Die „USS Theodore Roosevelt hat eine Besatzung von 5680 Mann und verfügt über 85 Flugzeuge. Foto: Imago/Zuma Press Wire

Dutzende Kampfflugzeuge, Zerstörer zur Raketenabwehr und U-Boote. Beim Aufmarsch des US-Militärs geht es um Abschreckung und um Unterstützung für Israel vor dem erwarteten iranischen Gegenschlag.

Das US-Militär verstärkt seine massive Präsenz im Nahen Osten angesichts des erwarteten iranischen Gegenangriffs auf Israel weiter. Verteidigungsminister Lloyd Austin hat die Verlegung des mit einem Atomantrieb ausgestatteten U-Boots „USS Georgia“ befohlen, zudem sollen der Flugzeugträger „USS Abraham Lincoln“ und seine Begleitschiffe ihren Transit in die Region beschleunigen, erklärte das Pentagon.

Der Flugzeugträger mit seinen modernen Kampfjets vom Typ F-35 ergänzt die bereits in der Region befindlichen Flugzeugträgergruppe „USS Theodore Roosevelt“. In einem Gespräch mit seinem israelischen Amtskollegen Joav Galant betonte Minister Austin angesichts der „eskalierenden regionalen Spannungen“ nochmals die Verpflichtung der USA betont, „jeden möglichen Schritt zu unternehmen, um Israel zu verteidigen“.

Über wie viel Kampfkraft verfügt die US-Flottille?

Die mit Atomreaktoren betriebenen 317 Meter langen Flugzeugträger der Nimitz-Klasse des des US-Militärs sind jeweils mit Dutzenden Kampfflugzeugen bestückt, in ihren Verbänden befinden sich zudem Zerstörer, die auch zur Raketenabwehr eingesetzt werden können, und andere Kriegsschiffe. Das rund 110 Meter lange U-Boot „USS Georgia“ kann einer Webseite des US-Militärs zufolge mit bis zu 154 Marschflugkörpern vom Typ Tomahawk bestückt sein.

Das U-Boot „USS Georgia“ und der Raketenkreuzer „USS Port Royal“ der US-Marine durchqueren die Straße von Hormus im Persischen Golf Foto: Indra Beaufort/U.S. Naval Forces Central Command/U.S. 5th Fleet/AP/dpa
Eine F/A-18E Super Hornet startet von der „USS Abraham Lincoln“. Foto: Imago/Zuma Press Wire
F-35-Tarnkappflugzeug an Bord der „USS Abraham Lincoln“. Foto: Imago/piemags
Die „USS Theodore Roosevelt“ (CVN 71), ein Flugzeugträger mit Nuklearantrieb, war bis vor kurzem noch im südkoreanischen Busam stationiert. Foto: Song Kyung-Seok/Pool Kyodo News/AP7/dpa

Wie reagiert Israel?

Verteidigungsminister Galant warnt den Iran sowie die libanesische Hisbollah-Miliz vor einem Angriff. „Wer uns auf eine Weise schadet, die es in der Vergangenheit nicht gegeben hat, wird wahrscheinlich auf eine Weise getroffen werden, die es in der Vergangenheit nicht gegeben hat“, betonte Galant.

Nach der Tötung eines Militärkommandeurs der Hisbollah im Libanon sowie eines Anführers der mit der Organisation verbündeten islamistischen Hamas in Teheran kündigten der Iran und die Hisbollah massive Vergeltung an. Der Auslandschef der Hamas, Ismail Hanija, kam Ende Juli bei einer Explosion in einem Gästehaus der iranischen Regierung ums Leben. Der Iran beschuldigt Israel. Das Land äußerte sich bislang nicht dazu. Die gezielte Tötung des Militärkommandeurs der Hisbollah reklamierte Israel wiederum für sich.

Wie reagiert die Hisbollah?

Während der Iran und seine Verbündeten ihren großen Gegenschlag gegen Israel bislang nicht ausgeführt haben, gehen die Angriffe zwischen Israels Armee und der Hisbollah-Miliz weiter. Das israelische Militär erklärte, rund 30 Projektile seien in der Nacht zum Montag (12. August) aus dem Libanon in Richtung des Ortes Kabri in der Nähe der Küstenstadt Naharija gefeuert worden. Laut Hisbollah hat der Angriff mit Katjuscha-Raketen einem Militärstützpunkt gegolten.

Wie reagiert der Iran?

Was geht im Iran derzeit vor sich? Das Mullah-Regime in Teheran lässt – noch – die Hisbollah und Hamas für sich bomben? Könnte aus dem Stellvertreterkrieg ein direkter Konflikt zwischen dem Iran und Israel werden? Das „Wall Street Journal“ zitiert Beamte der US-Regierung, sie hätten seit diesem Wochenende beobachtet, dass der Iran Raketenwerfer bewege und militärische Übungen abhalte. Dies könne darauf hindeuten, dass sich Teheran auf einen baldigen Angriff vorbereitet.

