Wenn es um Afrikanische Schweinepest (ASP) geht, müssen verschiedene Organisationen zusammenarbeiten. Foto: Werner Kuhnle

Bei einer Tierseuchenübung in Besigheim (Kreis Ludwigsburg) wurde das richtige Vorgehen im Kampf gegen den tückischen Krankheitserreger minutiös durchgespielt.

Im Feuerwehrhaus in Besigheim-Ottmarsheim herrscht an diesem Samstag ein ziemliches Gewusel. Doch hinter der großen Menschenansammlung steckt System – hier befindet sich die Einsatzzentrale für eine großanlegte Tierseuchenübung.

Das vorgegebene Szenario: Ein verendetes Wildschwein wurde in der Region gefunden, das mit der Afrikanischen Schweinepest (ASP) infiziert ist. Um das Virus zu stoppen, muss man andere infizierte Tiere so schnell wie möglich bergen. Dabei wird der komplette Ablauf vom Fund des Tieres über die Beprobung und Diagnostik bis hin zur Bergung der betroffenen Tierkadaver, Dekontamination von Personen und Fahrzeugen und der Information der Öffentlichkeit durchgespielt. In der Zentrale werden die Daten zusammengeführt und die Lage ausgewertet.

Rund 120 Personen aus ganz unterschiedlichen Disziplinen sind im Einsatz

Koordiniert wird die Übung von Ulrich Koepsel, Fachbereichsleiter für Veterinärwesen und Lebensmittelüberwachung beim Landratsamt in Ludwigsburg. Rund 120 Personen aus ganz unterschiedlichen Disziplinen sind im Einsatz. „Eine erfolgreiche Bekämpfung ist nur durch enge interdisziplinäre Zusammenarbeit vieler berührter Behörden zu bewältigen“, sagt Koepsel. Dabei komme es vor allem auf drei Punkte an: Kommunikation, Information sowie die Datenübermittlung.

Zunächst werden systematisch zwei Suchgebiete durchkämmt: Der Hardtwald beim Parkplatz Kaiserberghütte sowie das Gebiet Forsthof – insgesamt eine Fläche von 11,5 Hektar. Fünf Wildschweinfelle sind dafür ausgelegt worden.

Gesucht werden sie mit Hilfe von zwei Drohnen der Freiwilligen Feuerwehr Walheim und zwei Hunden vom Trainings Centrum Retten und Helfen (TCRH) aus Mosbach. Die Hunde sind auf das Auffinden von Kadavern ausgebildet und haben sie einmal die Witterung aufgenommen, werden sie auch fündig. Das passiert auch an diesem Samstag, als es gleich drei Erfolgserlebnisse für die Schnüffler gibt. Jetzt ist das Bergungsteam, das komplett in Schutzkleidung gehüllt ist, gefordert, denn das tote Wildschwein ist hoch problematisch. ASP ist eine Tierseuche, die für den Menschen zwar nicht ansteckend und nicht gefährlich ist. Für die heimischen Wildschweine und Hausschweine ist die Seuche allerdings eine große Bedrohung. Infizierte Schweine erkranken schwer und verenden meist schnell. Einen wirksamen Impfstoff gibt es noch nicht.

Die Viren können auch auf Kleidung weitergetragen werden. „Deshalb muss jetzt seuchenhygienisch sicher vorgegangen werden“, sagt Ulrich Koepsel. Das Tier kommt in einen speziellen Sack und wird in einen geschlossenen Anhänger gepackt. Davor wurde noch eine Blutprobe entnommen, das zur Auswertung ins das Chemische und Veterinäruntersuchungsamt Stuttgart (CVUA) gebracht und binnen 24 Stunden ausgewertet wird. Danach wird das Ergebnis im Echtfall nochmals vom Friedrich-Loeffler-Institut, dem Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit in Greifswald überprüft. Auch die Drohne wird am Forsthof auf freiem Gelände fündig – gesteuert von Andre Bläse, der das Gerät gerade sanft auf dem Boden absetzt, um den Akku zu wechseln. Auf zwei großen Bildschirmen können die Kollegen die Bilder der Drohne auswerten. Die Daten werden dann an die Einsatzzentrale überspielt.

Für die Hunde gibt es ein separates Desinfektionsbecken

Im nächsten Schritt fährt das Bergungsteam zur Zentralen Dekontamination, die bei der Straßenmeisterei in Ottmarsheim, unweit zur Einsatzzentrale aufgebaut wurde. Hier können in einem Bereich die kontaminierten Fahrzeuge desinfiziert werden. Auf der anderen Seite steht das Dekontaminationszelt mit zwei Duschen, durch das die Helfer geschleust werden sowie einem Platz für die Entsorgung der Kleidung. Für die Hunde gibt es ein separates Desinfektionsbecken.

Ottmarsheim war einer von 15 Standorten im Land, an denen der Ernstfall geübt wurde. Mit der Tierseuchenübung sollen das Bewusstsein und die Funktionsbereitschaft im Hinblick auf die Afrikanische Schweinepest nochmals geschärft werden. „Die Bekämpfung der Afrikanischen Schweinepest erfordert aufgrund der vielen betroffenen Bereiche mehr als jede andere Tierseuche die Einbindung der gesamten jeweiligen Verwaltungseinheiten“, sagte der Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Peter Hauk (CDU). Auf genau dieses Zusammenspiel kam es auch im Landkreis Ludwigsburg an: Feuerwehr, Technisches Hilfswerk, das Landratsamt, das Forstamt, die Straßenmeisterei, der Bereich Bevölkerungsschutz und das Veterinäramt arbeiteten Hand in Hand. Als Beobachter war außerdem das Kreisverbindungskommando der Bundeswehr dabei. „Und das Zusammenspiel der unterschiedlichen Zuständigkeiten hat sehr gut geklappt“, sagt Kreisbrandmeister Andy Dorroch. Die Übungsteile werden jetzt noch detailliert mit allen Beteiligten aufgearbeitet und die Abläufe bei Bedarf angepasst werden.