Die Polizei sucht noch immer nach einer 16-jährigen Vermissten aus Remshalden. Foto: Phillip Weingand/geschichtenfotograf.de

Noch immer wird fieberhaft nach der 16 Jahre alten Remshaldenerin gesucht. Unter vielen Hinweisen ist auch jener eines angeblichen Hellsehers – die Polizei erklärt, wie sie damit umgeht.

Wo ist Julia W.? Seit vergangenem Dienstag, 9.17 Uhr, fehlt von der 16 Jahre alten Schülerin jede Spur. Die Polizei kann sich das Verschwinden der Jugendlichen nicht erklären. Bislang ist bekannt, dass die Vermisste am Dienstag, 24. Januar, in Grunbach zur S-Bahn zu ihrer Schule in Stuttgart-Sommerrain aufgebrochen war. Dort kam sie jedoch nicht an. Die Polizei hält es für möglich, dass sie in Stuttgart – beispielsweise in Bad Cannstatt oder am Hauptbahnhof – in die S-Bahn der Linie S 1 gestiegen sein könnte. Denn diese Linie fährt nach Kirchheim unter Teck – dort wurde Julia um 9.17 Uhr dabei gefilmt, wie sie in eine Teckbahn in Richtung Lenningen (Kreis Esslingen) stieg. Dann verliert sich die Spur.

Erkenntnisse erhofft sich die Polizei von einem Unbekannten, der zeitgleich mit der Schülerin in die besagte Teckbahn gestiegen ist: „Vielleicht kann er sagen, wo die Vermisste ausgestiegen ist“, sagt der Polizeisprecher Rudolf Biehlmaier. Der Mann trug eine Wintermütze, eine schwarze Jacke mit Kapuze und eine schwarze Jogginghose mit vier weißen Applikationen. Er hatte sich vor dem Einsteigen am Bahnsteig aufgehalten und telefonierte dort. Auch ein schwarzer Rucksack der Marke Bainuote könnte Aufschluss geben – die Vermisste hatte ihn am Tag ihres Verschwindens dabei. Julia ist Brillenträgerin, sie hat eine Zahnspange, ist rund 1,60 Meter groß und wiegt etwa 50 Kilogramm. Sie trug eine braune Winterjacke mit Fellbesatz.

Wie geht die Polizei mit den Tipps eines selbst ernannten Sehers um?

Unterdessen hat sogar ein angeblicher Hellseher der Polizei seine Hilfe angeboten. Er hat unserer Redaktion, aber auch der Polizei zwei Google-Maps-Koordinaten zugeschickt – beide Orte befinden sich auf einer Wiese zwischen Remshalden-Grunbach und Weinstadt-Großheppach. Der Mann kommt aus Siegburg in Nordrhein-Westfalen und gibt an, der Polizei schon mehrmals bei der Suche nach Vermissten geholfen zu haben. Als Referenz schreibt er, er habe in der vergangenen Woche bei Euskirchen in der Eifel den Fundort der Leiche einer Frau vorhergesagt, die Suizid begangen hatte. Auf Nachfrage bestätigt ein Sprecher der dortigen Polizei, dass es diesen Fall gab. „Der Fundort war aber nicht dort, wo der Mann vorhergesagt hatte – fairerweise muss man aber sagen, dass er sich zumindest in der Nähe befunden hat.“ Auch wenn er selbst angeblichen übersinnlichen Fähigkeiten skeptisch gegenüberstehe, greife die Polizei in solchen Fällen nach jedem Strohhalm. [Update: Der Siegburger hat sich nach der Veröffentlichung unseres Artikels erneut in unserer Redaktion gemeldet und betont, der von ihm damals vorhergesagte Fundort sei präzise gewesen. Eine Suche der Polizei bei den von ihm angegebenen Koordinaten in Remshalden blieb jedoch ergebnislos.]

Im Remshaldener Vermisstenfall sind mehrere Hinweise bei der Polizei eingegangen. „Wir gehen grundsätzlich jedem davon nach“, so Rudolf Biehlmaier – also auch jenem des vorgeblichen Hellsehers. Bislang habe noch keiner der Tipps zum Aufenthaltsort der Jugendlichen geführt – „und wenn viele Hinweise vorliegen, müssen wir auch priorisieren“, sagt der Sprecher. Hinweise im Vermisstenfall Julia W. nimmt die Polizei unter 0 71 51 / 95 03 33 entgegen.