Im Legoland in Günzburg steht nach dem Achterbahn-Unfall gefühlt kein Stein mehr auf dem anderen. (Archivbild) Foto: dpa/Stefan Puchner

Im Legoland krachen plötzlich zwei Achterbahnzüge zusammen, es gibt viele Verletzte. Laut Besuchern und Polizei habe es nicht mal Durchsagen an die anderen Gäste gegeben.

Es ist Ferienzeit und prächtiges Wetter, im Legoland im schwäbischen Günzburg tummeln sich am Donnerstag viele Familien zwischen Miniaturwelten aus den bekannten Plastikbausteinen und anderen Attraktionen. Doch als ein Zug der Achterbahn „Feuerdrache“ auf einen vorausfahrenden Zug auffährt, ist es mit der Unbeschwertheit auf einen Schlag vorbei: 31 Menschen werden verletzt, einer davon schwer. „Es befanden sich sowohl Erwachsene als auch Kinder unter diesen verletzten Personen“, sagte der Sprecher des Polizeipräsidiums Schwaben Süd/West, Dominic Geißler, nach dem schlimmen Unfall.

Es beginnt ein Großeinsatz von Rettungsdiensten und Feuerwehr. Drei Hubschrauber werden angefordert. Sogar die Höhenrettung ist vor Ort, denn Fahrgäste müssen aus größerer Höhe nach unten gebracht werden. „Der eine Zug, der ordnungsgemäß gehalten hat, hat nicht im Bereich des Bahnhofs gehalten, wo die Personen normalerweise ein oder aussteigen, sondern mehr oder weniger im ersten Stock oben quasi, und in der Folge ist der zweite Zug dann aufgefahren“, sagte Geißler.

Dabei sei weder ein Waggon entgleist noch Menschen herausgestürzt. Die Ursache für den Zusammenstoß ist weiterhin unklar. Die Polizei will nun unter anderem Videoaufzeichnungen sichten, um Licht ins Dunkel zu bringen.

Während Notärzte und Sanitäter die Verletzten versorgen, wird der Park jedoch nicht geräumt. Besucher, so erzählen sie am Abend, hätten von dem Unfall zunächst überhaupt nichts mitbekommen. Von Seiten des Parkbetreibers habe es keine Durchsage oder ähnliches gegeben, in anderen Bereichen des Geländes habe der übliche Trubel geherrscht. „Der restliche Betrieb im Park lief ganz normal weiter“, sagte auch der Polizeisprecher Geißler.

Auch wenn die 15 schwerer Verletzten diskret über den Mitarbeiterparkplatz ins Krankenhaus gebracht wurden, blieb der Vorfall doch nicht gänzlich unbemerkt. „Selbst mitbekommen haben wir nichts, aber wir haben eine Mail gekriegt, ob wir betroffen sind“, sagte ein Familienvater aus dem hessischen Gießen. Auch eine Familie aus dem oberfränkischen Bamberg wurde von besorgten Freunden informiert, die über die Medien von dem Unfall erfahren hatten. „Wir haben es erst mitbekommen, als wir angerufen wurden, ob es uns gut geht. Wir haben gar nichts gesehen, wir waren am anderen Ende.“

Journalisten Zutritt aufs Gelände verweigert

Während der fröhliche Alltag jenseits des „Feuerdrachen“ weitergehen darf, gewährt der Parkbetreiber Journalisten keinen Zutritt auf das Gelände. Statt sich selbst ein Bild machen zu können, bleibt ihnen nur, mit Besuchern zu sprechen, die am Ausgang Erinnerungsfotos mit dem Legoland-Schriftzug machen und Eis schleckend zu ihren Autos schlendern.

Nach Angaben des Legolands führt die Achterbahn „Feuerdrache“ zunächst durch einen überdachten, abgedunkelten Bereich des Parks, wenn sie losfährt. Dann geht es hinaus ins Freie über eine Strecke mit Gefällen und einigen Kurven. Nach Parkangaben fährt die Achterbahn bis zu acht Meter pro Sekunde schnell, was rund 29 Kilometern pro Stunde entspricht.

Erst kürzlich anderer Unfall in anderem Freizeitpark

Das zum Betreiber Merlin Entertainments mit Sitz in England gehörende Legoland liegt verkehrsgünstig an der Autobahn 8 Stuttgart-München. Es war 2002 eröffnet worden, nachdem sich Günzburg damals gegen rund 300 andere mögliche Standorte in aller Welt durchgesetzt hatte. Inzwischen gibt es zehn Themenbereiche. Dort befinden sich 60 Attraktionen und Fahrgeschäfte.

Der Unfall erinnert an einen weiteren, tödlichen Vorfall in einem Freizeitpark im rheinland-pfälzischen Klotten an der Mosel am vergangenen Samstag. Eine 57-jährige Frau stürzte dort aus einer fahrenden Achterbahn. Auch in Klotten ist die Ursache weiter unklar. Der Park schloss zunächst für einige Tage seine Tore, inzwischen aber herrscht mit Ausnahme der stillgelegten Achterbahn wieder gewöhnliches Treiben. Das Legoland will einer Mitteilung zufolge schon am Freitag wieder seine Tore öffnen. Der „Feuerdrache“ bleibe aber bis auf Weiteres geschlossen, hieß es am Donnerstagabend.