Dass Liedfestival fest im Blick: Johannes Held feiert das zehnjährige Bestehen seiner Klassikreihe mit deutlich vergrößertem Programm. Foto: Jens Oellermann/Jens Oellermann

Seit 2012 veranstaltet Johannes Held den „Zwerg“ in Sindelfingen. Zum zehnten Geburtstag gibt es in diesem Jahr ein großes Festprogramm und einen neuen Namen.

Seit 2012 ist die Stadt Sindelfingen Heimat für das Kunstlied. Verantwortlich dafür zeichnet der Maichinger Bariton Johannes Held, der als künstlerischer Leiter das nach einer berühmten Schubert-Komposition benannte Festival „Der Zwerg“ ins Leben rief. Von Beginn an ließ die Klassikreihe mit hochkarätig besetzten Konzerten im Odeon der Sindelfinger Musikschule (SMTT) aufhorchen. „Es war zu diesem Zeitpunkt das einzige Kunstliedfestival in Deutschland“, sagt Johannes Held, der sich mit viel Leidenschaft und Engagement für dieses Genre einsetzt.

„Mittlerweile kann von so etwas wie einer Renaissance des Liedes gesprochen werden“, stellt Held fest und verweist mit berechtigtem Stolz darauf, dass sein „Zwerg“ zu den Vorreitern dieses Trends gehört. „Herausragende Künstlerinnen und Künstler der internationalen Liedszene kommen gerne nach Sindelfingen, weil sie die besonders intime Atmosphäre des Festivals genießen“, beschreibt der Opernsänger mit Wohnsitz in Berlin. Zum zehnjährigen Bestehen, das vom 28. Juli bis zum 4. August in Sindelfingen stattfindet, hat sich der Festivalleiter viel vorgenommen.

Neue Name: Der „Zwerg“ ist über sich hinausgewachsen

„Als es mit der Planung des Jubiläums losging, wurde schnell klar, dass dieses Mal vieles anders laufen wird als bisher“, sagt Held. „Wir wollen den Menschen nach Jahren der Pandemie die Möglichkeit geben, wieder Livemusik auf höchstem Niveau zu genießen. Dafür tragen wir Lieder in alle Räume der Stadt.“ Weil das Festival damit über seine räumlichen und programmatischen Grenzen hinauswächst, ändert sich jetzt auch der Name: Aus dem „Zwerg“ wird künftig das „Liedfestival Sindelfingen“.

Los geht es am Donnerstag, 28. Juli, im Odeon der SMTT mit Brahms’ Liebeslieder-Walzern für vier Solisten und Klavier zu vier Händen. „Alle sechs sind absolute Ausnahmekünstler“, sagt Johannes Held. Bariton Johannes Kammer ist beispielsweise Solist an der Staatsoper Stuttgart. „Dank der Zusammenarbeit mit der Internationalen Hugo Wolf Akademie Stuttgart konnten wir diese Startruppe engagieren”, kündigt der Organisator „einen würdigen Auftakt“ an.

Galakonzert mit Stardirigentin in der Stadthalle

Neben den Konzerten im Odeon der SMTT freue sich Held besonders auf die beiden Großveranstaltungen in der Martinskirche und in der Stadthalle. In der Martinskirche wird am 29. Juli eine neue Version von Schuberts „Winterreise“ zu hören sein – mit Johannes Held als Solist. Der Bariton wird dabei von einem Chor und zwei Marimbas begleitet. „Der Chor verstärkt und kommentiert das, was mir als Solisten widerfährt, fast wie in einer griechischen Tragödie. Gleichzeitig bringt die Umsetzung des Klavierparts auf den zwei Marimbas einen neuen, modernen Klang, der das Ganze unglaublich aufregend macht.“, kommt Held schon jetzt ins Schwärmen. Am dritten Tag des Festivals (30. Juli) steht ein Galakonzert mit den Würth Philharmonikern unter der Leitung der mexikanischen Dirigentin Alondra de la Parra samt Tenor Julian Prégardien und Johannes Held auf dem Programm. „Das wird ein Fest!“, freut sich Held auf diesen Abend in der Stadthalle. „Dass eine internationale Stardirigentin wie Alondra de la Parra überhaupt nach Sindelfingen kommt, ist für mich fast ein kleines Wunder“, erklärt er. Normalerweise könne man die Dirigentin eher an der Berliner Staatsoper Unter den Linden oder im Covent Garden erleben. Zu hören sein werden unter anderem Mahlers Lieder eines fahrenden Gesellen, Schuberts „Unvollendete“ und sein „Erlkönig“.

Das Festival geht auf die Gasse

Am Sonntag, 31. Juli, findet ein Workshop für Stimme für Kinder von sechs bis neun Jahren mit der Sopranistin Soumaya Hallak statt. „Hallak arbeitet regelmäßig mit Kindern in Syrien und möchte auch in Sindelfingen zeigen, wie sie Kinder für das Singen begeistert“, erzählt Held.

Dann geht das Festival auf die Gasse: Auf dem Marktplatz ist eine Lieder-Straßenperformance geplant. Studierenden der Musikhochschule Stuttgart wollen hier zeigen, was sie zuvor in einem Workshops des Wiener Künstlers Thomas Toppler gelernt haben. Danach präsentieren zwei Norweger, Bariton Aleksander Nohr und Akkordeonistin Ida Løvli Hidle, im Serenadenhof ein Konzert für die ganze Familie. Zudem ziehen die beiden Sänger und Gitarristen Bryan Benner und Václav Fuksa durch die Stadt und spielen italienische Lieder.

Orient trifft Okzident

Die zweite Hälfte des Festivals ist dann wieder in der SMTT zu erleben: Die New Yorker Jazzgröße Thomas Heberer (Trompete) spielt zusammen mit E-Bassist Simon Jermyn, Johannes Held und Pianist Jean-Sélim Abdelmoula einen Abend, bei dem Jazz auf Kunstlied trifft. Außerdem erzählt Kammersängerin Helene Schneiderman von der Stuttgarter Staatsoper mit Pianist Götz Payer in einem Nachtkonzert aus ihrem Leben und singt dazu. Beide Darbietungen finden am 2. August statt. Die Sopranistin Soumaya Hallak wird am 3. August zusammen mit der Pianistin Maire-Cécile Bertheau Chalvin unter dem Motto „Orient féminin“ Lieder von Komponistinnen präsentieren, die das okzidentale Kunstlied mit dem Orient in Verbindung bringen.

Den Abschluss am Donnerstag, 4. August, bestreitet der international als Liedbegleiter gefragte Pianist und Festivalschirmherr Helmut Deutsch mit der Sopranistin Stefanie Irányi. „Es wird eine prall gefüllte Woche voller großartiger Musik – und jeder Abend wird einzigartig sein”, ist Held überzeugt.

Weitere Informationen zum Festival auf www.liedfestival.net im Netz. Vorverkauf bei der Kreiszeitung Böblinger Bote, Telefon 0 70 31 / 62 00-29 sowie beim i-Punkt Sindelfingen unter 0 70 31 / 94-325.