Nikki Haley (51) tritt gegen Donald Trump an. Foto: AFP/WADE VANDERVORT

Die Ex-Gouverneurin Nikki Haley startet ins Rennen um die Nominierung für die Präsidentschaftskandidatur der Republikaner.

So richtig kann niemand sagen, wofür Nikki Haley (51) eigentlich steht. Aber auf einen Punkt können sich Kritiker wie Fans der ehemaligen UN-Botschafterin Donald Trumps leicht verständigen. Die erste Mitbewerberin um die Kandidatur der „Grand Old Party“ für das Weiße Haus ist ambitioniert. Oder wie Trump zu ihrer als „Special Announcement“ angekündigten Nominierungsrede am Mittwoch in Charleston giftig anmerkte, „übertrieben ehrgeizig“.

Dieser Vorwurf begleitet die Tochter indischer Einwanderer, seit sie den verdienten Republikaner im Staatsparlament von South Carolina herausforderte. Die 32 Jahre alte Absolventin der Clemson Universität überraschte damals viele, als sie sich in einer Stichwahl gegen Larry Koon durchsetzte. Später verriet die in Bamberg, South Carolina, zur Welt gekommene Nimrata „Nikki“ Randhawa, ihre Inspiration, in die Politik einzusteigen, sei Hillary Clinton gewesen.

Jüngste Gouverneurin der USA

Gewiss nicht inhaltlich. Haley tummelte sich politisch in der „Tea-Party“-Bewegung, die aus dem Widerstand gegen Barack Obamas Pläne für eine bezahlbare Krankenversicherung für alle Amerikaner hervorgegangen war. Das brachte die Abgeordnete in Kontakt mit Sarah Palin, die ihr zur Seite sprang, als sie sich 2010 um das Amt der Gouverneurin in dem Südstaat bewarb. Haley setzte sich bei den Vorwahlen innerparteilich in einer Stichwahl durch.

Ihr knapper Sieg über den Demokraten Vincent Sheheen katapultierte die 38-jährige Frau als jüngste Gouverneurin der USA in das nationale Rampenlicht. Dass sich Haley in einer von weißen Männern dominierten Partei in einem erzkonservativen Südstaat durchsetze, ließ aufhorchen. Sie war die erste Gouverneurin asiatischer Herkunft überhaupt, und die dritte nichtweiße Person an der Spitze eines Südstaates.

Darauf spielte Haley an, als sie bei der Ankündigung ihrer Kandidatur für „eine neue Generation an Führern“ warb. Das war ein unmissverständlicher Seitenhieb auf den 76-jährigen Trump, der sie 2016 als US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen nominiert hatte. Die mit großer Mehrheit in South Carolina wiedergewählte Gouverneurin gab ihr Amt auf, um in dem Kabinett des Mannes zu dienen, den sie eben noch verhindern wollte.

Ihr Verhältnis zu Trump bleibt bis heute zwiespältig. Sie rief ihren früheren Chef an, um ihn persönlich über ihre Kandidatur zu informieren, nachdem sie den abgewählten Präsidenten öffentlich für seine Rolle beim versuchten Staatsstreich vom 6. Januar kritisiert hatte. Haley erklärte bei einem Treffen der republikanischen Parteispitzen, „die Geschichte wird ihn dafür hart verurteilen“.

Ihre Ankündigung dürfte auch andere ermutigen

Trump erinnerte Haley daran, einmal versprochen zu haben, „niemals gegen meinen Präsidenten anzutreten“. Er habe ihr aber geraten, ihrem Herzen zu folgen. Der in South Carolina einflussreiche Politstratege Katon Dawson meint, Rivalen hätten die Kandidatin schon oft unterschätzt. „Sie hat die Infrastruktur aufgebaut, lange im Rennen und wettbewerbsfähig zu bleiben.“

Ihre Ankündigung von Charleston dürfte nun auch andere ermutigen, Trump herauszufordern. Ihr Interesse angedeutet haben bereits die früheren Kabinettskollegen Mike Pence und Mike Pompeo, ehemalige Amtsträger wie Asa Hutchinson, Larry Hogan, Chris Christie und Ron DeSantis. Letzterem werden die besten Aussichten nachgesagt. Doch, je größer das Bewerberfeld, desto besser die Chancen Trumps. Beobachter erkennen genau darin das Kalkül der wendigen Haley. Sie tritt als Außenseiterin an, um sich als heiße Anwärterin für die Position des „Running Mate“ an der Seite Trumps zu empfehlen.