Abwechselnd konnten die Operateure und ihre Teams bei der „Inhouse-Schulung“ die komplexen arthroskopischen Operationen unter realistischen Bedingungen üben. Foto: /Gottfried Stoppel

Operateure der Unfallchirurgie und Orthopädie an der Winnender Klinik schulen ihr Geschick beim Arthroskopieren. Der Lernort: ein Schulungstruck, in dem an Humanpräparaten unter realistischen Operationsbedingungen geübt werden kann.

Eine gute und regelmäßige Schulung der Operateure bei dieser komplexen, minimalinvasiven Methode sei sehr wichtig für eine präzise und routinierte Behandlung, sagt der neue Sektionsleiter der Unfallchirurgie am Rems-Murr-Klinikum Winnenden, Michael Mecner. „Man muss mit der einen Hand die Kamera führen und mit der anderen Hand die Instrumente. Das wiederum braucht „eine hohe Geschicklichkeit und viel Übung“. Die Vorteile dieser Technik: Es muss viel weniger Gewebe durch die Operation verletzt werden. „Das bedeutet weniger Schmerz und schnellere Heilung“, erläutert Mecner.

Schulungstruck erstmals in Deutschland

Genau deshalb wurden jetzt die Operateure der Fachklinik Unfallchirurgie und Orthopädie des Rems-Murr-Klinikums an zwei Tagen in einem speziellen Schulungstruck der Firma Arthrex anhand von Humanpräparaten und absolut realistischen Eingriffsbedingungen in diesen Operationstechniken geschult.

Verletzungen und Krankheiten am Knie, an der Schulter, an Händen oder Fußgelenken werden häufig mit der arthroskopischen Operationstechnik behandelt, informiert die Klinik zu den Hintergründen des Besuchs jenes „Mobile Surgical Skill Lab“, das mit dem Winnender Termin erstmals in Deutschland Station gemacht hat. Dabei wird eine etwa vier Millimeter große Sonde mit einer Kamera am Ende durch einen kleinen Hautschnitt in das Gelenk eingeführt. Der Operateur kann dann den Innenraum des Gelenks über ein hochaufgelöstes Bild am Monitor sehen. Über eine zweite Sonde wird der Innenbereich des Gelenks ertastet und mit Operationsinstrumenten behandelt. Diese arthroskopische Technik ist seit vielen Jahren etabliert und wird, so die Mitteilung des Klinikums, dank verbesserter Geräte und Verfahren immer schonender für die Patienten.

Neue Sektion Sportorthopädie

„Die Abteilung Orthopädie und Unfallchirurgie des Rems-Murr-Klinikums Winnenden ist mit über 103 Betten eine der größten zusammenhängende Fachabteilung für die Chirurgie am Bewegungsapparat im Umkreis“, erklärt Joachim Singer, der Chefarzt der Abteilung, während zwei seiner OP-Teams sich am Bildschirmarbeitsplatz in den modernen Techniken der Gelenkreparatur üben. „Wir legen sehr viel Wert auf die medizinische Qualität unserer Behandlungen, welche sich in den qualitätsgeprüften Zentren wie dem Endoprothetikzentrum der höchsten Stufe, dem regionalen Traumazentrum und auch der geprüften Abteilung für Versorgung von Berufsunfällen ausdrückt.“ Vergangenes Jahr habe man in Winnenden zusätzlich die Sektion Sportorthopädie etabliert, „um auch hier unser spezialisiertes Know-how optimal zum Einsatz bringen zu können“.

Im „Mobile Surgical Skills Lab“ werden hauptsächlich sportorthopädische Verletzungen und Krankheitsbilder simuliert und operativ versorgt. Hier werden mithilfe der arthroskopischen Technik und bewährten Zielinstrumenten ausgereifte kleine Implantate eingesetzt. Dabei kommen im „Mobillab“ sogenannte Humanpräparate von Knie, Schulter, Ellenbogen und Handgelenk zum Einsatz. Damit können die Operateure die häufigsten Operationen wie Kreuzbandersatzplastik, Ruptur der Rotatorenmanschetten, Sprengung des Schultereckgelenks oder Ellenbogenverrenkung unter Originalbedingungen trainieren. Ein geschultes Team von den Pflegekräften bis zum Operateur sei wichtig, erklärt Mecner. Denn: „Bei derart ausgefeilten Techniken hat jeder im Team eine eigene Aufgabe.“ Die Operation werde so zu einer Teamleistung, „bei der jeder jederzeit wissen muss, was zu tun ist“.

Übung in innovativen Techniken

Gleichzeitig können Operateure im modernen Schulungstruck neue Implantate oder ganze Operationen unter sicheren Bedingungen ausprobieren und dann über die zukünftige Anwendung im eigenen OP entscheiden. Die Abteilung Orthopädie und Unfallchirurgie kann ihren Patienten auf diese Weise innovative Techniken anbieten, die bereits vorher auf ihre Zuverlässigkeit überprüft wurden.

Die Schulung im Truck biete für sie die Möglichkeit, ohne Stress und Angst zu üben, sagt Assistenzärztin Nina Fessmann. Sie ist eine derjenigen, die im Truck mittels Millimeter großer Schnitte und fünffach vergrößerter Darstellung am Bildschirm im Knie die kleine Kamera und eine Art winziger Fräse bedienen und so störendes Gewebe entfernen. „Vor allem die Koordination beider Hände ist wichtig, aber auch schwierig. Das braucht Übung und Erfahrung.“

Der Testtruck für realitätsnahe Operationsübungen

Mobillab
Das „Mobile Surgical Skill Lab“ der Firma Arthrex ist einer von europaweit vier Schulungstrucks, die regelmäßig Krankenhäuser für die Aus- und Weiterbildung von Operateuren anfahren.

Medizinisches Angebot
Der Truck bietet zwei arthroskopische Operationsstationen und eine Station für offene Operationen an. Dabei wird entweder an Humanpräparaten oder an künstlichen Gelenken geschult, wobei Humanpräparate mit der Sicht im Gelenk, den möglichen Anomalien und dem Gewebeverhalten ein realistisches Übungsumfeld für die Mediziner bieten.