Drücken die zu spät gemeldeten Nebeneinkünfte ihre Zustimmungswerte? Grünen-Spitzenkandidatin Annalena Baerbock Foto: dpa/Kay Nietfeld

Die Grünen liegen laut ZDF-Politbarometer bei der Sonntagsfrage zwar weiterhin vor der Union, ihre Spitzenkandidatin Annalena Baerbock verliert aber offensichtlich an persönlicher Sympathie in der Bevölkerung.

Berlin - Die Spitzenkandidatin der Grünen zur Bundestagswahl, Annalena Baerbock, hat offenbar an Sympathie in der Öffentlichkeit eingebüßt. In einer Erhebung des ZDF Politbarometer, bei der nach Sympathie und Leistung („Was halten Sie von?“) gefragt wurde, erhielt Baerbock in der Skala von +5 bis -5 den für sie bisher schlechtesten Wert mit nur noch 0,5. Anfang Mai hatte der Wert noch 1,0 betragen. Dies bedeutet für Baerbock aktuell Platz 6. Auf Platz 1 liegt weiterhin Angela Merkel mit einem Durchschnittswert von 2,1. Es folgen Winfried Kretschmann mit 1,8 und Markus Söder mit 1,2. Jens Spahn kommt auf 0,3 und Armin Laschet auf 0,2.

Bei der Frage, wen man lieber als Bundeskanzler bzw. -kanzlerin hätte, kommt Laschet auf 46 Prozent und Baerbock auf 42 Prozent, 45 Prozent würden Scholz Laschet (41 Prozent) vorziehen. Anders sieht es bei der Sonntagsfrage aus: Wenn am nächsten Sonntag wirklich Bundestagswahl wäre, käme die Union auf 24 Prozent (minus eins), ihr historisch schlechtester Wert im Politbarometer, wie das ZDF am Freitag mitteilte. Die SPD könnte mit 14 Prozent (unverändert) rechnen, die AfD mit elf Prozent (unverändert), die FDP mit elf Prozent (plus eins), die Linke mit sieben Prozent (unverändert) und die Grünen mit 25 Prozent (minus eins). Die Freien Wähler kämen auf drei Prozent und die anderen Parteien zusammen auf fünf Prozent. Damit hätte sowohl eine Koalition aus CDU/CSU und Grünen als auch eine Koalition aus Grünen, SPD und FDP eine Mehrheit.

Die Mehrheit will eine unionsgeführte Regierung

44 Prozent aller Befragten trauen den Grünen zu, die Bundesregierung zu führen und das Kanzleramt zu besetzen. 54 Prozent trauen ihnen das nicht zu, darunter deutliche Mehrheiten der Anhänger von CDU/CSU, SPD, FDP, AfD und Freien Wählern. Vor die Frage gestellt, ob man lieber eine Unions-geführte Bundesregierung will oder eine von den Grünen geführte, favorisiert eine klare Mehrheit eine Führung durch die CDU/CSU (56 Prozent; plus sechs) während sich 38 Prozent (minus eins) für eine von den Grünen geführte Regierung aussprechen.

Die Umfrage zum Politbarometer wurde von der Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen durchgeführt. Die Interviews wurden in der Zeit vom 18. bis 20. Mai 2021 bei 1.229 zufällig ausgewählten Wahlberechtigten telefonisch erhoben.

Baerbock hat in der Debatte um zu spät gemeldete Nebeneinkünfte aus der Parteiarbeit an die Bundestagsverwaltung unterdessen Fehler eingeräumt. „Das war ein blödes Versäumnis“, zitierte das „Handelsblatt“ die Spitzenkandidatin und Grünen-Chefin. „Ich habe mich darüber selbst wahrscheinlich am meisten geärgert. Als es mir bewusst wurde, habe ich es sofort nachgemeldet“, fügte Baerbock hinzu.