Die Leihräder stehen an neuralgischen Punkten wie Bahnhöfen. In Renningen endet das Angebot im Oktober. Foto: Simon Granville

Immer mehr Kommunen steigen aus dem Projekt Regio-Rad aus, einem Verleihsystem in der Region Stuttgart. Darunter Renningen. Andere Städte stellen sich hinter das Konzept.

Nur, wenn möglichst viele mitmachen, kann das Projekt ein Erfolg werden – dieses Credo war in vielen Gremien zu hören, als es um die Teilnahme an dem Angebot von Regio-Rad Stuttgart ging, einem Verleihsystem von Fahrrädern und E-Bikes. Inzwischen steigen aber immer mehr Kommunen frühzeitig aus dem Projekt aus. Es geht um zu geringe Nutzerzahlen, Vandalismus, aber auch um Kritik am Service der verantwortlichen DB Connect. Mit Renningen hat nun die erste Stadt im früheren Kreis Leonberg den Vertrag gekündigt. Die Positionen der anderen Kommunen in der Umgebung zu dem Projekt sind geteilt.

Das Konzept hinter Regio-Rad hat Charme: Das regionsweite Fahrrad- und Pedelec-Verleihsystem soll die Landeshauptstadt mit der Region verbinden, den öffentlichen Nahverkehr stärken und mehr Menschen vom Auto aufs Rad oder auf die Schiene locken, Stichwort: Anschlussmobilität. Denn wer sein Rad in einer der teilnehmenden Städte ausleiht, kann es an jeder beliebigen Station, also auch in einer anderen Stadt, zurückgeben. Das Ausleihen funktioniert über eine App. Im Altkreis Leonberg sind außer Renningen noch Leonberg, Weil der Stadt, Rutesheim, Ditzingen und Gerlingen dabei.

Vertrag in Renningen auf Ende Oktober gekündigt

In Renningen wird das Angebot bald enden, der Vertrag wurde auf Oktober, drei Jahre vor Ende der eigentlichen Laufzeit, gekündigt. Laut Stadtverwaltung waren die Nutzerzahlen sehr niedrig, ganz besonders in den Coronajahren. Gleichzeitig muss die Stadt einen fünfstelligen Betrag zahlen, um die Räder zur Verfügung zu stellen. Genaue Zahlen wurden nicht bekannt gegeben, eine Fahrt kostet die Stadt aber durchschnittlich 40 Euro. Der Gemeinderat hat daher beschlossen, das Angebot zu beenden.

Auch die Verträge in den anderen teilnehmenden Kommunen enden offiziell Ende 2026. In Leonberg, Rutesheim und Ditzingen gibt es momentan keine Bestrebungen, das Angebot vorzeitig zu beenden. „Leihräder sind vor allem dann attraktiv, wenn es viele Möglichkeiten gibt, die Räder abzustellen“, sagt Leila Fendrich, Sprecherin der Stadt Leonberg. Mit einem flächendeckenden Netz steige die Attraktivität des Angebots und somit die Nachfrage. Insgesamt betrachtet die Stadt das Konzept weiter positiv. „Die Stadt Leonberg ist der Ansicht, dass das Angebot und insbesondere die Vernetzung in der gesamten Region ein guter Baustein für nachhaltige und emissionsarme Mobilität sind.“

Chance, den Verkehr von der Straße zu holen

Ähnlich sieht man es in Ditzingen und Rutesheim. „In einer staugeplagten Region und einer Stadt, die von viel Durchgangsverkehr geplagt ist, begrüßen wir jede Maßnahme, die uns die Chance bietet, den Verkehr von der Straße zu holen“, sagt Jens Schmukal, Sprecher von Ditzingen. Für Rutesheim, das schon mehrfach als fahrradfreundliche Stadt ausgezeichnet wurde, war „von Anfang an klar, dass wir schon bei der Einführung der Regio-Räder mitgemacht haben und kein ,weißer Fleck‘ sein wollten“, sagt der Erste Beigeordnete, Martin Killinger.

Die Nachfrage könnte jedoch selbst aus Sicht der positiv gestimmten Kommunen höher sein. Auch Kritik am Anbieter wird laut. „Insbesondere das Jahr 2022 war geprägt von defekten Rädern und Materialnachschubproblemen seitens des Anbieters“, heißt es aus Gerlingen. „Hinzu kam ein eingeschränkter Service wegen Personalmangels. Somit stand das Angebot leider nur eingeschränkt zur Verfügung.“ Die Stadt Gerlingen erarbeitet derzeit ein integriertes Mobilitätskonzept, das auch das Thema Regio-Rad aufgreift. Dann wird über die Fortführung des Angebots entschieden, die Beschlussfassung soll dieses Jahr erfolgen. In Weil der Stadt gibt es ebenfalls Überlegungen für einen Ausstieg. Die Nachfrage ist laut Bürgermeister Christian Walter gering. „Die Stadt steht in aktuellen Verhandlungen bezüglich der Weiterentwicklung des Angebots oder einer frühzeitigen Kündigung.“

Auch Weil der Stadt denkt über früheres Ende nach

In Leonberg bedauert man derweil den Ausstieg von Kommunen wie Renningen, „er sendet das falsche Signal im Sinne der Mobilitätswende“, so Leila Fendrich. Leihfahrräder seien diesbezüglich ein maßgebender Baustein. „Ohne Angebot keine Nutzung, und zudem braucht das wie bei allem Neuen seine Zeit“, betont Martin Killinger. Ob das Angebot über 2026 hinaus fortgeführt wird, ist in allen Kommunen noch offen.