Hat es auf Wähler einen Einfluss, ob Lady Gaga Kamala Harris unterstützt oder Hulk Hogan Donald Trump? Nicht unbedingt. Für die Mobilisierung der politischen Lager sind Stars aber trotzdem wichtig.
Die Menge raste, als in Houston zwei Frauen Hand in Hand auf die Bühne kamen: Kelly Rowland und Beyoncé – gleich zwei „Destiny’s Children“, die vor wenigen Tagen ihre „Star Power“ für die Kampagne der US-Vizepräsidentin und demokratischen Kandidatin Kamala Harris in den Ring warfen. Wenige Tage zuvor hatte der Rapper Eminem in Detroit bei einer Rallye der Demokraten den früheren US-Präsidenten Barack Obama anmoderiert. In Atlanta, Georgia, buhlte kein Geringerer als der „Boss“ Bruce Springsteen für Harris um die Stimmen der Wähler.
Aber auch das Lager des 45. Präsidenten und republikanischen Kandidaten Donald Trump fuhr Prominenz auf, um auf den letzten Metern vor der Präsidentschaftswahl am 5. November noch Unentschlossene für sich zu gewinnen: Im Madison Square Garden in New York standen Ende Oktober die Wrestling-Legende Hulk Hogan, der Tech-Milliardär Elon Musk und der TV-Therapeut Dr. Phil auf der Bühne.
Promis für Harris
Kamala Harris haben jede Menge Stars ihre Unterstützung zugesagt – vom Cast der „Avengers“ bis zur „The West Wing“-Besetzung. Trump hat weniger Prominenz an seiner Seite. Umfragen ergeben immer wieder, dass die wenigsten Amerikanerinnen und Amerikaner ihre Wahlentscheidung davon abhängig machen, was Prominente sagen. Aber Auftritte von Stars im Wahlkampfzirkus sorgen für Schlagzeilen – und mobilisieren das eigene Lager. Und weil sich Harris und Trump ein unglaublich enges Kopf-an-Kopf-Rennen liefern, ist es für beide extrem wichtig, dass ihre Anhänger auch wirklich in Massen an die Urnen gehen. Beide Kandidaten, sagte die Kommunikationswissenschaftlerin Megan Duncan von der Universität Virginia Tech der Nachrichtenagentur AFP, hätten ein oberstes Ziel: „Ihre Anhänger dazu zu bringen, zur Wahl zu gehen.“
Und auch unentschlossene Wähler können mit „Star Power“ erreicht werden. Ob Usher oder Kid Rock, Lizzo oder Hulk Hogan – prominente Wahlhelfer sorgen für „instagramable moments“, Schnipsel, die sich auf den sozialen Plattformen verbreiten und so ihren Weg auch in den Feed von Menschen finden, die sich überhaupt nicht für Politik interessieren und noch immer nicht wissen, wen sie wählen wollen.
Diese Stars stehen hinter Kamala Harris – und diese hinter Donald Trump:
- Für Kamala Harris – Popstar Lady Gaga: Kamala Harris Abschluss-Rally in Philadelphia vor den Treppenstufen des Philadelphia Museum of Art (eine Kulisse, die jeder Amerikaner aus den „Rocky“-Filmen kennt) wurde am Montagabend zur großen Show – und keine geringere als Lady Gaga setzte sich an den Flügel und sang „God Bless America“.
- Danach rief die 38-jährige Sängerin und Oscar-Preisträgerin Lady Gaga ein letztes Mal dazu auf, Kamala Harris zu wählen: „Ich habe meine Stimme abgegeben für eine, die Präsidentin für alle Amerikaner sein wird. Und jetzt, Pennsylvania, seid Ihr dran. Das Land ist auf euch angewiesen.“
- Für Donald Trump – der Super-Podcaster Joe Rogan: Er ließ sich sehr viel Zeit mit seinem „Endorsement“ – erst am Vorabend der Wahl teilte Joe Rogan seinem Millionenpublikum mit, dass er den Republikaner Donald Trump unterstützt. Das dürfte nicht folgenlos bleiben: Der 57-jährige Rogan betreibt einen der meistgehörten Podcasts der Welt.
- Vor allem junge Männer haben den umstrittenen früheren Kampfsport-Moderator auf dem Ohr – die Wählergruppe, von der Trump hofft, dass sie ihn ins Weiße Haus katapultiert. Entsprechend erfreut war der Republikaner auch: „„Ich möchte Joe Rogan einfach nur danken - das ist fantastisch.“
- Für Kamala Harris – Popsuperstar Beyoncé: Nicht ein Destiny’s Child, nein, gleich zwei trommelten Ende Oktober in Houston für Harris und ihren „Running Mate“ Tim Walz. „Queen B“, Beyoncé, trat in ihrer Heimatstadt zusammen mit ihrer früheren Bandkollegin Kelly Rowland auf.
