Gibt es in Bernhausen zu wenige Parkplätze? Die Ansichten darüber sind unterschiedlich. Foto: Caroline Holowiecki

Viele klagen über die Parksituation in Bernhausen. Das Ordnungsamt bekommt nun mehr Stellen für Kontrollen, die Rufe nach mehr Stellplätzen werden aber lauter.

Die Kritik der Bürgerschaft an der Parksituation in Bernhausen reißt nicht ab. Zugespitzt hat sich die Situation nach dem Eindruck vieler durch die Schließung des maroden P+R-Parkhauses am Bahnhof im März 2021. Einen Ersatz für die 350 Stellplätze gibt es nicht, und das stößt auch vielen Geschäftsleuten auf. Michael Steeb, der Mitte November sein Männermodegeschäft in Bernhausen schließen wird, hat gegenüber unserer Zeitung angegeben, dass das geschlossene Parkhaus ihm „den letzten Kick“ gegeben habe aufzuhören, da Kundschaft von auswärts weggeblieben sei.

Dass man in Bernhausen grundsätzlich keinen Parkplatz findet, will Jan-Stefan Blessing, der Ordnungsamtsleiter, so nicht stehenlassen. Fußläufig – das heißt bis zu 300 Meter entfernt – werde man in der Regel immer fündig. Die Verwaltung hat vor einem Jahr ein Gutachten veröffentlicht, allerdings war zum Untersuchungszeitpunkt das P+R-Parkhaus noch offen. Ergebnis: In der Tat ist das Angebot an manchen Stellen in Bernhausen nachfragedeckend, und grundsätzlich werden mehr Parkplätze benötigt.

Bei diesen Parkplätzen hat man gute Chancen

Doch während die Obere Bachstraße, die Heugasse, die Fläche rund um die Kirche, die Plätze an der Kreissparkasse, am Friedhof und entlang von Volmar-, Filderbahn- oder Scharnhäuser Straße chronisch belegt seien, habe man an den Geschäften an der Nürtinger oder der Bernhäuser Hauptstraße sowie in den Garagen Schlössle oder Hotel Schwanen gute Chancen.

„Das Hauptproblem ist Freitagnachmittag und am Samstag“, sagt Jan-Stefan Blessing. Laut dem Gutachten sind aber nicht Auswärtige das Problem, sondern die Filderstädter selbst. „Sie haben zu viele Autos und stellen sie auf die Straße“, sagt er. Tatsächlich liegt der Pkw-Besatz in der Stadt über dem Landesdurchschnitt. In den Wohngebieten rund um den Bahnhof liegt die maximale Auslastung bei bis zu 90 Prozent. Erreicht wird sie nachts, wenn etwa Pendler keine Rolle spielen.

Es gibt Schwerpunktkontrollen

Zuletzt hat Stadtrat Walter Bauer (SPD) einen Antrag formuliert, wonach „sämtliche öffentlichen Stellflächen im erweiterten Zentrum Bernhausens für den Pkw-Verkehr in geeigneter Weise zu bewirtschaften und die Einhaltung laufend zu kontrollieren“ sind. Damit meint er laut Antrag sowohl Stellplätze nahe der Geschäfte als auch private Pkw-Flächen, die aber aus diversen Gründen nicht genutzt werden, etwa, weil sie als Lager missbraucht werden. „Ob dies durch Parkzeit begrenzende blaue Parkscheiben oder durch Gebühren erfolgt, ist zweitrangig“, heißt es im Antrag.

Die sechs Mitarbeiter im Gemeindevollzugsdienst nehmen zwei- bis viermal pro Woche jedes der fünf Filderstädter Ortszentren in Sachen Parken unter die Lupe, zudem gibt es Schwerpunktkontrollen. Bald könnte sich hier aber etwas tun. Der Gemeinderat hat jüngst der Schaffung von zwei neuen Stellen im Gemeindevollzugsdienst sowie einer zusätzlichen Aufstockung im Bußgeldbereich um 35 Prozent zugestimmt. Dennoch sind in derselben Sitzung Rufe nach neuen Parkplätzen laut geworden.

Neue Parkplätze gefordert

Im Rahmen der Diskussion um ein mögliches neues Verwaltungsquartier sprachen sich mehrere Stadträte dafür aus. „Die wegfallenden Plätze müssen mindestens ersetzt werden“, sagte Jörg Alberth (FDP). Ulrich Steck (CDU) forderte, kurzfristig Parkplätze zur Verfügung zu stellen, „um der Bevölkerung ein Signal zu geben“. Richard Briem (Freie Wähler) betonte gar, „wir brauchen ein Parkhaus in der gleichen Größenordnung, wie wir es gehabt haben“.

Auch der Oberbürgermeister Christoph Traub betonte, dass man sich des Themas Parken annehmen müsse, gleichwohl verwies er auf den Mobilitätsentwicklungsplan inklusive Parkraumuntersuchung. Zur Erinnerung: Erst im Juli hat der Gemeinderat ein Mobilitätsentwicklungsprogramm beschlossen, das zum Ziel hat, den Anteil des Kfz- am Gesamtverkehr bis 2035 von 52 auf 42 Prozent zu drücken. Noch in diesem Jahr soll den beschließenden Gremien der Entwurf des Maßnahmenplans vorgelegt werden, beinhalten soll er Konzeptvorschläge für die einzelnen Verkehrsmittel. Auch der Ordnungsamtsleiter Blessing will das abwarten. „Wir werden damit umgehen, wie viel der Gemeinderat umsetzt.“

Stadt forciert Verwaltungsquartier

Rathaus
In Bernhausen könnte ein zentrales Verwaltungsquartier entstehen. Ziel: die acht dezentral verteilten und nicht barrierefreien Standorte bündeln, sodass kurze Wege für die Bürgerschaft entstehen und die Innenstadt belebt wird. Zudem will sich die Stadt als attraktiver Arbeitgeber präsentieren. Im Fokus hat man drei Grundstücke: Aicher Straße 9, Volmarstraße 1 (Ex-Krone-Areal) und Filderbahnstraße 14 (geschlossenes Parkhaus).

Konzept
Ein Realisierungskonzept hat nun ergeben: Denkbar sind jeweils neben Verwaltungsbüros an der Aicher Straße eine Betriebskita, an der Filderbahnstraße auch ein Mobilitätsknotenpunkt, ein Biomarkt und die Geschäftsstelle der Kreissparkasse sowie an der – verkehrsberuhigten – Volmarstraße ein Bürger- und Servicezentrum mit Vereinsräumen, einem Begegnungscafé und Wohnen. Ein städtebaulicher Wettbewerb dazu soll im ersten Halbjahr 2023 abgeschlossen sein. car