Wie reagiert Russland?

Auch Russland mischt in dem drohenden Konflikt mit. Einem Medienbericht zufolge hat Moskau mit der Lieferung von modernen Radaranlagen und Ausrüstung zur Luftraumverteidigung an den Iran begonnen. Der Iran habe zuvor in Vorbereitung eines möglichen Krieges mit Israel moderne Luftabwehrsysteme von Russland angefordert, berichtet die „New York Times“ unter Berufung auf zwei iranische Beamte, die mit der Kriegsplanung vertraut sein sollen. Die Lieferung sei angelaufen, hieß es nach.

Wie würde Israel auf einen iranischen Angriff reagieren?

Israel wiederum droht dem Iran im Falle eines Angriffs mit einer weitaus härteren Reaktion als im April, als Teheran den jüdischen Staat mit 330 Raketen, Marschflugkörpern und Drohnen attackierte.

Damals habe sich Israel auf Bitten der USA und anderer Verbündeter bei der Antwort auf die Aggression zurückgehalten, wie Israels nationaler Sicherheitsberater Zachi Hanegbi, erklärt. „Das ist jetzt eine neue Situation. Man kann sich einmal zurückhalten, nicht zweimal.“

Wie groß ist die Gefahr eines atomaren Krieges?

Bisher verfügt nur Israel über einen Atomwaffenarsenal. Nach Einschätzung von US-Außenminister Antony Blinken steht der Iran allerdings kurz davor, „die Fähigkeit zur Herstellung von spaltbarem Material für eine Atomwaffe zu erlangen“. Zwar habe der Iran noch keine Atomwaffe hergestellt, aber die USA beobachteten die Entwicklungen dort sehr genau. In den vergangenen Wochen und Monaten habe man gesehen, dass der Iran mit seinem Atomprogramm vorankomme, so Blinken weiter. Das Land mache Fortschritte in Bezug auf seine Kapazität zur Herstellung von spaltbarem Material. Nun beobachte man, was es in Bezug auf Waffen tun könnte.

Info: Irans und Irans Militär im Vergleich

Rang
Laut dem „Global Firepower Index“ belegt der Iran Platz 14 der militärisch stärksten Länder der Welt und Israel Platz 17. Der „Global Firepower Index“ gibt einen Überblick über die Fähigkeiten eines Landes zur konventionellen Kriegsführung. Er berücksichtigt dabei unter anderem Faktoren wie die Größe des stehenden Heeres, Menschen im wehrfähigen Alter, Anzahl an Kriegsgerät und wirtschaftliche Stärke.

Iran

  • Bevölkerung: 88,5 Millionen
  • aktive Soldaten: 610 000
  • Reservisten: 350 000, einschließlich 200 000 Mann der islamischen Revolutionsgarden
  • Kampfpanzer: 2000
  • gepanzerte Fahrzeuge: 65 000
  • Artilleriegeschütze: 3400
  • Flugzeuge: 551
  • Jagdflugzeuge: 186 (vor allem Mig-29 aus sowjetischer Produktion oder US-Maschinen vom Typ F-14 aus 1970er Jahren)
  • Bomber: 23
  • Transportflugzeuge: 86
  • Aufklärer: 10
  • Hubschrauber: 129, davon 13 Kampfhubschrauber
  • Kriegsschiffe: 101
  • ballistische Raketen: 3000
  • Drohnen: nicht bekannte Anzahl

Israel

  • Bevölkerung: 9,55 Millionen
  • aktive Soldaten: 170.000
  • Reservisten: 465.000
  • Luftwaffe: 612 Luftfahrzeuge
  • Jagdflugzeuge: 241 (vor allem F-15-, F-16-, F-35-Kampfjets aus US-Produktion)
  • Bomber: 39
  • Transportflugzeuge: 12
  • Aufklärer: 23
  • Hubschrauber: 146, davon 48 Kampfhubschrauber
  • Kriegsschiffe: 7
  • Kampfpanzer: 1370 Panzer
  • gepanzerte Fahrzeuge: 43.000
  • Artilleriegeschütze: 1100
  • Raketenabwehr: Iron Dome für kurze Distanzen, David’s Sling für größereballistische Systeme, Arrow zur Abwehr von Mittel- und LangstreckenraketenAtomwaffen: 90 laut Federation of American Scientists; 80 laut Stockholm International Peace Research Institute (SIPRI): davon 30 Freifallbomben, die von Kampfjets abgeworfen werden können; 50 Sprengköpfe, die ballistisch vom Boden abgefeuert werden können; Trägerrakete: Jericho 3 (Luz YA-4), 4800 und 6500 Kilometer Reichweite und 1300 Kilogramm Gefechtskopf