Ist Emmanuel Macron der zentrale Vermittler in der Ukraine-Krise? Foto: AFP/Sergei Supinsky

Bundeskanzler Scholz hält in der Ukraine-Krise den Fuß hartnäckig auf der Bremse. Der französische Präsident Emmanuel Macron nutzt das Machtvakuum und schwingt sich zum zentralen Vermittler auf, kommentiert Ulrich Krökel.

Paris/Moskau - Wenn es am Ende gut ausgeht, sei Emmanuel Macron der Erfolg von Herzen gegönnt. Der französische Präsident ist gerade dabei, sich zum zentralen Vermittler in der Ukraine-Krise aufzuschwingen. Macron ist es, nicht Bundeskanzler Olaf Scholz, der das Erbe von Angela Merkel anzutreten scheint. Bis zum Herbst war die Rollenverteilung in Europa: Wenn im Osten etwas schiefläuft, ist die Russisch sprechende Kanzlerin gefragt.

Gelöst ist die Ukraine-Krise allerdings noch lange nicht

Nun jettet Macron über Moskau nach Kiew – und bootet dort Annalena Baerbock aus. Zwar war es nicht Macrons Schuld, dass der ukrainische Präsident der deutschen Außenministerin einen Korb gab. Aber Baerbock hatte vorher schon eine Absage ihres französischen Kollegen eingesteckt. Der hatte mit ihr nach Kiew fliegen wollen, musste dann aber Macron nach Moskau begleiten.

Aber gelöst ist die Ukraine-Krise noch lange nicht. Wladimir Putin laviert. Mal erhöht er den Druck, mal lenkt er ein klein wenig ein. Deshalb wäre es in der aktuellen Lage extrem wichtig, dass sich Deutsche und Franzosen nicht Konkurrenz machen, sondern an einem Strang ziehen. Derzeit sieht es danach allerdings nicht aus. Was nicht zuletzt am zögerlichen Vorgehen der Bundesregierung liegt. Die beste Vorstellung lieferte in der Ukraine-Krise bislang noch Baerbock ab. Aber die Außenministerin kann am Ende nur so gut sein, wie es die Koalitionsdisziplin zulässt. Und da hält die SPD mit Kanzler Scholz den Fuß hartnäckig auf der Bremse.