Der junge Waldkauz hält ein Nickerchen im Schönbuchwald. Foto: /Werner Schaal

Der Tübinger Naturfotograf Werner Schaal hat seine schönsten Fotografien aus dem Schönbuch erneut in einem Jahreskalender verewigt. Die Kreiszeitung verlost zehn Exemplare.

Kreis Böblingen - Stolz sitzt der Eisvogel auf dem hauchdünnen Ast – sein rostbraun-dunkelblaues Federkleid hat auf dem Rücken einen kecken hellblauen Streifen. Fast wirkt er zum Greifen nah, wie er dort sitzt, denn auch kleinste Details des Vogels sind erkennbar. Um ihn vor die Linse zu bekommen, musste Hobbyfotograf Werner Schaal viel Geduld mitbringen: „Ich habe beobachtet, dass er regelmäßig zu dem Weiher kommt und mich dann versteckt und auf den richtigen Moment gewartet.“

Werner Schaal, von Berufs wegen Bauingenieur, hat mit seiner Leidenschaft für das Fotografieren einmal mehr einen zauberhaften Jahreskalender mit vielseitigen Impressionen des Schönbuchs zusammengestellt. Der erscheint nun schon das 22. Jahr in Folge: „Schönbuch Impressionen 2022“.

Bilder von großer Ruhe

Gleich das erste Kalenderblatt verspricht eine magische Reise durch das neue Jahr: Es zeigt die historisch bedeutsame Lindenallee im Einsiedel als verschneite Winterlandschaft. Links und rechts der Allee stehen die jahrhundertealten Linden, die Werner Schaal festgehalten hat, als sie mit Puderzuckerschnee bestäubt waren. Einst sei in dem Gebiet im östlichen Schönbuch ein großer Fluss gewesen, erzählt der Fotograf. Das Bild kommt ohne viel Farbe aus: der Schnee als kontrastierendes Weiß zu den dunklen Linden und der Allee. Doch gerade deshalb erzeugt es eine ganz eigene Ruhe und Melancholie.

Ein weiterer Hingucker im Kalender ist die Rotwild-Familie, die mit ihren Jungen im Gras döst. „Im Mai und Juni kommen die Jungen auf die Welt“, weiß Werner Schaal. Seit zehntausenden Jahren lebt die größte wild lebende Säugetierart in unseren Wäldern. In Baden-Württemberg ist das Rotwild, dessen Stangen auch das Wappen der Württemberger zieren, nur in ausgewiesenen Gebieten heimisch – eines davon ist der Schönbuch. Das liege daran, dass Rotwild häufig als als störend angesehen wird, erklärt Schaal, denn es knabbere die Rinde von den Bäumen und fresse durchaus auch mal gerne junge Baumspitzen. Weil das Land das Wild aber nicht uneingeschränkt zum Abschuss freigeben wollte, entstand das 4000 Hektar große Rotwildgatter im Schönbuch.

Insektensterben ist „erschreckend“

„Unsere Natur gerät immer mehr unter Druck“, sagt Schaal. Deshalb brauche es zum Beispiel weniger Holzwirtschaft: „Den Wald mehr sich selbst überlassen“, wünscht sich der Tübinger. Dass der natürliche „Kreislauf“ schon länger durcheinandergeraten sei, erkenne er auch am massiven Insektensterben: „Früher gab es auf den Wiesen Insekten ohne Ende“, erinnert sich Schaal, „jetzt manchmal gar keine, das ist erschreckend.“

Zum Sonnenaufgang auf Fotopirsch

In der Regel ist der passionierte Hobbyfotograf „ein bis zwei Mal“ in der Woche zum Fotografieren in der Natur, doch auch da käme „einiges zusammen“ – manchmal wundere er sich selbst darüber wie viele verschiedene Motive die Natur hergibt. Wie beispielsweise auch den Fuchs, der uns auf dem Juni-Kalenderblatt begrüßt. Dass Werner Schaal es geschafft hat, das eigentlich scheue Tier abzulichten, sei eher „ein Zufall“ gewesen, erzählt er. „Das Foto ist im Juni entstanden. Wenn die Jungen da sind, jagen Füchse auch mal bei Tag.“ Sonst seien die Mäusejäger bevorzugt in der Nacht und Dämmerung unterwegs.

Werner Schaal hat eine bevorzugte Tageszeit

Auch der Waldkauz, den es auf der April-Seite des Kalenders zu bestaunen gibt, sei als Fotomotiv „schwer zu finden“. Doch wenn man dann das Glück hat, ein Jungtier ausfindig zu machen, wird man belohnt: „Sie sind oft noch ohne Scheu“, erklärt Werner Schaal. Der Höhlenbrüter könne durchaus auch mal zwei Meter vom Wegesrand entfernt seine Behausung haben – was Spaziergänger häufig übersähen. „Man muss genau hinschauen“, empfiehlt der Bauingenieur, der seit letztem Jahr in Rente ist. Das tut er meist zur seiner liebsten Tageszeit: zum Sonnenaufgang, wenn der Tag sich noch „entwickle“. Dann, wenn die Natur frisch und verheißungsvoll daliegt und die Augenblicke der Dämmerung hinter sich lässt.

Eine weitere Station in Werner Schaals Jahreskalender erinnert ein wenig an die Toskana: Gleich auf dem Titelbild hat er Streuobstwiesen außerhalb Herrenbergs porträtiert: Oben im Bild ist Wald zu sehen, unten die Gäulandschaft. Und über allem liegt Nebel aus dem Neckartal. Zusammen mit dem warmen Orange des Sonnenaufgangs wirkt das Bild – wie auch der gesamte Jahreskalender – einfach zauberhaft.

Wie immer ist der Kalender längst vergriffen – im Dezember gingen die letzten über den Tresen – nur die Kreiszeitung hat sich noch zehn Stück gesichert, um sie nun an die Leserschaft zu verlosen. Wer eines der Exemplare ergattern will, schreibt unter dem Betreff „Kalender 2022“ eine E-Mail an verlosung@krzbb.de und vergisst auch nicht, die Postadresse anzugeben. Einsendeschluss ist der 3. Januar um 12 Uhr.