtungsweisendes Spiel“, sagte er – und betonte mit ernstem Blick: „Die Zeit des Redens ist vorbei – es geht ausschließlich um Taten.“ Alle, „die mit der TSG zu tun haben“, müssten sich hinterfragen, ob „sie alles dafür tun, Spiele zu gewinnen“.

Eben dieses Gewinnen von Bundesliga-Partien hat sich bei den Hoffenheimern zum Problem entwickelt. Vier von den ersten sechs Partien der Saison hatten die Kraichgauer unter dem neuen Coach Breitenreiter noch gewonnen. Dann aber machten Leistungsschwankungen die Bilanz kaputt. Nun, am letzten Spieltag der Vorrunde blickt man bei der TSG auf zehn Partien zurück, in denen nur ein Sieg gelang. Zuletzt setzte es vier Niederlagen in Folge, der Vorsprung auf den VfB beträgt lediglich drei Punkte.

Dauerthema Mentalität

Als „Spiegelbild der Saison“ bezeichnete Breitenreiter das Auswärtsspiel am vergangenen Samstag beim 1. FC Union Berlin. Nach einer guten Vorstellung führte seine Mannschaft zur Pause mit 1:0 – am Ende hieß es 1:3, weil die Hoffenheimer dem Berliner Druck nicht hatten standhalten können. „Wir haben nicht mehr Fußball gespielt“, klagte TSG-Torhüter Oliver Baumann. Union habe sein Team „mit Mentalität geschlagen“, ergänzte Breitenreiter. Und das ärgert ihn.

Dass es nicht an mangelnder Qualität liegt, dass die Hoffenheimer mehr Spiele verlieren als gewinnen. Auch ein mentales Problem gäbe es nicht: „Es ist keine Frage des Kopfes, sondern eine des Willens.“

Den möchte er gegen den VfB von seinem Team sehen – weil er festgestellt haben will, dass sich der Kontrahent vom Dienstag genau in diesem Bereich verbessert hat. „Der VfB ist jetzt deutlich aggressiver, verteidigt hart und spielt mit Willen und Mentalität“, sagte Breitenreiter – und forderte mit Blick auf seine Schützlinge: „Wir brauchen Spieler, die sich in die Verantwortung nehmen, die Führungsqualitäten zeigen.“

Zwei Ex-Stuttgarter fehlen

Grischa Prömel ist ein solcher Spieler, fehlt aber ebenso verletzt wie Jacob Bruun Larsen. Ozan Kabak ist gesperrt. Ob die angeschlagenen Kevin Akpoguma, Kevin Vogt und Dennis Geiger einsatzbereit sind, entscheidet sich erst kurzfristig. Mit dabei sein wird Ermin Bicakcic – allerdings nicht von Beginn an. Nach einer langen Leidenszeit nach einem Kreuzbandriss hat der ehemalige Abwehrspieler des VfB Stuttgart am Samstag erst sein erstes Saisonspiel gemacht, und das nur für wenige Minuten.

Trotzdem sei es wichtig, meinte Breitenreiter, „dass er dabei ist“. Warum? Wegen „seiner Mentalität und seinem Willen“. Das Thema also ist gesetzt für Dienstagabend – auch wenn André Breitenreiter doch gar nicht viel sagen wollte.