Gegen den Schrecken hilft nur die Vorstellungskraft: Nava Ebrahimi. Foto: Clara Wildberger

Dort, wo man es nicht erwartet, in einer Geflügelschlachterei im Emsland, spielt einer der schönsten Romane des Jahres: Nava Ebrahimis „Und Federn überall“.

Es sagt sich so leicht dahin, Literatur mache empathisch. Man kann seine Empfindlichkeit auch mit Phrasen panzern. Aber wie gelangt man wirklich hinter die Außenseite, mit der wir uns vor den Zudringlichkeiten einer Welt im Krisenmodus abschirmen? Zum Beispiel indem man sich von einer iranisch-deutschen Schriftstellerin an einen Ort entführen lässt, an dem einem die ungeschützte Wirklichkeit wie ein kalter Sprühregen ins Gesicht schlägt. In der Tristesse einer bundesdeutschen Peripherie, die von der einsamen Wirtschaftskraft eines Geflügelschlachtbetriebs dominiert wird, treffen ein paar Leute aufeinander, deren Geschichten sich miteinander verknüpfen.