Ein Zweispanner aus Alfdorf mit prachtvollen Pecheron-Pferden bei der Prämierung der Gespanne auf dem Bernhäuser Festplatz. Foto: Torsten Schöll

Nach zweijähriger Zwangspause lockt der 100. Bernhäuser Pferdemarkt Tausende nach Filderstadt. Das sind die Höhepunkte der Traditionsveranstaltung.

Zwei Tage lang dreht sich am Wochenende in Bernhausen nach zweijähriger Corona-Zwangspause endlich wieder alles um Ross und Reiter. Trotz der teils eisigen Temperaturen lockte der 100. Bernhäuser Pferdemarkt schon am Samstag tausende Besucher und Pferdefreunde in den Filderstädter Stadtteil. Bei der traditionellen Pferdeprämierung am Samstagmorgen kamen besonders die Pferdekenner auf ihre Kosten. 126 Einzelpferde sowie 56 Gespanne waren angekündigt, um einen der begehrten Siegerpreise zu ergattern.

Bei den Zuchtstuten gewinnt Kathleen vom Sielminger Reit- und Fahrstall

Wie in den vergangenen Jahren zog vor allem die Zuchtstutenprämierung die Zuschauer auf dem Bernhäuser Festplatz in ihren Bann. Besonders erfreulich aus Filderstädter Sicht: Bei den Warmblütern machte die neunjährige Hannoveranerstute Kathleen vom Sielminger Reit- und Fahrstall Veit die beste Figur unter den Zuchtstuten. Andreas Veit zeigte sich denn auch hochzufrieden mit dem Ausgang des Wettbewerbs: „Die Stute wird jetzt zum Sportpferd ausgebildet“, kündigte der Reitstallbetreiber an. Das Preisgericht war voll des Lobes: „Harmonischer Körperbau, deutlich ausgeprägter Widerrist, schön geschwungene Oberlinie und im Rechteckformat stehend, wie es sein soll“, kommentierten die Preisrichter. Für Pferdefreunde ein echter Augenschmaus.

Filderstadts Oberbürgermeister Christoph Traub ließ es sich nicht nehmen, die Preisübergabe bei den Siegerzuchtstuten selbst vorzunehmen. „Das ist schon etwas ganz Besonderes. Die Pferde sind wunderschön“, schwärmte der Oberbürgermeister. Dabei hat der Rathauschef, wie er verriet, ein eher zurückhaltendes Verhältnis zu Pferden. „Ich bin als Kind von einem Pferd abgeworfen worden“, erzählte Traub. Ein Stück weit koste es ihn deshalb noch immer Überwindung, den Pferden eine Scherpe überzustreifen. Die Freude, dass der Bernhäuser Pferdemarkt in diesem Jahr wieder stattfinden konnte, war bei dem Kommunalpolitiker gleichwohl riesig: „Das ist ein Traditionsfest, das weit über den Stadtteil Bernhausen hinaus strahlt und das Filderstadt in den vergangenen beiden Jahren gefehlt hat.“

Umzug durch das Ortszentrum von Bernhausen

Höhepunkt der Festlichkeiten war am Samstag der große Umzug durch das für den Durchgangsverkehr gesperrte Bernhäuser Ortszentrum. Tausende Zuschauer säumten die Strecke entlang der Tübinger, Aicher und Bernhäuser Hauptstraße, um Pferde, Kutschen, Umzugswagen und eine Steckenpferdparade von Bernhäuser Schulkindern zu bewundern. Vor allem die festlich herausgeputzten Gespanne mit einer Vielzahl an verschiedenen Zugpferderassen begeisterten das Publikum. Zudem reihten sich in den Festumzug historische Landmaschinen und Traktoren sowie der Spielmannszug der Freiwilligen Feuerwehr ein.

Auch am Sonntag sind die Geschäfte geöffnet

Wie am Samstag findet auch noch am Sonntag in den Gassen und im Bereich der Fußgängerzone des Bernhäuser Ortskerns ein großer Krämer- und Mittelaltermarkt statt. Für Kinder wird neben Ponyreiten und Kutschfahrten auch ein Steckenpferdparcour geboten. Auch am Sonntag haben in Bernhausen die Einzelhandelsgeschäfte bis 17 Uhr geöffnet.

Den Höhepunkt für Pferdefreunde bildet am Sonntag von 13 bis 16 Uhr das Schauprogramm des Reit- und Fahrvereins Filderstadt im Sielminger Emerland (Seestraße 19). Auf dem Programm stehen dabei unter anderem Dressurvorführungen, Springquadrillen, eine Rasseshow, Spanische Pferde und Hindernis-Fahrten mit den Gespannen.

Historie des Pferdemarktes

Die Anfänge
 Schon im 19. gab es in Bernhausen Pferdezuchten, vor allem für die Landwirtschaft. Unter anderem deshalb erhielt die Gemeinde die Genehmigung für einen Pferdemarkt, der seit 1922 traditionell am ersten Märzwochenende stattfindet. Früher wurde parallel dazu der allgemeine Vieh-, Schweine- und Krämermarkt abgehalten. In Bernhausen war es ein Feiertag. Viele Einwohner nahmen Urlaub, die Schulen gaben frei, die Gasthäuser waren voll. 1924 wurden zum ersten Mal Pferde prämiert. So sollte ein Anreiz geschaffen werden, hochwertige Tiere zu bringen.

Veränderungen
 Anfang der 1960er Jahre spielte Pferdehandel kaum noch eine Rolle. Der Markt musste sich neu erfinden, man konzentrierte sich auf den Reitsport und Kutschengespanne. 1963 wurde der Reit- und Fahrverein gegründet, 1964 gab dieser erstmals Reitvorführungen.