Eine Radfahrerin ist in Berlin-Wilmersdorf von einem Betonmischer überrollt und lebensgefährlich verletzt worden. Foto:  

Rettungskräfte kamen wegen einer Aktion von Klimaaktivisten in Berlin verspätet zu einem Unfallort. Der Zustand der verletzten Fahrradfahrerin ist weiter kritisch. Wie sich die Aktivisten nun äußern und wie die Politik reagiert.

Die Klimaschutzbewegung „Letzte Generation“ ist nach eigenem Bekunden „bestürzt“ über die Behinderung eines Rettungseinsatzes bei einer ihrer Protestkundgebungen in Berlin. „Wir wollen bei allen unseren Aktionen das Leben aller Menschen schützen“, sagte der Sprecher und Aktivist der Bewegung, Jakob Beyer, am Mittwoch im Deutschlandfunk. Zugleich kündigte er an, die Proteste fortzusetzen.

Die in Berlin-Wilmersdorf lebensgefährlich verletzte Radfahrerin befindet sich weiterhin in einem kritischen Zustand. Der Zustand der Schwerstverletzten sei unverändert, teilte eine Sprecherin der Polizei am Mittwochmorgen mit. Eine 44 Jahre alte Radfahrerin war am Montagmorgen in der Bundesallee von einem Betonmischer-Lastwagen überrollt und unter dem Wagen eingeklemmt worden. Feuerwehr-Einsatzkräfte mit Spezialgeräten standen wegen Protesten von Klimademonstranten auf der Stadtautobahn A100 im Stau und trafen erst verspätet am Unfallort ein, weshalb an der Unfallstelle improvisiert werden musste, wie die Feuerwehr betonte. Die Frau kam mit lebensgefährlichen Verletzungen in eine Klinik.

Sprecher Beyer betonte, „Letzte Generation“ achte stets darauf, bei ihren Aktionen eine Rettungsgasse bilden zu können, und habe das auch immer wieder getan. Bei dem Unfall in Berlin hatte ein Lkw eine Radfahrerin erfasst und überrollt. Ein Spezialfahrzeug der Feuerwehr traf verzögert am Unfallort ein, da es auf der von den Klimaaktivisten blockierten A100 im Stau stand. Beyer sagte, es komme immer wieder vor, dass Rettungsfahrzeuge im Stau stünden und deshalb nicht pünktlich ankämen.

„Wir wollen nicht mehr ignoriert werden“

„Wir wollen die Verantwortung auf jeden Fall nicht von uns weisen“, betonte der Klima-Aktivist, „aber wir wollen nicht mehr ignoriert werden.“ Da die Proteste von „Fridays for Future“ mit 1,5 Millionen Teilnehmern wirkungslos geblieben seien, müssten die drastischeren Aktionen weitergehen. Drei Milliarden Menschen seien in ihrer Existenz bedroht, „weil wir auf einen absoluten Klimakollaps zurasen“. Im Namen von „Letzte Generation“ kündigte der Sprecher an, „weiter Druck zu machen, weiter den Druck zu erhöhen, weiter Widerstand zu leisten“.

Auch aus der Politik kamen viele Reaktionen auf den Unfall und den umstrittenen Protest. Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) erklärte nun, dass er Gefängnisstrafen für bestimmte Protestformen von Klimaaktivisten für möglich halte. „Unsere Gesetze sehen neben Geldstrafen auch in bestimmten Fällen Freiheitsstrafen vor“, sagte Buschmann der „Bild“-Zeitung mit Blick auf aufsehenerregende Protestaktionen durch Klimaschutz-Aktivisten in den vergangenen Tagen. „Diese Gesetze gilt es auch durchzusetzen.“ Mit Straßenblockaden oder der Beschädigung leisteten „Klima-Blockierer“ nicht nur „dem Klimaschutz einen Bärendienst, sondern begehen auch Straftaten“.