- Beide Sängerinnen sprachen über Frauenrechte und insbesondere das Recht auf Abtreibung, eines der Themen, das vor allem Wählerinnen für die Demokraten an die Urnen holen soll. Texas ist kein „Swing State“, ein Sieg der Republikaner gilt hier als sicher – aber Texas ist exemplarisch für einen Bundesstaat, in dem das Ende von „Roe vs. Wade“ Abtreibungen nahezu unmöglich gemacht hat. Die Demokraten machen sich außerdem noch leise Hoffnungen, hier dem Texaner Ted Cruz den Senatssitz abzuluchsen.
- Für Donald Trump – die Wrestlerlegende Hulk Hogan: Für Trump und seine Republikaner gibt er sein letztes Hemd – beziehungsweise zerreißt es. Im Madison Square Garden in New York heizte Hulk Hogan mit seinem typischen Wrestler-Gehabe die Menge hoch: „Heute ist das Donald Trumps Haus“, brüllte der 71-Jährige.
- Er sehe keine Nazis in der Halle (und spielte damit darauf an, dass Trumps ehemaliger Stabschef John Kelly in einem Interview gesagt hatte, der Ex-Präsident hätte sich mehrmals wohlwollend über Adolf Hitler geäußert) – sondern nur „echte Amerikaner“. Die Republikaner kalkulieren, dass sie mit der Unterstützung des Hulk vor allem eine Wählergruppe begeistern dürften: Junge weiße Männer – obwohl Hogan wie Trump auch nicht mehr der Jüngste ist.
- Für Kamala Harris – der Rapper Eminem: Um junge weiße Männer buhlen nicht nur die Republikaner. Auch die Demokraten wollen ein Stück von dieser Wählergruppe abhaben. Umso wichtiger ist ein Fürsprecher wie der Rapper Eminem für das Lager von Kamala Harris. „Slim Shady“ machte den HipHop einst „Middle America“-tauglich.
- Zusammen mit Ex-Präsident Barack Obama trat der Rapper in seiner Heimatstadt Detroit, Michigan, auf – und Obama sorgte für einen „instagramable moment“, als er die ersten Zeilen von Eminems Hit „Lose Yourself“ rappte. Michigan gehört zu den „Swing States“, Eminem ist hier ein „local hero“, seine Stimme hat Gewicht. Der 52-Jährige rief die Menge dazu auf, Kamala Harris zu wählen – und hängte ein ungewohnt höfliches „please“ an.
- Für Donald Trump – Multimilliardär Elon Musk: Kamala Harris mag mehr Stars an ihrer Seite haben, aber Elon Musk hat tiefe Taschen. Der Tech-Milliardär unterstützt den Ex-Präsidenten mit sehr viel Geld: Mindestens 75 Millionen Dollar spendete er für die Wahl von Trump und anderen Republikanern.
- Außerdem hat der Chef von SpaceX und Tesla ein besonderes Mittel an der Hand, um Einfluss auf das Rennen zu nehmen: Den Kurznachrichtendienst X: Hier verbreitet Musk Trumps Kernbotschaften – ganz gleich, ob sie wahr sind oder falsch.
- Außerdem betreibt der reichste Mann der Welt auch ein rechtlich zweifelhaftes Gewinnspiel, bei dem jeden Tag eine Million Dollar unter registrierten Wählern in den „Swing States“ verlost werden. Wer an Musks Lotterie teilnehmen will, muss eine Petition zur Meinungsfreiheit und dem Recht auf das Tragen von Schusswaffen unterzeichnen.
- Für Kamala Harris – der Rockstar Bruce Springsteen: Der Klassiker schlechthin – „The Boss“ ist seit Jahren so etwas wie der Parteibarde der Demokraten. Bruce Springsteen machte schon Wahlkampf für John Kerry, Barack Obama, Hillary Clinton und Joe Biden.
- Der 75-Jährige, der mit seinen Songs der amerikanischen Arbeiterklasse den Soundtrack lieferte, tourte im Endspurt mit zwei Schwergewichten der Partei durch die „Swing States“: Michelle und Barack Obama.
- Für Donald Trump – der Schauspieler Dennis Quaid: Hollywood ist traditionell ziemlich liberal, Kalifornien ist eine Hochburg der Demokraten. Nur wenige Schauspieler bekennen sich zu Donald Trump.
- Zu ihnen gehört Dennis Quaid, der Ex-Mann von „Hollywoods Darling“ Meg Ryan. Der 70-Jährige trat für Trump im kalifornischen Coachella auf – mit „Make America Great Again“-Basecap.
