Stapelsteine sind ein tolles Geschenk, auch wenn Erwachsene auf den ersten Blick damit nichts anzufangen wissen. Unsere Tipps von 0 bis 11 Jahren sehen Sie in unserer Bildergalerie. Foto: Hersteller

Kinder beschenken hat nichts mit Ruhigstellen, sondern mit Interaktion zu tun. Hier finden Sie die besten Geschenke-Tipps für Babys bis zum 11-jährigen.

Stuttgart - Ja, es macht Spaß, für Kinder Geschenke auszusuchen. Sie mit glänzenden Augen und roten Wangen beim Auspacken zu beobachten. Aber damit ist es für den Schenker nicht getan. Geschenke für Kinder sollten vor allem eins sein: eine Einladung, gemeinsam Spielzeit zu verbringen.

Gibt es nicht besser ein gut überlegtes Geschenk für jedes Kind und eine Extraportion Zeit?

Wer demnächst also Weihnachtsgeschenke sucht, tut gut daran, vor dem Kauf einen Moment innezuhalten. Sich zu überlegen: Wann mache ich mit meinem Patenkind das 1000-Teile-Puzzle? Wohin gehe ich mit dem Enkel den neuen Schlitten ausprobieren? Schaffe ich es während der Weihnachtsferien wirklich, mit meinen drei Kindern Lego zu bauen, zwei neue Brettspiele zu lernen, fünf Bücher vorzulesen, Schlittschuh laufen zu gehen, zu schnitzen und das Kinderkochbuch zu testen? Oder gibt es nicht besser ein gut überlegtes Geschenk für jedes Kind und eine Extraportion Zeit?

Spielzeug ist nicht dazu da, um Kinder damit ruhigzustellen, sondern, um mit ihnen in Interaktion zu treten. An ihrer Welt teilhaben zu dürfen. Denn Spielen ist nicht weniger als der Hauptberuf von Kindern. Bis zum sechsten Lebensjahr verbringen sie rund 15 000 Stunden spielend, das sind immerhin acht Stunden täglich. Danach wird die Spielzeit weniger, aber nicht weniger wichtig für die Entwicklung ihrer Persönlichkeit. Kinder, die viel und intensiv spielen, sind später sozialer, emotional stärker, motorisch fitter und können sich besser konzentrieren.

Dem Kind möglichst viel Spiel- und Beziehungszeit schenken

Wer sich aber keine Zeit nimmt, um mit Kindern zu spielen, nimmt ihre Entwicklung nicht ernst. „Das zeugt von fehlender Wertschätzung, ja Missachtung“, sagt Erziehungswissenschaftler Albert Wunsch. Spielzeug schenken, ohne es in Spielzeit zu verpacken, kann man sich also eigentlich sparen. Es ist wertlos. Unterm Weihnachtsbaum liegen viele solcher wertloser Geschenke: „Fast immer geht die Faustformel auf: Je weniger Beziehungszeit ich mit einem Kind verbracht habe, umso größer fallen die Geschenke aus“, sagt Erziehungswissenschaftler Albert Wunsch. Dabei gehe es dann nicht in erster Linie darum, dem Kind eine Freude zu machen. „Sondern man lechzt mithilfe des Geschenkes nach der Anerkennung des Kindes“, so Wunsch. Und hofft: Über die Freude beim Auspacken wird es schon vergessen, dass es die Patentante das Jahr über nicht gesehen hat.

Jeder Schenker tut gut daran, die Faustformel einfach mal umzudrehen: dem Kind also möglichst viel Spiel- und Beziehungszeit zu schenken – und ein für diese Zeit geeignetes, sorgfältig ausgewähltes Spielzeug, an dem auch der Schenker Freude hat. Durch ein solches wertvolles Geschenk gibt man dem Kind etwas ganz Entscheidendes mit, was es dem Materialkonsumwahnsinn entgegensetzen kann: die Erfahrung, angenommen, willkommen und wichtig zu sein.

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Und vielleicht erinnert man sich noch an das letztjährige Corona-Lockdown-Fest. Dieses Weihnachten ohne die Hatz von Familienbesuch zu Familienbesuch. Diese Feiertage, an denen in Wohnzimmern so viel gemeinsam gespielt wurde, dass man die Zeit völlig darüber vergessen hat. Das ist der Zustand, den Kinder fast immer erleben, wenn sie spielen. Sie tauchen aus dem Alltag ab und sind großzügig dazu bereit, Erwachsene auf diese Reise mitzunehmen. Was für ein Geschenk!