In Deutschlands Supermärkten weihnachtet’s sehr. Foto:  

Vom Sommerurlaub zurück zu Spekulatius und Schoko-Nikolaus

Wer im urlaubenden Volk zu den Spätheimkehrern zählt, also erst kurz vor Schulbeginn wieder Böblinger Gefilde erreicht, den durchfährt beim Wiedereintritt in die heimische Supermarktatmosphäre regelmäßig der Schock: Schoko-Nikoläuse grinsen von den Regalen. Ah! Moment! Halt! Liebe Supermärkte, auch wenn uns im September nur noch Reste an mediterranem Flair in den Kleidern hängen, unsere mühsam aufgebaute Urlaubsbräune schon langsam verbleicht und die Tage wieder aktenordnergrau werden: Wartet bitte noch mit den Weihnachtssachen! Nicht nur kalendarisch, sondern auch meteorologisch ist’s noch nicht so weit. Vor dem Winter kommt doch erst noch der Herbst! Oder mit etwas Glück sogar der Altweibersommer. Herrje.

Aber nun ja, nach dem Urlaub ist eben vor dem Weihnachten. Wir haben verstanden. Wir fügen uns. Hilft ja nix. Nur weil wir verzweifelt den Sommer verlängern wollen, heißt das noch lange nicht, dass die Warendisponenten der Aldis und Edekas dieser Welt bei ihrer Aktionsflächenplanung darauf Rücksicht nehmen. Also brauchen wir eine Strategie für den Umgang mit dem Weihnachtsschock. Im Grunde gibt es nur zwei Möglichkeiten: Verdrängung oder Resignation. Beginnen wir mit der Verdrängung, die wir Bonbonieure im Übrigen persönlich empfehlen würden.

Die Verdrängungsstrategie

Verdrängungsstrategie Schritt eins: Umfahren Sie die Aktionsstände weiträumig mit dem Einkaufswagen. So minimieren Sie die Wahrscheinlichkeit, bei den Akora-Herzen doch schwach zu werden. Sollte das nicht gehen, zum Beispiel weil der Adventskram werbewirksam vor der Kasse thront, müssen Sie Phase zwei einleiten: das Prinzip der aktiven Ablenkung. Es bietet sich etwa der starre Blick aufs Handy an, wahlweise auch die Schuhspitzen oder den gut gefüllten Einkaufswagen. Meditieren Sie noch einmal über Lauch, Reibekäse und Kerrygold und – schwups, sind Sie an der Reihe und das Weihnachtsregal ist erfolgreich umschifft. Wichtig: Kein reumütiger Blick zurück. Kurs halten, Matrose!

Die Resignationsstrategie

Wer nicht zu den geborenen Verdrängern gehört und schon eine leise Sehnsucht auf die heimelige Vorweihnachtszeit aufkeimen spürt, dem sei zur Resignation geraten. Nehmen Sie es hin, dass bald wieder überall ein Lichtlein brennt. Akzeptieren Sie den Heißhunger auf Spekulatius. Lassen Sie die Tüte aber bitteschön nur sehr beiläufig in den Wagen gleiten, so als wäre das ganze Jahr Weihnachten und der Sommer nur eine Fata Morgana gewesen.