König Charles III. will ein deutlich abgespecktes Königshaus. Foto: IMAGO/i Images/IMAGO/Pool / i-Images

König Charles III. will eine „slimmed-down monarchy“, aber auf alle Familienmitglieder verzichten kann er nicht. Wer bei den Windsors weiterhin eine wichtige Rolle spielen wird.

Früher drängten sich bei der traditionellen Geburtstagsparade der Queen „Trooping the Colour“ Cousins, Schwippschwager und Großtanten auf dem Balkon des Buckingham Palace. Bei Elizabeths „Platinum Jubilee“, als die Monarchin im Juni 70. Jahre auf dem britischen Thron feierte, waren es lediglich eine Handvoll Windsors, die locker an der Balustrade Platz hatten. Ein Vorgeschmack auf die „slimmed-down monarchy“, ein merklich abgespecktes Königshaus, das König Charles III. vorschwebt.

Laut einer Umfrage, die der „Daily Express“ nach dem Tod von Elizabeth II. in Auftrag gegeben hat, wünschen sich das auch fast zwei Drittel der Britinnen und Briten.

Er selbst, seine Frau, die beiden Söhne mit ihren Familien – das war im Grunde der Personalstand, mit dem Charles geplant hatte. Doch dann kam 2020 der „Megxit“ und mit Prinz Harrys und Herzogin Meghans Rückzug aus der Riege der arbeitenden Royals fiel Charles’ Plan in sich zusammen. Denn es gibt viel zu tun in der „Firma“, wie die Windsors das Unternehmen Monarchie nennen. Termine, Schirmherrschaften, Grußworte – ein Royal sein ist Arbeit. Also wird König Charles III. auf den ein oder anderen Windsor mehr nicht verzichten können.

Wer bei den Windsors wichtig bleibt und wer endgültig raus ist – eine Einschätzung.

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Königsgemahlin Camilla: „My darling wife“ – in praktisch jeder Rede erwähnt Charles seine Frau. Die „Queen Consort“ ist seine wichtigste Vertraute und Ratgeberin. Sie bleibt cool, wo ihm die Nerven durchgehen – und sei es nur wegen eines auslaufenden Füllers. Vor 25 Jahren hätte man es sich nicht vorstellen können, aber Camilla ist inzwischen auch beim Volk äußerst beliebt. Sie ist unprätentiös, hat Humor und weiß noch, wie das Leben außerhalb der Palastmauern war.

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Prinz William: Zwischen den neuen Prinzen von Wales und seinen Vater geht kein Blatt Papier – die beiden wichtigsten Männer im Hause Windsor ziehen am selben Strang. Der 40-Jährige setzt sich wie Charles für Umweltschutz und den Kampf gegen die Erderwärmung ein. William ist ausgesprochen populär – er wirkt sympathisch, bescheiden und hat eine Vorzeige-Familie. In den vergangenen Jahren hat er an Einfluss gewonnen. Im „Megxit“-Streit soll er eine entscheidende Rolle gespielt und einen wenig kompromissbereiten Kurs gegenüber Harry und Meghan durchgesetzt haben. Als Herzog von Cornwall wird er sich nun auch um die „Duchy of Cornwall“ kümmern, die Ländereien, die der Königsfamilie erkleckliche Einnahmen bringen.

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Prinzessin Kate: Hätten sich die Briten eine Prinzessin von Wales backen können, es wäre wahrscheinlich Kate Middleton herausgekommen. Kate beherrscht den royalen Auftritt wie keine Zweite – diskret, stets freundlich und zugewandt. Doch die 40-Jährige kann auch Glamour und schreitet, wenn’s sein muss, wie ein Filmstar über rote Teppiche. Was sie trägt, will jede haben. Kaum jemand in der Königsfamilie ist so beliebt wie Kate. Als Herzogin engagierte sie sich vor allem für eine gute frühkindliche Entwicklung, als Prinzessin von Wales wird sie ihr Themenfeld erweitern müssen. Dazu hat Kate noch drei ziemlich junge Kinder – George (9), Charlotte (7) und Louis (4) –, die sicherlich noch lange ihre Aufmerksamkeit beanspruchen werden.

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Prinz George, Prinzessin Charlotte und Prinz Louis: George ist erst neun Jahre alt, aber bereits die Nummer zwei der britischen Thronfolge. Bis er auf dem Thron sitzt, wird es noch dauern, aber je älter die Wales-Kinder werden, desto mehr stehen auch sie im Licht der Öffentlichkeit. Beim Staatsbegräbnis der Queen zeigten Prinz George und Prinzessin Charlotte, dass sie wissen, was von ihnen erwartet wird. Andächtig und mit ernster Miene nahmen sie an den Trauerfeierlichkeiten für ihre „Gan-Gan“ teil. Nur der vierjährige Prinz Louis blieb zu Hause.

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Prinzessin Anne: Kein Royal arbeitet härter und nimmt mehr Termine wahr als Prinzessin Anne. Die klaglose Pflichterfüllung hat sich die „Princess Royal“ von ihren Eltern abgeguckt. Es war Anne, die nach dem Tod der Queen den Sarg von Schottland nach London begleitete. König Charles wird auf seine Schwester nicht verzichten können. Das will er vermutlich auch gar nicht. Die beiden Großen der vier Windsor-Kinder sollen sich gut verstehen. Die 72-jährige Anne – stoisch, diszipliniert und manchmal so direkt wie ihr Vater – wird ihrem Bruder vermutlich eine wichtige Stütze sein.

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Prinz Edward und Gräfin Sophie: Die Wessexes waren einmal die Sussexes ihrer Zeit – auch sie wollten beruflich und finanziell auf eigenen Beinen stehen. Doch ihre TV-Produktionsfirma scheiterte und Edward und Sophie kehrten reumütig in den Schoß der Familie zurück. Sie sind nicht die glamourösesten Royals, stellen sich aber selbstlos in den Dienst der Krone und nehmen auch Termine wahr, die keine Schlagzeilen bringen. Vor allem die Queen schätzte Sophie sehr und behandelte sie wie eine zweite Tochter. Charles weiß, dass er sich auf seinen jüngsten Bruder und dessen Frau verlassen kann.

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Prinz Harry und Herzogin Meghan: Eine Rückkehr der Sussexes ins Königshaus? Das ist praktisch nicht vorstellbar. Harry und Meghan meinen es ernst mit ihrem Abschied und haben sich in den USA inzwischen ein Geschäftsmodell abseits der Firma Windsor erschlossen. Auch König Charles erteilte in seiner ersten Rede nach dem Tod seiner Mutter Rückkehr-Spekulationen gleich eine Absage: Er wolle seine Liebe zu Harry und Meghan zum Ausdruck bringen, „die sich weiterhin ein Leben in Übersee aufbauen.“ Laut der „Daily Express“-Umfrage will auch die Mehrheit der Briten die Sussexes nicht zurück.

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Prinz Andrew: Für ihn gibt es kein Zurück in die Reihe der „working Royals“ – zu groß ist der Skandal um die Missbrauchsvorwürfe im Dunstkreis des toten Sexualstraftäters Jeffrey Epstein, in den sich der Prinz verstrickt hat. Andrew wurde vorgeworfen vor gut 20 Jahren eine Minderjährige sexuell missbraucht zu haben. Ein Gerichtsverfahren wendete er in diesem Jahr ab, indem er eine hohe Abfindungszahlung leistete. Zum Begräbnis seiner Mutter durfte der 62-Jährige noch nicht einmal in Uniform kommen.