Volle Wiese: Auftritt der Beatles-Tributeband Help! Foto: Simon Granville

Organisator Johannes Leichtle zieht Bilanz der diesjährigen Reihe am Engelberg mit Konzerten, Comedy und Lesungen – und äußert sich auch zu deren Zukunft.

Organisator Johannes Leichtle und sein Team sind mitten in den Abbauarbeiten. Am Engelberg machen sie nach einem Monat Strohländle klar Schiff. Die Veranstaltungsreihe mit Kabarett, Lesungen, Konzerten und vielem mehr hatte den kompletten August über laut Leichtle deutlich mehr als 30 000 Menschen auf die Wiese unter Leonbergs Wahrzeichen, dem Engelbergturm, gelockt. Leichtle spricht vom „besten und erfolgreichsten Strohländle“ – um zu relativieren: „Im vergangenen Jahr hatten wir aufgrund des Wetters unterm Strich das schlechteste. Also stehen jetzt insgesamt zwei durchschnittliche Ausgaben.“ Grundsätzlich gehe es ihm bei der Reihe aber ohnehin nicht nur um die Einnahmen. „Betriebswirtschaftlich ist das, was wir hier machen, Irrsinn“, sagt er. Aber speziell in Leonberg gehe es ihm um die Stimmung, um die Atmosphäre, und um eine Art Nachhausekommen. „Ich bin an diesem Berg aufgewachsen, ich treffe hier jedes Jahr meine halbe Kindheit und Jugend wieder.“ Es sei etwas Besonderes.

Erfolgreichstes Strohländle, aber. . .

Doch bei aller Emotionalität – der Laden musste trotzdem laufen und Probleme bewältigt werden. So wurden die Organisatoren in diesem Jahr gleich mit drei recht kurzfristigen Absagen konfrontiert. Am 12. August sprang Autor Andreas Izquierdo für die ursprünglich geplante Lesung mit Alexa Hennig von Lange ein. Am 19. August musste Lisa Federle passen, die eigentlich gemeinsam mit Bernd Kohlhepp gelesen hätte. Dafür war Joachim Zelter zu Gast.

Absagen zwingen die Organisatoren zur Flexibilität

Die abenteuerlichste Tauschaktion war jedoch gleich die erste: Am 10. August um 14 Uhr sagte die Genessis/Phil Collins-Tributeband True Collins aufgrund einer Erkrankung ihres Sängers ab – am Abend stand nach intensiver Suche schließlich der bekannte AD/DC-Tribute-Act The Jack auf der Strohländle-Bühne. „Das war schon krass“, kommentiert Leichtle.

Zu den Highlights gehörte für ihn zweifelsohne der Auftritt der Leonberger Rock-Legende Eddy & The News am Mittwoch, 21. August. Allerdings übt er sich dabei auch in Selbstkritik: „Da sind wir überrannt worden und es gab sehr lange Wartezeiten für die Besucher. Dafür müssen wir uns entschuldigen.“ Mit solchen Menschenmassen habe man an einem Mittwochabend schlicht und einfach nicht gerechnet. Einen Tag später folgte der Auftritt der bekannten Komödiantin Lisa Feller, auch er zählt für Leichtle zu den Höhepunkten, genau wie die Lesung von Wolfgang Schorlau und Claudio Caiolo am 26. August. „Das alles natürlich ohne die anderen Auftritte schmälern zu wollen“, so Leichtle, dessen Herz außerdem 11 000 Euro Spendeneinnahmen für das Leonberger Hospiz sowie 4000 Euro fürs Olgäle freuen.

Probleme bei anderen Veranstaltungsreihen

Der Macher ist auch der Kopf hinter „Sindelfingen rockt“ und „Kornwestheim rockt“. Ob letzteres kommendes Jahr weitergeht, ist derzeit alles andere als sicher. „Unerklärliche Schwankungen beim Besucherandrang“, hat Leichtle festgestellt. Auf den Kornwestheimer Marktplatz kamen zu fünf Konzerten der Tributebands, von denen einige auch beim Strohländle vertreten waren, insgesamt 15 000 Menschen. „Es ist alles offen“, sagte Leichtle Ende August über den Standort Kornwestheim, wo es in der Vergangenheit – genauer gesagt im Jahr 2022 – auch Unstimmigkeiten zwischen Veranstalter und Stadt gegeben hatte. Dabei ging es um verschärfte Auflagen wie die Forderung nach mehr Sicherheitspersonal und mobilen Toiletten sowie eine aus Leichtles Sicht übertriebene Präsenz des Ordnungsdienstes.

In Sindelfingen machten ihm vor allem die großen Mengen „Fremdalkohol“ zu schaffen, die Besucher mit zu den Konzerten brachten. „Es ist unverschämt, dass das trotz der ganzen Aufrufe anhält“, so Leichtle, der die Zukunft von „Sindelfingen rockt“ ganz klar in Frage stellt. Auch in Kornwestheim hatten in der Vergangenheit zahlreiche Gäste ihre Getränke selbst mitgebracht.

Strohländle steigt auch 2025 wieder

Das Strohländle hingegen wird auch im kommenden Jahr stattfinden. „Das steht überhaupt nicht zur Debatte“, versichert Leichtle. Es seien in Leonberg ganz andere Voraussetzungen. Und dass sein Herz am Strohländle hängt, ist schließlich bekannt.