Debatten gab es auch um den Impfstatus von Joshua Kimmich. Foto: AFP/CHRISTOF STACHE

Nationalspieler in Quarantäne, zahlreiche Spielausfälle: Aufgrund der sich verschärfenden Corona-Situation ist auch eine Diskussion um eine Impfpflicht für Profisportler entbrannt.

Frankfurt/Main - In diesen chaotischen Tagen bei der Nationalmannschaft ist für Hansi Flick guter Rat wenigstens nicht teuer - denn er ist nur einen Anruf entfernt. Noch im Februar hatte er Karl Lauterbach abwertend als „sogenannten Experten“ bezeichnet, mittlerweile ist der SPD-Gesundheitspolitiker eine wichtige Anlaufstelle für den Fußball-Bundestrainer in Corona-Angelegenheiten. „Wenn irgendwas ist, dann frage ich auch mal nach“, sagte Flick im ARD-Radio-Interview - und Gesprächsbedarf gibt es freilich genug.

Denn während das Robert Koch-Institut am Donnerstag den besorgniserregenden Rekordwert von über 50.000 Neuinfektionen verkündete, hat die sich drastisch verschärfende Pandemie-Lage auch den Sport mit voller Wucht eingeholt - Flick erlebt dies hautnah mit. Erst sorgte die hitzige Debatte um Impfskeptiker Joshua Kimmich für Aufregung, dann Niklas Süles Coronainfektion und die Quarantäne-Anordnung für vier weitere Nationalspieler um den ungeimpften Kimmich. Und nun ist daraus sogar eine Diskussion um eine Impfpflicht für Profisportler entbrannt.

Flick hört auf Lauterbach

Auf Sinn oder Unsinn eines solchen Zwangs wollte Flick nicht eingehen, doch seine Haltung zur Impfung ist klar. Auch der Austausch mit Lauterbach habe dazu geführt, dass der Bundestrainer in der Impfung „den einzigen Ausweg aus der Pandemie“ sieht. „Er hat mir bestätigt, dass die Impfung eine Sache ist, die man einfach machen muss“, sagte der 56-Jährige. Die Frage, ob nur noch geimpfte Spieler in den Kader berufen werden sollten, sieht Flick aber bei den Klubs verortet.

Für Karl-Heinz Rummenigge ist der Fußball beim Thema Impfpflicht allerdings generell nicht in der Verantwortung. „Ich kann nichts fordern, das kann nur die Politik. Die wird für den Fußball nicht irgendeine Lex machen, sondern es muss eine Regelung für alle im ganzen Land geben, unabhängig davon, ob sie Fußball spielen oder nicht“, sagte der frühere Vorstandsboss von Rekordmeister Bayern München am Rande der Veranstaltungsreihe „Menschen in Europa“ in Passau.

Handball-EM wohl eine 2G-Veranstaltung

Doch die Frage zum Umgang mit ungeimpften Profis beschäftigt längst nicht mehr nur den Fußball allein. Uwe Schwenker, Präsident der Handball-Bundesliga (HBL), deutete im Interview mit dem NDR bereits an, dass die WM der Frauen in Spanien (2. bis 19. Dezember) und die EM der Männer in Ungarn und der Slowakei (14. bis 30. Januar) wohl als reine 2G-Veranstaltungen durchgeführt werden - also nur mit geimpften und genesenen Spielern und Staff-Mitgliedern.

Und auch die Lage in Deutschland beobachtet die HBL genau. „Wir haben bislang - was die erste Liga betrifft - wenig bis gar keine Impfdurchbrüche gehabt, aber natürlich schon leidvolle Erfahrungen in der zweiten Liga gemacht“, sagte Schwenker: „Da sind etliche Spiele in der Vergangenheit ausgefallen.“ Auch in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) sowie in der 2. und 3. Liga der Fußballer war es bereits zu zahlreichen Spielabsagen aufgrund von Coronafällen oder Quarantänemaßnahmen gekommen.

„Müssen aufmerksam sein“

In immer mehr Stadien und Hallen gilt auf den Tribünen bereits eine 2G-Regel - geht es nach Oke Göttlich, Präsident des Fußball-Zweitligisten FC St. Pauli, sollten auch auf dem Platz nur noch geimpfte oder genesene Profis mitmachen dürfen.

„Ich bin klarer Befürworter für 2G - für sämtliche Akteure im Fußball, für alle“, sagte Göttlich im NDR-Interview, denn die Entwicklung der Corona-Lage bereite ihm Sorge. „Wir müssen in der Bundesliga wieder absolut aufmerksam sein“, warnte er. Und längst nicht mehr nur da.