- Für Kamala Harris – der Popmegastar Taylor Swift: Ein „Endorsement“ von Taylor Swift ist nicht zu unterschätzen – die Reichweite der 34-Jährigen ist phänomenal. Swift hat bei ihren Fans enormen Einfluss, vor allem bei jungen Frauen, einer wichtigen Wählergruppe.
- Schon im September machte Swift klar, für wen sie steht: Nach dem TV-Duell zwischen Trump und Harris schrieb die Sängerin ihren rund 283 Millionen Followern auf Instagram, sie werde bei der Wahl am 5. November für Harris stimmen: „Ich halte sie für eine besonnene, begabte Führungspersönlichkeit.“ Trump war beleidigt und postete in Großbuchstaben: „Ich hasse Taylor Swift!“
- Für Donald Trump – Rockstar Kid Rock: Viele Musiker haben Donald Trump über die Jahre verboten, ihre Musik für seine Wahlkampfveranstaltungen zu nutzen. Kid Rock („All Summer Long“) gehört nicht dazu.
- Der 53-Jährige ist im „Swing State“ Michigan geboren und ein Vertreter des vor allem im ländlichen Amerika populären „Southern Rock“ – besser hätte sich Trump einen prominenten Unterstützer nicht backen können. Beim Nominierungsparteitag der Republikaner im Sommer in Milwaukee trat Kid Rock auf und rief der Menge zu: „Amerika, seid Ihr bereit für einen Präsident Trump?“
- Für Kamala Harris – Hollywoods Top-Demokrat George Clooney: Böse Zungen behaupten, George Clooney sei höchstpersönlich dafür verantwortlich, dass Joe Biden im Frühsommer das Handtuch warf. Der Hollywood-Star hatte den Präsidenten im Juli in einem Meinungsbeitrag in der „New York Times“ zu einem Verzicht auf eine neuerliche Kandidatur für das Weiße Haus aufgefordert.
- Schließlich gab Biden dem Druck aus seiner Partei nach. Sicher ist: Der 63-jährige Clooney hat Einfluss in der demokratischen Partei – und ist ein freigiebiger Spender. „Wir freuen uns darauf, Vizepräsidentin Harris bei ihrer historischen Aufgabe nach Kräften zu unterstützen“, schrieb Clooney nach Bidens Rückzug.
- Für Donald Trump – der TV-Psychologe Dr. Phil: Er legte Amerika auf die Couch – Dr. Phil alias Phillip McGraw wurde mit seiner Fernsehsendung in den USA wahnsinnig populär. Jetzt wirbt der TV-Psychologe für Donald Trump.
- Der Kandidat der Republikaner sei „hart wie ein alter Militärstiefel“, sagte der Populärpsychologe im Madison Square Garden – es war als Kompliment gemeint.
- Für Kamala Harris – die „Queen of Talk“ Oprah Winfrey: Kaum eine war im Wahlkampf der Demokraten sichtbarer als Oprah Winfrey. Die 70-jährige Talkmasterin wirbelte unermüdlich für Kamala Harris.
- Bei der Abschlusskundgebung in Philadelphia trug sie ein T-Shirt mit der Aufschrift „Yes she can“ – eine Anspielung auf Barack Obama, der erste schwarze Präsident, der zwei Wahlen für sich entscheiden konnte. „Wir stimmen für Heilung statt Hass“, rief Winfrey der Menge vor den Stufen des Philadelphia Museum of Art zu.
- Für Donald Trump – UFC-Chef Dana White: Junge weiße Männer lieben Kampfsport – so lautet die Theorie der Republikaner. Und deshalb freut sich Trump über die Unterstützung von Dana White, dem Chef des Kampfsportverbands Ultimate Fighting Championship (UFC).
- Er sprach bei Trumps Rallye im Madison Square Garden, auf dem Nominierungsparteitag der Republikaner im Juli und schwärmte kürzlich im Podcast des Football-Stars Robert Griffin III über den republikanischen Kandidaten.
- Für Kamala Harris – der R&B-Sänger Usher: Noch ein einflussreicher „local hero“ für Kamala Harris – der R&B-Star Usher rührte für sie die Werbetrommel in Atlanta, wo einst die Karriere des 46-Jährigen begann. Georgia ist ein wichtiger „Swing State“ für Harris, den die Demokraten unbedingt gewinnen müssen.
- Usher unterstrich bei seinem Auftritt die Wichtigkeit dieser Wahl: „Alles, was wir in den nächsten 17 Tagen tun, wird das Leben unserer Kinder, unserer Enkelkinder und der Menschen, die wir am meisten lieben, beeinflussen.“