Bruno Labbadia bei seinem letzten Engagement in Berlin. Bei der Hertha wurde er im Januar 2021 entlassen. Foto: Baumann

Ergebnisse vor Entwicklung heißt es beim VfB – weshalb schon bald wieder Bruno Labbadia Trainer sein könnte. Doch warum hat der 56-Jährige in der Öffentlichkeit eigentlich einen so schweren Stand?

Der Name Bruno Labbadia treibt die Anhängerschaft des VfB Stuttgart um. Weil sich mit ihm Erinnerungen verbinden und weil der Fußball-Bundesligist offenbar kurz davorsteht, den 56-Jährigen als Trainer zu präsentieren. Noch prekärer als jetzt war die sportliche Lage, als Labbadia im Dezember 2010 seinen Dienst an der Mercedesstraße antrat. Zwölf Punkte hatte die Mannschaft bis dahin nur gesammelt.

Doch als Labbadia im August 2013 gehen musste, da blieb nicht viel übrig vom Ruf des Retters. Viele Fans atmeten auf, als Thomas Schneider auf Labbadia folgte. Vorbei sollte die Zeit sein, in der sich der angestrengte Fußball auf das Gemüt der stolzen schwäbischen Seele gelegt hatte. Nichts Leichtes wohnte dem Stuttgarter Spiel mehr inne, kaum Eigengewächse fanden noch den Weg ins Profiteam, und ständig klaffte eine Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit.

Unter Labbadia blieb vieles ein Kampf

Der VfB kam aus erlebnisreichen Jahren in der Champions League, Funktionäre und Fans sahen den Club weiter als natürlichen Kandidaten für die europäische Edelklasse. Nur: Die Stuttgarter waren auf einen Abstiegsrang gerutscht, und nach sensationellen 30 Punkten in der Rückrunde versäumte es der Verein, in die Mannschaft zu investieren. Später ebenso, vielmehr wurde der Etat weiter zusammengestrichen.

So blieb vieles ein Kampf – für Labbadia und den VfB. Der damalige Trainer wähnte sich weder intern noch extern wertgeschätzt für seine Arbeit, aus seiner Sicht eine Erfolgsgeschichte. Einmal vor dem Abstieg bewahrt, zweimal in die Europa League geführt und im DFB-Pokal-Finale gestanden – das ist Labbadias Bilanz. Sein Unmut gipfelte in einer Wutrede nach einem Pokalsieg gegen den SC Freiburg. „Die Trainer sind nicht die Mülleimer von allen Menschen“, sagte er in seinem verbalen Rundumschlag.

„Die Trainer sind nicht die Mülleimer“

Das sind die Momente, die in den Köpfen vieler VfB-Fans verankert sind. Wenig magisch auf dem Spielfeld, vielmehr wurden die fußballerischen Darbietungen im Stadion häufig als Zumutung empfunden. Was die nach wie vor vorhandene Skepsis gegenüber Labbadia ein Stück weit erklärt. Dennoch scheint die Clubführung zu der Überzeugung gelangt zu sein, dass ein erfahrener Trainertyp dem jungen Team jetzt guttut.

Das spricht nicht für den Interimstrainer Michael Wimmer als Dauerlösung. Und ein Sportdirektor Sven Mislintat hätte niemals Labbadia zum Wunschkandidaten erkoren. Doch der Westfale ist weg. Noch hat der VfB die Entscheidung für ein Comeback des gebürtigen Darmstädters allerdings nicht bestätigt, und Verhandlungen mit dem Ex-Profi gestalten sich mitunter kompliziert. Klar ist jedoch, dass sich der Vorstandsvorsitzende Alexander Wehrle der zu erwartenden Empörungswelle aus der Kurve und den sozialen Medien nicht beugen mag. Zumal es nicht nur aus seiner Sicht gute Gründe für ein zweites Engagement von Labbadia gibt.

Der VfB braucht Punkte und keine höheren Sympathiewerte

Emotionsfrei betrachtet, schafft es kaum ein Fußballlehrer so gut wie der ehemalige Stürmer, Mannschaften auf Vordermann zu bringen. Und ist es nicht das, worauf es am Ende ankommt? Ergebnisse vor Entwicklung, lautet das Motto. Der VfB benötigt als Tabellen-16. dringend Punkte und zunächst keine höheren Sympathiewerte.

Labbadia hat diesbezüglich stets geliefert. Zuletzt im deutschen Oberhaus bei Hertha BSC, davor beim VfL Wolfsburg, Hamburger SV und bei Bayer Leverkusen. Dabei war es Labbadia nicht vergönnt, an einer Trainerstation so lange zu bleiben wie ursprünglich gedacht. In Stuttgart war er sogar am längsten am Werk – 119 Spiele an der Seitenlinie oder 987 Tage im Amt. Damit zählt Labbadia zu den Top-Ten-Trainern des VfB mit der längsten Verweildauer. Erst kürzlich hatte ihn Pellegrino Matarazzo (1015 Tage) überholt. Jetzt sieht es so aus, als könnte der Italohesse dem Italoamerikaner als Cheftrainer nachfolgen.