Nicht wenige Menschen müssen genau hinschauen, wie viel sie noch im Portemonnaie haben (Symbolbild). Foto: dpa/Friso Gentsch

Ein geringes Einkommen macht vielen Menschen in Deutschland gerade in Zeiten hoher Inflation zunehmend zu schaffen. Ab wann die Schwelle zur Armut überschritten wird, wird hier erklärt.

Deutschland ist eines der reichsten Länder der Welt – trotzdem gibt es auch hierzulande viel Armut: Menschen, die mit sehr wenig Geld über die Runden kommen müssen und denen dadurch Ausgrenzung in der Gesellschaft droht.

Wer alles unter den Begriff „arm“ fällt, das ist nicht einheitlich definiert. Doch die amtliche Statistik gibt in Deutschland zumindest einen Eindruck davon, ab welchen Einkommensstufen jemand als „armutsgefährdet“ gilt und damit in vielen Fällen auch in echter Armut lebt.

EU-weit ist die Schwelle so definiert: Wer weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens der Gesamtbevölkerung eines Landes zur Verfügung hat, gilt als armutsgefährdet. Man spricht dabei auch von „relativer Armut“, weil sich die Grenze in jedem Land unterscheidet – in Deutschland liegt sie höher als in deutlich ärmeren Ländern, allerdings ist der Lebensunterhalt hierzulande oft auch viel teurer.

Unter diesem Nettoeinkommen galt man 2021 als arm

Die aktuellsten Zahlen liefert das Statistische Bundesamt für das Jahr 2021. Demnach lag die Schwelle für eine alleinlebende Person bei 1148 Euro netto im Monat, wobei Gehälter und Sozialleistungen mitgezählt werden. Je nach Bundesland gibt es gewisse Unterschiede – in Baden-Württemberg liegt die Armutsgefährdungsgrenze beispielsweise bei 1220 Euro und damit rund 200 Euro höher als in Thüringen.

Die folgende Tabelle zeigt die Armutsgefährdungsschwellen für 2021 nach Bundesländern für verschiedene Haushaltsgrößen:

Für Haushalte mit mehreren Personen, zum Beispiel Alleinerziehende mit Kindern oder Paare, wird dabei ein sogenanntes Haushalts-Nettoeinkommen angenommen, weil beispielsweise mehrere Einkommen oder Kindergeld hinzukommen können. Im Jahr 2021 waren nach dieser Rechenmethode 15,8 Prozent der Bevölkerung von Armut gefährdet.

Allerdings gibt es für die genaue Berechnung der Einkommensgrenzen verschiedene Methoden. Die hier gezeigten Zahlen stammen aus dem Mikrozensus, einer jährlichen Befragung von Haushalten aus ganz Deutschland – doch selbst innerhalb des Mikrozensus gibt es unterschiedliche Erhebungen zum Einkommen.

Auf EU-Ebene wird eine andere Methode benutzt, um die Mitgliedsländer miteinander vergleichen zu können. Hier liegt die Schwelle für das relative Armutsrisiko für Deutschland im Jahr 2021 bei 1251 Euro netto im Monat für eine alleinlebende Person.

Generell gilt: Es gibt keine einheitliche Definition für Armut, die Einkommensgrenzen sind bestenfalls eine grobe Schätzung. Ob jemand beispielsweise Vermögen oder eine eigene Immobilie hat, wird ebenso wenig berücksichtigt, wie die Frage, ob jemand Schulden abbezahlen muss oder teure medizinische Behandlungen braucht.