Mehmet Söylemez und sein Serviceteam im Schwanen in Nehren. Foto: privat

Der Schwanen in Nehren ist auf den ersten Blick ein klassischer Dorfgasthof – und hat doch eine ganz außergewöhnliche Geschichte. Wir haben das Lokal getestet.

Die besten Restaurants in Baden-Württemberg: Wir essen in außer-gewöhnlichen Kneipen, bodenständigen Landgasthöfen und ausgezeichneten Sternerestaurants. Heute im Test: der Schwanen in Nehren.

Das Gasthaus bleibt im Dorf

In ganz Württemberg sterben die Landgasthöfe aus. Ganz Württemberg? Nein! Ein von unbeugsamen Schwaben bevölkertes Dorf hört nicht auf, Widerstand zu leisten. Die Rede ist von Nehren, einer 4500-Seelen-Gemeinde zwischen Tübingen und der Burg Hohenzollern. Der Bilderbuch-Flecken am Fuße der Schwäbischen Alb ist Mitglied im Netzwerk Deutsche Fachwerkstraße und glänzt mit gepflegten Gärten und historischen Häusern, darunter der 1798 erstmals urkundlich erwähnte Schwanen.

Als der letzte Pächter des Lokals 2015 aufgab, gründeten 18 engagierte Bürger eine Genossenschaft, die heute 240 Mitglieder hat. Die Genossen brachten nicht nur Geld, sondern auch ihre Arbeitskraft in das Gemeinschaftsprojekt ein. Mit vereinten Kräften wurde das unter Denkmalschutz stehende Haus direkt neben dem Rathaus renoviert. Mehrere Tausend Arbeitsstunden wurden geleistet. Nun strahlt die alte Beiz in neuem Glanz mit viel hellem Holz und nachhaltig-gemütlichem LED-Licht.

Das Bier kommt vom Ehrenbürger

Seit Oktober 2017 hat der neue Schwanen geöffnet, Pächter und geschäftsführender Vorstand ist der aus Reutlingen stammende Mehmet Söylemez. Chefkoch Peter Feiler setzt ganz auf regionale Produkte – Öl aus Dußlingen, Schweinefleisch aus Schwäbisch Hall, Eis aus dem Lautertal, Wild aus der Steinlachregion, Kessler-Sekt aus Esslingen, Prisecco von Jörg Geiger aus Schlat und vor allem: Bier aus Stuttgart. Im Schwanen wird die inzwischen zur Brauerei Dinkelacker gehörende Marke Wulle ausgeschenkt. Denn, so lernt der Gast, Braumeister Ernst Wulle wurde 1832 in Nehren geboren. Sein Heimatort machte ihn zum Ehrenbürger und benannte auch eine Straße nach ihm.

Es geht halt nichts über anständige Spätzle

Die Karte wechselt saisonal und bietet alles, was das schwäbische Herz höher schlagen lässt. Zum viel versprechenden Start gibt es einen knackigen Feldsalat mit gut gewürztem Kartoffel-Dressing, gebratenen Speckstreifen und Kracherle (8,70 Euro). Kracherle ist übrigens die schwäbische Variante von Croûtons. Küchenchef Peter Feiler und sein Team machen alles selbst: Maultaschen, Spätzle, und vor allem die zum Niederknien gute, wirklich großartig sämige und würzige Rahmsoße.

Deren Geheimnis? Viel Zeit, viel Liebe und viel Sahne mit einem Fettgehalt von 30 Prozent. Ach, wie gut kann man Kinder verstehen, die am liebsten nur Spätzle mit Soß’ essen möchten. Zugegeben, das panierte Schnitzel vom Hällischen Schweinerücken (17,80 Euro) oder das Rehragout aus der Steinlachregion (23,80 Euro) samt knackigem Gemüse sind auch sehr lecker. Doch es geht halt nichts über anständige Spätzle, frisch geschabt wie von der Oma. Süß können sie im Schwanen übrigens auch: Als Dessert gibt es zimtige Apfelküchle (7,50 Euro) oder eine außergewöhnliche Dessertvariation, bestehend aus einem kleinen Ofenschlupfer, einem Schokoladenmousse und einer Himbeercreme mit Mangosoße (9,20 Euro).

Bald öffnet auch wieder der Biergarten

Mehmet Söylemez ist nicht nur der Geschäftsführer des Schwanen, er hilft auch im Service, geht von Tisch zu Tisch, hält hier und da ein Schwätzchen. Offensichtlich kennt er die meisten Gäste. Am Testabend ist das Haus bis auf den letzten Platz voll, ohne Reservierung geht hier gar nichts. Wird Zeit, dass der Sommer kommt, und das Schwanen-Team den Innenhof wieder in einem zünftigen Biergarten verwandeln kann. Dann ist auch wieder mehr Platz für spontan hereinschneiende Ausflügler.

Info

Schwanen Nehren,
Hauptstraße 28, 72147 Nehren, Telefon 0 74 73 / 9 2122 30.

Öffnungszeiten
Mittwoch bis Sonntag von 17 bis 22 Uhr, Feiertag und Sonntags auch mittags von 11.30 bis 14 Uhr, www.schwanen-nehren.de.