Die Erweiterung des Ludwigsburger Parkleitsystems soll für weniger Parkchaos vor allem in der Innenstadt sorgen. Foto: Simon Granville

Blühendes Barock, Barock-Weihnachtsmarkt oder die Basketballer der MHP-Riesen: Groß-Veranstaltungen in Ludwigsburg sorgen regelmäßig für Verkehrschaos. Wie das künftig vermieden werden soll.

Antikmeile, Hochzeitsmesse, Monrepos-Reitturnier, schönstes Blüba-Wetter, Autoausstellung, Finale beim Riesenrad „City-Star“: Dass der Verkehr zusammenbrach, war am ersten Oktober-Wochenende, als sich die Events in Ludwigsburg ballten, keine große Überraschung. Aber es braucht gar nicht mehrere zusammenfallende Großereignisse, damit der Parksuchverkehr in der Stadt zur Zerreißprobe wird und entnervte Autofahrer entweder einfach raus oder nur noch schreien wollen.

Hier Parkchaos, dort zu wenig Auslastung

Dabei ist die Auslastung mancher Parkhäuser in der Innenstadt laut Mobilitätsbürgermeister Sebastian Mannl „übers Jahr gesehen erschreckend niedrig“, und manchmal gibt es nur wenige Hundert Meter vom gewünschten, vollen Parkhaus entfernt Stellplätze in anderen, halb leeren Großgaragen. Stellplätze sind in Ludwigsburg eigentlich reichlich da. 2800 gibt’s in den Parkhäusern und auf den Parkplätzen von Stadt und privaten Besitzern. Dazu kommen 1300 Dauerparker-Plätze, die teils tagesaktuell freigegeben werden, wenn ihre Nutzer sie nicht in Anspruch nehmen.

Jetzt sollen die Autofahrer etwas vehementer zum Parkglück gelenkt werden – solche, die sich nicht auskennen, und solche, die aus Gewohnheit immer dieselbe Garage ansteuern, selbst wenn sie immer neue Parksuchrunden drehen müssen oder gar nicht erst hineingelangen. Mit dem erweiterten Parkleitsystem will die Stadt Parkplatzsuchende stärker lenken und eine gleichmäßigere Belegung der Parkhäuser erreichen.

Bewerkstelligen will die Verwaltung das mit Hilfe neuer Anzeigetafeln, die 1,4 Millionen Euro kosten, wovon aber der Bund im Rahmen der Digitalisierung kommunaler Verkehrssysteme die Hälfte übernimmt. Während auf den alten Tafeln aus dem Jahr 2002 Angaben wie „Parkring“ oder die Namen der Parkhäuser fix aufgedruckt und nur die Zahl der freien Plätze variabel angezeigt werden kann, lassen sich bei den neuen Anzeigetafeln sowohl der Text- als auch der Ziffernteil flexibel gestalten. Spielen die MHP Riesen, kann auf der Anzeige dann statt „MHP-Arena“ oder „Parkhaus Bahnhof“ das Schlagwort „Basketball“ einprogrammiert und der Autofahrer schon mal in die richtige Grobrichtung geschickt werden. „So können wir den Verkehr veranstaltungsscharf und abhängig von den Auslastungen steuern“, sagt Bürgermeister Sebastian Mannl.

„Um Himmels Willen nicht in Richtung Blüba weiterfahren“

Seit wenigen Tagen wird das auf neuen Anzeigetafeln schon an einem Beispiel exerziert: Wer als Ortsunkundiger das aktuelle touristische Winter-Highlight ansteuert, wird von neuen LED-Anzeigen zunächst nicht zur Rathaus- oder Akademiehofgarage geleitet, die man als Auswärtiger nicht verorten kann, sondern erst mal in Richtung „Weihnachtsmarkt“. Ist dann die richtige Richtung eingeschlagen, schickt das System die Autofahrer konkret zu nahe gelegenen Parkhäusern weiter, in denen noch Plätze frei sind.

Sind in unmittelbarer Nähe keine mehr vorhanden, wird eben gleich ein weiter entfernt gelegenes Parkhaus angezeigt. „Wer dann zum Beispiel aus Richtung Bietigheim kommt und zum Blüba in Richtung Parkdeck Walckerpark geleitet wird, sollte um Himmels Willen nicht in Richtung Blüba weiterfahren, sonst fährt er direkt ins Chaos . Die Anzeige hat dann schon ihren Grund“, so Mannl. „Die Entscheidung, sich in eine Schlange vor dem Wunsch-Parkhaus einzureihen oder anderswo schneller zu parken, bleibt dann natürlich jedem selbst überlassen.“ Straßenparkplätze beim Blüba – in der Fasanenstraße oder der Mömpelgardstraße sollen, mit Sensoren ausgestattet, ebenfalls in die Parklenkung einbezogen werden. Und auch über Baustellen und Verzögerungen will die Stadt über die neuen Anzeigetafeln informieren.

Neue Parkmöglichkeiten sollen dazukommen

Die Anzeigetafeln gehen in den nächsten Wochen sukzessive in Betrieb. Programmiert werden sie im Fachbereich Tiefbau und Grünflächen – in Absprache mit dem Eigenbetrieb Tourismus und Events, der den Überblick über die anstehenden Veranstaltungen hat. Zu den vorhandenen Stellplätzen kommen außerdem voraussichtlich weitere: Auch das Krankenhaus – was für einen Blüba-Besuch interessant wäre – und das Landratsamt hätten in ihren Parkierungsanlagen noch Kapazitäten und Interesse, sie zu bespielen und in das Parkleitsystem aufgenommen zu werden, so Sebastian Mannl. Die Verwaltung hofft aber auch, dass zunehmend Menschen auf den ÖPNV umsteigen und hofft dabei auf Lockvögel wie das 49-Euro-Ticket oder das neue Blüba-Kombi-Ticket: Die online gebuchte Eintrittskarte ist dann gleichzeitig Fahrkarte zum Schlossgarten im VVS-Gebiet.