Ekaterina Alexandrowa steht im Halbfinale des Porsche Tennis Grand Prix – und möchte jetzt möglichst nach den Sternen greifen. Foto: /IMAGO/Eibner-Pressefoto/Roger Buerke

Als Nummer 21 der Welt zählt Ekaterina Alexandrowa formal zu den Underdogs beim topbesetzten Porsche Tennis Grand Prix. Doch die 30-Jährige schlägt mit Jessica Pegula die Nummer drei – und steht im Halbfinale.

Eigentlich ist die Nachtruhe im Hilton Garden Inn, dem luxuriösen Hotel im Stuttgarter Neckarpark direkt neben der MHP-Arena, garantiert. Vor allem dann, wenn der Fußball-Bundesligist VfB Stuttgart wie an diesem Wochenende kein Heimspiel unter Flutlicht hat. Denn die Mannschaft von Trainer Sebastian Hoeneß trat ja auswärts in Köpenick bei Union Berlin an.

Dennoch hielten die frühen Morgenstunden in der Nacht auf Samstag im Spielerinnen-Hotel des Porsche Tennis Grand Prix einen unerwarteten Störfaktor bereit – und der hatte letztlich doch etwas mit Fußball zu tun. Schließlich trafen sich die Ultras des VfB morgens um 5 Uhr, um gemeinsam mit diversen Bussen in die Hauptstadt zu reisen. Dabei ging es etwa mit Schlachtrufen der Fans derart laut zur Sache, dass für viele im Tennistross an Schlaf nicht mehr zu denken war.

Druckvolle Longline-Schläge

Möglicherweise ist auch die Nummer drei der Welt, die US-Amerikanerin Jessica Pegula, durch die VfB-Fangemeinde um entscheidende Ruhestunden beraubt worden. Beschwert hat sich die 31-Jährige nicht, die bei ihrem Duell um den Einzug ins Halbfinale des Stuttgarter Tennis Grand Prix zur Mittagszeit aber alles anders als hellwach gewesen ist. Schließlich verlor Pegula, die Nummer drei der Welt, gegen Ekterina Alexandrowa den ersten Satz ruckzuck mit 0:6 – und den zweiten und damit das Match mit 4:6.

„Ich habe es auch lange nicht glauben können, wie gut die Partie für mich gelaufen ist“, sagte Alexandrowa, die durch druckvolle Longline-Schläge mit ihrer Gegnerin zunächst Katz und Maus spielte. Dabei ist Jessica Pegula, Tochter eines Erdgas-Milliardärs, der auch der Besitzer des NFL-Teams im American-Football der Buffalo Bills ist, zuletzt auf der Tour sehr gut in Form gewesen. So gewann die Spezialistin für präzise Grundlinienduelle, die erstmals in Stuttgart aufschlug, Anfang des Monats das Turnier in Charleston in South Carolina.

Zuvor war die 31-Jährige in Miami bis in Halbfinale vorgestoßen. Dort steht an diesem Sonntag in Stuttgart nun aber ihre Gegnerin Ekaterina Alexandrowa, die nach nicht mal einer Stunde Spielzeit bereits mit 6:0 und 5:2 führte, dann aber bei eigener 40:0-Führung drei Matchbälle ungenutzt ließ. „Da dachte ich: ‚Der Job ist jetzt so gut wie erledigt“, erklärte die Russin, die in Stuttgart wie im Tennis üblich ohne Nennung ihrer Nationalität aufspielt.

Doch Pegula kam im zweiten Satz noch auf 4:5 ran, ehe Alexandrowa letztlich den siebten Matchball verwandelte. Mit Pegula und der Nummer sieben der Welt, dem erst 17 Jahre jungen Shootingstar Mirra Andreewa, hat die 30-Jährige bereits zwei Top-Ten-Spielerinnen aus dem Wettbewerb gekegelt. „Natürlich träumt man immer ein wenig, wie es wäre, hier zu gewinnen“, sagt Alexandrowa, die auf Position 21 der Weltrangliste notiert ist: „Doch letztlich wäre es ein kleiner Schock für mich, wenn ich tatsächlich mit dem Porsche als Siegerauto wegfahren würde.“ Hält sie ihre Fehlerquote so niedrig wie bisher, ist der Turnersieg allerdings kein Ding der Unmöglichkeit.

Das Halbfinale an diesem Sonntag

Im Halbfinale an diesem Sonntag bekommt es Ekaterina Alexandrowa nun mit der Lettin Jelena Ostapenko zu tun, die mit der Nummer zwei Iga Swiatek ebenfalls einen großen Namen aus dem Turnier warf. „Ich bin sehr stolz auf mich“, sagte Jelena Ostapenko nach dem 6:3, 3:6 und 6:2 über die zweimalige Turniersiegerin aus Polen.

Stolz konnte auch Aryna Sabalenka sein. Die Weißrussin ließ Elise Mertens aus Belgien mit 6:4, 6:1 keine Chance und steht ebenfalls im Halbfinale. Dort trifft die Weltranglistenerste auf Jasmine Paolini aus Italien. Die Nummer fünf der Welt schaltete US-Star Coco Gauff glatt in zwei Sätzen mit 6:4, 6:3 aus.