Der Speisewagen im Orient-Express von einst: das schöne Pappschild „Kaffeemaschine defekt“ gab es noch nicht. Foto: BBC Studios/Together Media

Mit der Doku „Der Orient-Express“ erinnert Arte an den König der Schienenwelt. Und anschließend an Agatha Christie, die dem Zug ein Denkmal setzte.

Stuttgart - Lange vor allen Umweltdiskussionen war die Eisenbahn schon mal ein Symbol für Überzeugungen: Als 1883 erstmals der Orient-Express aus Paris Richtung Konstantinopel los dampfte, ging es um das Zusammenwachsen Europas. Daran erinnert der Dokumentarfilm „Der Orient-Express – Vintage auf Schienen“ bei Arte, der nicht nur von Dreck, Überfüllung und Verspätungen geplagte Berufspendler zum Träumen bringen kann. Wobei dieser in zahllosen Romanen, Filmen und Reportagen verewigte König der Züge in seinen besten Tagen kein Vehikel für kleine Leute war, das darf man nicht vergessen. Der luxuriöse Service, das edle Interieur, die feinen Speisen – sie hatten ihren für die meisten Menschen völlig unbezahlbaren Preis.

Die USA als Vorbild

Das ändert nichts an der Grundidee, die der Belgier Georges Nagelmackers aus den USA mitgebracht hatte. Dort hatte er erlebt, wie durch den endlich vollbrachten Zusammenschluss von Bahnlinien aus dem Osten und dem Westen des Kontinents ein völlig neues Wir- und Raumgefühl entstanden war, von den ökonomischen Möglichkeiten ganz zu schweigen. Eine Reise von New York ins ferne Kalifornien dauerte jetzt keine beschwerlichen sechs Monate mehr, sie war in bereits in einer Woche möglich – bequem im Schlafwagen.

Der Filmemacher Louis Pascal Couvelaire hat in seiner Geschichte des Zugs das Politische stets mit im Blick: der Orient-Express durchquerte als einziger Zug regelmäßig den Eisernen Vorhang. Und Arte hat im Blick, wer den Orient-Express besonders populär hielt. Im Anschluss gibt es nämlich eine Doku über eine Krimikönigin, die „Mord im Orient-Express“-Autorin Agatha Christie.

Der Orient-Express. Arte, Dienstag, 20.15 Uhr. Bereits vorab in der Mediathek.