Aalens Kapitän Sandro Abruscia versucht Trainer Uwe Wolf beim Spiel in Stuttgart etwas einzubremsen. Foto: Baumann/Hansjürgen Britsch

Das gab es in dieser Form wohl noch nie: Der Fußball-Regionalligist VfR Aalen stellt Trainer Uwe Wolf frei und nennt schonungslos die Gründe. Damit ist der 54-Jährige praktisch nicht mehr vermittelbar.

Aalen - Der VfR Aalen hat die Reißleine gezogen: Mit sofortiger Wirkung hat der Fußball-Regionalligist Uwe Wolf am Donnerstag von seinem Amt freigestellt. Die Verantwortlichen des Clubs von der Ostalb fühlten sich aufgrund zahlreicher sowohl interner als auch externer Vorfälle zu diesem Schritt gezwungen. Bis zum Saisonende übernimmt der bisherige Co-Trainer Christian Demirtas, assistiert vom U-19-Coach Petar Kosturkov. Für die neue Saison ist offenbar der ehemalige Aalener Co-Trainer Christian Gmünder (aktuell U-19-Trainer des SSV Ulm 1846) im Gespräch.

Als Gründe für die sofortige Trennung von Uwe Wolf nannte der Verein in einer Pressemitteilung folgende Punkte, die in dieser Form wohl noch nie öffentlich ausgesprochen wurden.

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Hier der Wortlaut: „Bedrohung von Vereinsmitarbeitern, sechs laufende Verfahren bei der Regionalliga Südwest (u.a. hierzu Nötigung zur Falschaussage; sowie ein Disziplinarverfahren), mehrfache Missachtung klarer Anweisungen von Geschäftsleitung und Gremien, Pöbeleien (und Lügen) gegenüber Sponsoren, vereinsschädigende Falschaussagen, Beleidigung von Präsidiumsmitgliedern schriftlich und mündlich (Dokumente/Nachweise liegen vor), bewusste mediale Irreführung (z.B. geforderte Spielverlegung trotz Kenntnis der Corona-Regeln, die das zum damaligen Zeitpunkt nicht zugelassen haben).“

Auf Nachfrage unserer Redaktion sagte Wolf in einer ersten Reaktion: „Ich muss erst einmal durchatmen. So einen guten Trainer wie mich, haben die noch nie gehabt.“

Sportlich hatte der VfR auch nichts auszusetzen. Der zehnte Platz der Mannschaft um Kapitän Sandro Abruscia, gepaart mit einer fußballerischen Weiterentwicklung, konnte sich durchaus sehen lassen. Die Probleme lagen abseits des Platzes. „Das Präsidium, die Geschäftsführung und der Aufsichtsrat des VfR Aalen achten stets auf eine positive Weiterentwicklung des Vereins, sowohl sportlich als auch dessen Wirkung in der Öffentlichkeit. Diese Entwicklung kann mit Trainer Uwe Wolf nicht mehr garantiert werden“, hieß es in der Mitteilung.

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Zuletzt war Wolf vom Sportgericht wegen unsportlichen Verhaltens zu einem Aufenthaltsverbot für zwei Meisterschaftsspiele und einer Geldstrafe verurteilt worden. Weiter offen ist das Verfahren gegen den 54-Jährigen hinsichtlich der Vorkommnisse im Spiel beim VfB Stuttgart II am 28. September 2021, als sich der Coach mit VfB-Fans auf der Haupttribüne des Gazi-Stadions anlegte.

Zumindest das Aufenthaltsverbot für die Punktspiele hat sich mit der Beurlaubung erledigt.