Der Flitzer lief zunächst zu Kickers-Spieler Denis Zagaria. Anschließend versuchte er, den Ordnern zu entkommen. Foto: Baumann/privat

In der Nachspielzeit des Oberliga-Spitzenspiels zwischen den Stuttgarter Kickers und dem SGV Freiberg rennt ein Flitzer aufs Spielfeld. Das sorgt für großen Ärger. Wir haben eine Reaktion vom WFV.

Die fünfminütige Nachspielzeit im Oberliga-Topspiel zwischen den Stuttgarter Kickers und dem SGV Freiberg war gerade erst angebrochen, als beim Spielstand von 1:1 plötzlich ein Flitzer aufs Spielfeld rannte und die Partie so für mindestens zwei Minuten unterbrach. Zum Ärgernis beider Mannschaften, denn das Spiel stand zu diesem Zeitpunkt auf der Kippe.

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Vor allem die Blauen – lautstark angetrieben von rund 4500 Kickers-Anhängern – versuchten noch einmal alles, um das Spiel doch noch zu gewinnen. Stattdessen stand man am Ende mit null Punkten und hängenden Köpfen da. Freibergs Stürmer Marcel Sökler erzielte in der achten Minute der Nachspielzeit mit seinem 15. Saisontor nach einer Ecke das umjubelte 2:1-Siegtor für das Team von Coach Evangelos Sbonias.

Frust bei Kickers-Trainer

Dementsprechend groß war der Frust bei Kickers-Coach Mustafa Ünal. „Das war mit Sicherheit kein Kickers-Anhänger. Gerade in unserer Sturm- und Drangphase rannte er aufs Spielfeld. Das kam zur Unzeit. Danach war irgendwie der Fokus weg, das nahm die Power aus dem Spiel raus, die Emotionen im Stadion waren irgendwie verflogen“, so der 38-Jährige.

B-Block sauer auf Flitzer

Der Mann, der von der Haupttribüne kommend das Spielfeld betrat, lief zunächst zu Kickers-Spieler Denis Zagaria, bevor er von mehreren Ordnern nach einer kurzen Verfolgungsjagd unsanft gestoppt werden konnte. Warum der Flitzer derweil so lange ungestört auf dem Feld sein konnte, blieb nicht nur für Ünal ein Rätsel.

Auch die hart gesottenen Kickers-Fans im B-Block waren alles andere als begeistert von der Aktion des unbekannten Mützenträgers. Der Mann musste sich deutliche Unmutsbekundungen anhören, als er vorbei am Stimmungsblock von den Ordnungskräften abgeführt wurde. Besonders ärgerlich für die Anhänger: die Fanabteilung der Stuttgarter Kickers und die aktive Fanszene hatten beim vergangenen Heimspiel gegen die TSG Backnang erst zu mehr Fairness und Respekt im Stadion aufgerufen.

Becherwürfe gegen Schiedsrichter

Auslöser waren Becherwürfe und Spuckattacken gegen das Schiedsrichtergespann und Gästespieler in den Partien gegen den FV Ravensburg und den FC Nöttingen im vergangenen Jahr. „Zukünftig werden unsere Heimspiele von einer Spielaufsicht begleitet und mittlerweile haben wir auch vom WFV-Sportgericht die letzte Gelbe Karte bekommen. Oder um es eindeutig auszudrücken: Beim nächsten Vorfall droht uns ein Geisterspiel“, hieß es in dem Appell an die Fans. Welche Konsequenzen der Flitzer nun für die Stuttgarter Kickers hat, ist bisher noch nicht bekannt.

Harald Müller schätzt die Lage ein

Harald Müller, Chef im WFV-Spielausschuss und Vorsitzender der Oberliga-Spielkommission, beschrieb gegenüber unserer Redaktion das weitere Vorgehen: „Der Schiedsrichter wird den Vorfall melden. Der Heimverein ist für die Platzdisziplin verantwortlich. Gegen Backnang, als ich für die Platzaufsicht zuständig war, war alles ganz ruhig geblieben. Die Kickers hatten sich auch mächtig ins Zeug gelegt, Flyer verteilt, damit Vorfälle mit Zuschauern in Zukunft verhindert werden.“ Im aktuellen Fall rechnet der erfahrene Verbandsfunktionär mit einer Geldbuße für die Blauen. Und einem intensiven Austausch des Vereins mit seinem Sicherheits- und Ordnungsdienst.