Ein Prachtexemplar von einem Schnitzel. Aber auch das Restaurant ist wirklich sehr gelungen. Weitere Fotos sehen Sie in unserer Bildergalerie. Foto: red

Das extravagante Restaurant 959 könnte es auch in New York geben – doch es ist in Heidelberg. Hier badet Kaisergranat in Buttermilch, und das Schnitzel ist verdammt nah an der Perfektion. Ein Besuch.

Die besten Restaurants in Baden-Württemberg: Wir essen in außer-gewöhnlichen Kneipen, bodenständigen Landgasthöfen und ausgezeichneten Sternerestaurants. Heute im Test: das Restaurant 959 in Heidelberg.

Wo Schnapsflaschen Paternoster fahren

Erster Eindruck: großstädtisch! Dieses Restaurant könnte so auch in New York oder London sein. Liebe zur Kunst und Kulinarik – Im schönen, beschaulichen Heidelberg wurde mit dem Restaurant 959 am Stadtgarten ein Ort der Extravaganz erschaffen. Alkoholika fahren im illuminierten Paternoster ihre Runden, der Service ist sehr aufmerksam, und wer nach weiter oben schaut, fühlt sich in einer Galerie. So viel Kunst ist allerorten – selbst auf der Toilette.

Wo Kaisergranat in Buttermilch badet

So außergewöhnlich wie das Ambiente ist auch die Karte: Es gibt ein Menü (115 Euro; mit Weinbegleitung 49 Euro zusätzlich) – und spannende Gerichte von Tatar bis Pizza (!). Die wird in einem vergoldeten Ofen von Stefano Ferrara, dem Ferrari unter den Pizzaöfen, gebacken. Die Pizza Margherita (14 Euro) bietet sich mit ihren gerade mal 20 Zentimeter Durchmesser als Zwischengang an – und ja, ist natürlich molto bene. Das feine Rindertatar (34 Euro) wird mit Walnuss, Parmesan und feinem Schnittlauch kombiniert, der Zwischengang, bei dem der perfekt leicht gegarte Kaisergranat (36 Euro) in einer frischen Buttermilch-Sauce badet, ist einer für das ewige Gedächtnis.

Es ist natürlich eine steile These, dass man ein gutes Restaurant vor allem auch an seinen Beilagen erkennt – doch hier ist es definitiv so. Zum hervorragenden Schnitzel (34 Euro), das sehr dünn geklopft und in der Pfanne so gut ausgebacken wurde, dass die fluffige Panade locker das Kalbfleisch umhüllt, wird im extra Schälchen einhervorragend abgeschmeckter Kartoffel-Gurken-Salat serviert.

Das 959 wurde vom Spitzenkoch Tristan Brandt (bekannt aus dem Opus V in Mannheim ) konzeptioniert. Da er sich neuen Abenteuern widmet, hat der ehemalige Souschef Marvin May nun den Posten des Küchenchefs übernommen. Die Karte wagt viel – und gewinnt auf ganzer Linie. Das ist Spitzenküche, die nicht auf Effekte setzt.

Einen bleibenden Eindruck hinterlässt das ganze mondäne Restaurant: Hier ein Kunstwerk von A.R. Penck, dort eines von Markus Lüpertz oder von Imi Knoebel – alles aus der Privatsammlung des Restauranteigentümers. Ja, das hat etwas von Großstadt. Und das Essen, das hier serviert wird, dürfte allen schmecken, die sich etwas aus sehr guter Küche machen.

Info

Restaurant 959
, Friedrich-Ebert-Anlage 2, 69117 Heidelberg, Telefon 06221/ 674 29 59; 959heidelberg.com