Die Queen lächelt dienstlich. Foto: SWR//imago

Seit 70 Jahren erlebt Elizabeth II. als englische Königin Pomp, Familiendramen und politischen Zeitenwandel. Mehr als eine TV-Doku will das nun zusammenfassen.

Was ist los im Buckingham Palace? Darüber sind wir bestens informiert, sollte man meinen. Schließlich werden die Liebesdramen, Hofzeremonien, Familienhändel und Fortpflanzungserfolge der Windsors von einer mal hechelnd ehrfürchtigen, immer öfter aber unverstellt skandalhungrigen Klatschpresse genussvoll öffentlich ausgebreitet.

Aber das englische Königshaus ist nach wie vor nicht bloß Touristenfolklore, sondern ein politisches Instrument einer einstigen Weltmacht – und, nebenbei, nicht immer sind die beiden Funktionen ganz im Einklang miteinander, ein Wirtschaftsbetrieb im Dienst von Privatmenschen, die zugleich so etwas wie Staatsinventar sind. Diese oft viel zu wenig bedachten Hintergründe, Widersprüche und Spannungen werden in den besseren der vielen TV-Sondersendungen zum 70. Thronjubiläum von Queen Elizabeth II. zumindest angerissen.

Die mittlerweile 96-jährige Elizabeth wurde nach dem überraschenden Tod ihres Vaters im Februar 1952 zur neuen Königin ausgerufen, die offizielle Krönungsfeier fand aber erst am 2. Juli 1953 statt – das in London am Donnerstag, im deutschen Fernsehen auch schon vorab begangene Jubiläum zieht also zwei historische Daten zusammen. Die Hinauszögerung der großen Feierlichkeit in der Westminster Abbey war ein Schachzug von Premierminister Winston Churchill, der sich von der größeren Nähe des royalen Pomps und sakralen Zinnobers zur anstehenden Wahl Stimmungspunkte für die konservative Partei erhoffte. Schon daran sieht man, dass das Amt der Queen ein politisches Pfund auf einer nervösen Waage ist.

Einmal wöchentlich kommt der Premierminister zum Tee

Zwölf Premierminister und zwei Premierministerinnen hat die Queen erlebt, und nicht wie das Volk nur aus der Ferne. Einmal wöchentlich muss jeder britische Regierungschef bei der Queen zur Berichterstattung bei Tee und Keksen erscheinen. Seit den Zeiten von Labour-Premier Harold Wilson (1974-1976 in diesem Amt) gibt es bei Terminen wahlweise und durchaus zum Vergnügen der Queen auch Alkohol. In der Arte-Sendung „Die Queen und ihre Premiers“ (Do., 20.15 Uhr) zeigt ein Historiker den demokratischen Mehrwert des adligen Anachronismus auf: Es sei doch eine gute Sache, dass auch eine so mächtige Person wie ein Premier einmal die Woche buchstäblich das Knie vor jemand anderem beugen müsse.

Die knapp einstündige Arte-Doku von Katharina Wolff und Larissa Klinker ist leider viel zu kurz für den enormen Stoff, hat aber trotzdem immer wieder Denkanstöße zu bieten. Selbst „Die Queen – Schicksalsjahre einer Königin“ von Claire Walding, an diesem Montag als zweistündiger Film linear zu sehen und als Sechsteiler in der ARD-Mediathek abrufbar, kann nur antippen, was die Queen als Person ausmacht, als politische Kraft und als Medienphänomen. Schließlich hat sich das Image immer wieder gewandelt: die strahlende, erfrischend unprätentiöse Thronfolgerin voller Neugier auf Zeitenwandel, die dem Volk entrückte, flintharte, aus der Zeit gefallene Matriarchin eines desolaten Clans und schließlich die tapfere, aufrechte, wertefeste Oma der Nation. Eines aber war Elizabeth immer: viel interessanter als kleindeutsche Pinkelprinzen.

Die Queen im öffentlich-rechtlichen TV

ARD
„Die Queen – Schicksalsjahre einer Königin“ (Montag, 20.15 Uhr) durcheilt Höhen, Tiefen und Festakte der Windsors.

ZDF
Das Zweite bietet Vollprogramm: in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag ab 0.45 Uhr stundenlang Dokus, am Freitag ab 12.10 Uhr Live-Übertragung der Jubiläumsfeier aus London, im Lauf des Tages weitere Dokus, ebenfalls am Sonntag ab 18 Uhr.

Arte
In „Die Queen und ihre Premiers“ (Donnerstag, 20.15 Uhr wird es politisch. „Prinzgemahle – Im Schatten der Krone“ stellt Philip und Standesgenossen vor.