Eine Seniorin aus Waiblingen ist am Wochenende auf eine bekannte Betrugsmasche hereingefallen – und verlor Vermögen im sechsstelligen Bereich. Auch in Rudersberg fanden Trickbetrüger arglose Opfer.
Bei der Gutgläubigkeit älterer Menschen gibt es im Rems-Murr-Kreis offenbar keine Grenzen. Nachdem erst Ende vergangener Woche zwei Senioren aus Rudersberg in die Falle von Trickbetrügern getappt sind, hat die Polizeidirektion Aalen am Montag ein weiteres Beispiel für eine per Telefon eingefädelte Abzocke öffentlich gemacht. Eine ältere Frau aus Waiblingen ließ sich am Wochenende durch einen simplen Anruf um hochwertigen Goldschmuck bringen – laut einer Warnmeldung der Ermittler erbeuteten die unbekannten Täter mit minimalem Aufwand eine Sammlung mit Vermögenswerten im sechsstelligen Bereich.
Über die Arglosigkeit der in der Nähe des Salier-Schulzentrums lebenden Seniorin scheint sogar die Pressestelle der Polizeidirektion den Kopf zu schütteln. Von einer „weitverbreiteten Betrugsmasche“ ist die Rede – und von der oft wiederholten Bitte, gerade ältere Angehörige über die perfide, aber allzu oft erfolgreiche Taktik der Telefon-Trickser aufzuklären. Im Fall der Frau aus Waiblingen reichte es offenbar, ihr eine polizeilich angeordnete Untersuchung ihrer Wertgegenstände vorzugaukeln.
Am Telefon meldet sich „Herr Braun von der Stuttgarter Polizei“
Am Samstagnachmittag hatte sich ein männlicher Anrufer bei ihr gemeldet, der sich als „Herr Braun von der Stuttgarter Polizei“ ausgab. Im Gespräch schwindelte der falsche Beamte der Seniorin vor, dass in ihrer Nachbarschaft eingebrochen worden sei und die Polizei deshalb ihre Wertgegenstände begutachten müsse. Die Frau, so die windige Aufforderung, solle sämtlichen Schmuck in einem Behältnis abholbereit vor ihre Haustür stellen – eine Handlungsempfehlung, der die arglose Waiblingerin denn auch prompt nachkam.
Zwischen 18.30 und 18.45 Uhr am Samstag stellte die Frau hochwertigen Goldschmuck in sechsstelligem Wert vor dem Eingang ab. Kurze Zeit später holte ein Unbekannter die fette Beute ab. Der Rest der Geschichte ist schnell erzählt: Von dem Mann fehlt jede Spur, eine Täterbeschreibung gibt es laut den Ermittlern nicht.
Auch in Rudersberg funktioniert die Masche der Telefonbetrüger
Der einzige Strohhalm, den es bei der Wiederbeschaffung der Wertsachen gibt, ist die vage Hoffnung auf einen Augenzeugen: Wer am Samstagabend im Bereich des Salier-Schulzentrums auffällige Beobachtungen gemacht hat, möge sich unter der Telefonnummer 0 71 51 / 95 04 22 mit der Polizei in Waiblingen in Verbindung setzen.
Erst am Donnerstag vergangener Woche war ein älterer Mann aus Rudersberg auf eine ähnlich gelagerte Betrugsmasche reingefallen. Ein angeblicher Polizist täuschte bei einem Anruf vor, dass bei einem Einbruch in der Nachbarschaft eine Liste mit dem Namen des Mannes entdeckt worden sei. Zur „Sicherung“ seiner Vermögenswerte sollte der Mann sein Bargeld und seine Wertgegenstände bereithalten. Kurz darauf erschien ein vermeintlicher Beamter und holte das Hab und Gut ab – mit einem in diesem Fall niedrigen vierstelligen Wert.
Tipps der Polizei
Die Polizei betont, dass sie niemals telefonisch nach Wertgegenständen, Bargeld oder Sicherheitsvorkehrungen fragt.
- Kein echter Polizist holt Wertsachen ab.
- Legen Sie sofort auf, wenn Ihnen ein Anruf verdächtig erscheint.
- Übergeben Sie niemals Geld oder Schmuck an Fremde.
- Ziehen Sie Vertraute hinzu oder verständigen Sie die Polizei über den Notruf 110.
Am selben Tag fiel ein weiterer Senior aus Rudersberg einem Telefonbetrug zum Opfer. Zum Erfolg führte in diesem Fall eine andere Masche: Am Nachmittag meldete sich ein angeblicher Polizeibeamter telefonisch und behauptete, ein Familienmitglied des Mannes habe einen tödlichen Verkehrsunfall verursacht. Um eine Haft abzuwenden, sei eine Kaution erforderlich. Unter Druck gesetzt übergab das Opfer einer unbekannten Frau diverse Wertgegenstände. Die Polizei geht von einem Schaden im mittleren fünfstelligen Bereich aus – Geld, das der Rudersberger Senior vermutlich nie wieder sehen wird.