Bauarbeiter verdienen bald mehr Geld. Foto: dpa/Andreas Arnold

Nach fünf Verhandlungs- und zwei Schlichtungsrunden haben sich die Tarifpartner der Baubranche auf einen Abschluss geeinigt.

Berlin - Am frühen Freitagmorgen wurde ein Streik der Bauarbeiter abgewendet. Den Verhandlungsführern von IG Bau und dem Zentralverband des deutschen Baugewerbes sowie dem Hauptverband des deutschen Baugewerbes ist ein Durchbruch gelungen. Für 890 000 Mitarbeiter gibt es mehr Geld. Die Mitarbeiter im Westen bekommen zunächst eine Corona-Prämie von je 500 Euro für die Monate Juli bis Oktober – da der Tarifvertrag bereits im Juni ausgelaufen ist. Die Bauarbeiter im Osten bekommen einmalig 220 Euro.

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Die Entgelte in der Tabelle im Westen steigen am 1. November um zwei Prozent, im Osten um drei Prozent. Am 1. April gibt es eine weitere Erhöhung im Westen um 2,2 Prozent und 2,8 Prozent im Osten. Ein Jahr später am 1. April 2023 gibt es im Westen einen Zuschlag um weitere zwei Prozent und im Osten um 2,7 Prozent.

Entschädigung für lange Anfahrtswege

Dazu wurden auch für 2022 und 2023 für das Tarifgebiet West Einmalzahlungen vereinbart: Am 1. Mai gibt es einmalig 400 Euro im Westen, ein Jahr später noch einmal 450 Euro.

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Die Laufzeit des neuen Vertrages endet am 31. März 2024. Es gab auch eine Einigung beim Streit um die Entschädigung für oftmals lange Anfahrtswege zu den Baustellen. Für Wege bis zu 50 Kilometer zahlt der Arbeitgeber ab Januar 2023 sechs Euro, ein Jahr später sieben Euro. Bei Wegen bis 75 Kilometer sind es acht Euro im ersten Schritt und neun Euro im zweiten Schritt. Über 75 Kilometer gibt es elf sowie neun Euro am Tag. Für Bauarbeiter, die nicht jeden Tag wieder nach Hause fahren können, gibt es ebenfalls ab 2023 bei Entfernungen zwischen 75 und 200 Kilometern – allerdings hier pro Fahrt - ab 2023 neun Euro, bis zu 300 Kilometern 18 Euro und bis zu 400 Kilometern 27 Euro. Bei Entfernungen über 400 Kilometer werden je Fahrt 39 Euro ausgeglichen.

Verhandlungsführer sind zufrieden

Darüber hinaus wurde vereinbart, dass spätestens im Jahr 2026 sowohl die Tarifentgelte als auch die Ausbildungsvergütung in Ost und West angeglichen sein müssen. Den Betrieben im Osten steht es allerdings frei, die Angleichung schon vorher vorzunehmen. Die Tarifvertragsparteien haben nun 14 Tage Zeit, dem Tarifvorschlag zuzustimmen.

Beide Seiten zeigten sich mit dem Ergebnis zufrieden. Robert Feiger, Chef der IG-Bau, sagte: „Unsere Vorstellungen für eine gerechtere Entlohnung lagen durchaus höher, aber mit dem Kompromiss können wir leben.“

Uwe Nostitz, Verhandlungsführer der Arbeitgeber und Vizepräsident des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe, erklärte: „Wir hatten langwierige und schwierige Verhandlungen mit einer komplizierten und zum Teil auch neuen Materie. Wir haben uns bewusst für einen Tarifvorschlag in freien Verhandlungen entschieden, damit die Entscheidung über Annahme oder Ablehnung bei den Mitgliedsverbänden liegt.“

Jutta Beeke, Vizepräsidentin des Hauptverbands der Deutschen Bauindustrie ergänzte: „Es ist uns gelungen, ein umfangreiches Paket zu verhandeln und zu einem Ergebnis zu bringen, welches mit einer langen Laufzeit für Planungssicherheit in den Unternehmen sorgen kann.“