Das Stettener Sängerheim mit Pergola, die demnächst abgerissen wird Foto: Frank Eppler

Kein Wunschkonzert: Vom markanten Sängerheim oberhalb der Yburg in Kernen wird nur das Hauptgebäude stehen bleiben und ein kleiner Sanitärtrakt für die externe Bewirtungsstation.

Jawohl, es klingt fast wie ein kleiner Abgesang auf das Sängerheim oberhalb der Yburg in Stetten im Remstal. Der markant am Waldrand über der herzoglichen Kugelbahn gelegene Bau wird zwar im Hauptgebäude erhalten werden, aber quasi nur noch als Kulisse mit Sanitäranlagen für die weiterhin betriebene Kioskwirtschaft auf dem Platz daneben. Alles andere, sagt Bürgermeistermeister Benedikt Paulowitsch, wäre vielleicht wünschenswert, aber unter den momentanen kommunalen Rahmenbedingungen schlicht nicht machbar. Hier gelte wie bei einigem anderem: „Wir können nicht alle Wünsche erfüllen.“

Sängerheim in Kernen: Erbbau nicht verlängert

Historischer Hintergrund: Der Gesangverein Frohsinn hatte den Erbbaupachtvertrag für das markante Gebäude an aussichtsreicher Stelle vor einigen Jahren nicht verlängert. Das Gebäude ging samt Grundstück an die Gemeinde Kernen zurück. Seit November 2020 ist auch der Weinbergtreff geschlossen, in dem die Wanderer und Sängerheimbesucher zuvor von Markus Knauer mit Kulinarischem versorgt worden waren.

Die Pergola im Zustand des Verfalls /Frank Eppler

Dabei spielt das Sängerheim samt Parkplatz im Verbund von Attraktionen oberhalb von Stetten mit Yburg, Kugelbahn, Sieben Linden und dem etwas weiter im Wald versteckten Klettergarten natürlich nach wie vor als Anlaufstelle eine wesentliche Rolle. Das Hauptproblem beim Versuch, das deutlich über die Ortsgrenzen hinaus bekannte touristische Ziel am Rand des Schurwalds zu retten, benannte schon 2020 der Bauamtsleiter Peter Mauch: „Der Zwischenbau, die sogenannte Pergola, ist ein geduldeter Schwarzbau aus den 1970er Jahren.“

Desolater Zustand des Sängerheims

Dieser Schwarzbau wiederum präsentiert sich aktuell – wie auch das gesamte Sängerheim – in ziemlich desolatem Zustand. Das Vereinswirtshaus mit Miniküche und abgängiger Infrastruktur wieder in Betrieb zu nehmen, kommt aus unterschiedlichen Gründen nicht infrage. Schon der Plan, die Sanitäranlagen im Untergeschoss zu sanieren, stößt auf größere Probleme. Und was die sogenannte Pergola angeht, den ohnehin umstrittenen Schwarzbau, ist der gut gemeinte Vorschlag, nach dem Abriss zumindest das Podest als bewirtschaftbare Terrasse zu erhalten, zweifelhaft geworden.

Krumm und schief präsentiert sich die mit Platten belegte Terrasse, ohne grundlegende Erneuerung des Untergrunds würden da Weinglas, Kaffeetasse oder Bierkrug glatt von den Tischen rutschen. „Ich kann verstehen, dass am Sängerheim auch Emotionen hängen“, sagt Bürgermeister Benedikt Paulowitsch. Aber auch hier gelte, wie bei manch anderem derzeit, dass die Kommune einfach eine ganze Menge an Pflichtaufgaben habe, die deutlich höher auf der Prioritätenliste angesiedelt werden müssten. Die vom Gemeinderat bevorzugte abgespeckte Variante für die Teilsanierung mit weitgehender Begrenzung auf eine funktionierende Sanitäranlage für die Foodtruckstation hält er deshalb für absolut sinnvoll. Für dieses sind laut Bauamt derzeit die Ausschreibungen im Gange. Im Frühsommer soll so die Bewirtschaftung per Foodtruck – wie in den vergangenen Jahren – wieder möglich sein.

Waldheim am Stettener Kammerforst

Die Freie Turnerschaft Stetten hat 1927 die alte Turnhalle des Arbeiterturnvereins Esslingen-Mettingen gekauft und in Eigenregie am Sportplatz beim Kammerforst wieder aufgebaut. So steht es in der Festschrift zum 100-Jahr-Jubiläum des Männergesangvereins Frohsinn Stetten von 1999. Bis 1933 diente das Waldheim den Turnern als Versammlungs- und Wirtschaftsraum – bis es von der SA besetzt und der Verein verboten wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg war das Gebäude am Kammerforst für einige Jahre Notunterkunft für Geflüchtete, bis es dann 1948 im Zuge der Wiedergutmachung an die Gemeinde Stetten ging.

Ehemalige „Freie Turner“ traten Anfang der 1950er Jahre in den Männergesangverein Frohsinn ein und sorgten mit dafür, dass dieser 1956 das einstige Waldheim der Turner erwerben konnte. Der Ausbau der heute als Schwarzbau geltenden Pergola wird auf das Jahr 1966 datiert. 1978 erfolgten „Anbau und Modernisierung“.