Schießwütig? Jäger geraten in Frankreich in die Kritik. Foto: Imago/Countrypixel

In Frankreich mehren sich Jagdunfälle. Der jüngste erregt die Gemüter besonders. Konsequenzen wird er wohl dennoch nicht haben.

Paris - Es geschah im Cantal, einer hügeligen, für ihren Käse bekannten Region im Zentralmassiv. Eine 25-jährige Anwohnerin spazierte mit ihrem Freund auf einem ausgeschilderten Wanderweg, als sie plötzlich zusammenbrach. Ein Schuss hatte sie in die linke Körperseite getroffen. Jede ärztliche Hilfe kam zu spät. Die Kugel stammt aus dem Karabiner einer 17-Jährigen, die sich an einer Treibjagd auf Wildschweine beteiligte. Die Schützin wurde in Polizeigewahrsam genommen und psychologisch betreut, da sie unter einem schweren Schock stand. Sie verfügt über einen Jagdschein und stand offenbar nicht unter Alkohol- oder Drogeneinfluss. Die Ermittler sprechen von einer „verirrten Kugel“.

Bei Jägern ist oft Alkohol im Spiel

Bestürzung herrscht in Frankreich über das Alter der Schützin. Laut Gesetz dürfen Minderjährige unter Begleitung Erwachsener auf die Jagd gehen. Unter den 1,2 Millionen aktiven Jägern im Land sind zahlreiche junge Frauen. Insgesamt verfügen vier Millionen Franzosen über einen Jagdschein, mehr als in jedem anderen europäischen Land. Jedes Jahr kommt es zu mehr als 20 tödlichen Jagdunfällen. Getroffen werden vor allem Jäger, aber auch Mountainbiker oder Hausbesitzer im eigenen Garten. Vor allem bei den männlichen Schützen ist oft Alkohol im Spiel.

Jagdgegner verlangen in Frankreich seit Langem ein Schießverbot an Wochenenden und während der Schulferien. Der grüne Präsidentschaftskandidat Yannick Jadot wiederholte diese Forderung jetzt. Ähnliche Reaktionen gab es im vergangenen Oktober, als ein 67-jähriger Autofahrer auf der Schnellstraße zwischen Rennes und Nantes von einer Jagdkugel tödlich getroffen worden war. Doch Präsident Emmanuel Macron fürchtet die Proteste der Jagdlobby. So wird wohl auch am Wochenende weiter geballert.