Die Sonderausstellung zum Thema Bier kommt erst in einem Jahr. Foto: picture alliance//DBB

Museumsgänger müsse im nächsten Jahr bescheiden sein – Sonderausstellungen wird es in den Stuttgarter Häusern auffallend wenige geben.

Stuttgart - Eigentlich würden sie um diese Jahreszeit kräftig trommeln. Wenn es auf den Herbst zuging, war es üblich, dass die Museen Publikum und Presse schon mal neugierig machen auf die Höhepunkte des nächsten Jahres. Studiert man jetzt die Programme für 2022, sieht es sehr traurig aus. Die Stuttgarter Museen haben in der ersten Jahreshälfte wenig oder keine Sonderausstellungen im Angebot.

Wer gehofft hatte, dass Corona allmählich vorübergeht, stellt schnell fest: Für das kulturinteressierte Publikum ist die Pandemie noch lange nicht beendet.

Die Staatsgalerie agiert zurückhaltend

„Wir tragen der gegenwärtigen Unsicherheit mit einer verhalteneren Planung Rechnung“, sagt Nicolas Flessa, der Sprecher der Staatsgalerie Stuttgart. Da der Verlauf der Pandemie schwer zu prognostizieren sei, habe man sich Zurückhaltung auferlegt. Die Staatsgalerie hat noch ein weiteres Problem. Oft bekommt man zugesagte Leihgaben nicht, weil sie in Ausstellungen stecken, die verschoben wurden.

Auch für die Sonderausstellung von Amadeo Modigliani müssen deshalb neue Werke gesucht werden, obwohl die Schau erst in zwei Jahren eröffnet werden wird.

Verschiebungen sind immer teuer

Für 2022 hat die Staatsgalerie nach aktuellem Stand nur eine Sonderausstellung geplant zu Oskar Schlemmers „Triadischem Ballett“, das dem Museum gehört. Das Landesmuseum Württemberg wird erst wieder im Oktober 2022 eine große Sonderausstellung eröffnen zum Thema Bier und Wein. Das Linden-Museum hat seine ambitionierte Sonderschau zu den Tamilen auf den Herbst 2022 verlegt in der Hoffnung, dass dann auch wieder ein überregionales Publikum kommen kann. „Wir haben die Ausstellungsplanung im Grunde um ein Jahr nach hinten geschoben“, sagt Martin Otto-Hörbrand, denn sportliche Ziele, die man doch nicht einhalten kann, habe man sich nicht setzen wollen. „Denn das macht Ausstellungsprojekte grundsätzlich teurer – und verursacht auch einiges an Mehrarbeit.“ Die verschobene Neueröffnung der Ozeanien-Abteilung wird nun im März 2022 sein.

Nach „Gier“ kommt „Hass“ ins Haus der Geschichte

Das Haus der Geschichte Baden-Württemberg hätte seine Termine eigentlich gern noch weiter nach hinten geschoben. Denn trotz Verlängerung ist die Sonderausstellung „Gier“ am Wochenende nun zu Ende gegangen. „Seit Juli hat sie wieder größeren Zuspruch erlebt“, sagt der Pressesprecher Joachim Rüeck, deshalb sei es „besonders schmerzhaft, dass sie nun nicht einmal 10 000 Besucherinnen und Besucher gesehen haben“. Auch für die Folgeschau „Hass“, die am 17. Dezember eröffnet wird, befürchtet man Einbußen. „Doch die Reihe können wir nicht beliebig verschieben“, so Rüeck.

Für das Stadtpalais ist das digitale Angebot auch eine Perspektive

Gute Nachrichten immerhin aus den städtischen Häusern. Das Kunstmuseum Stuttgart zeigt ab Februar 2022 erneut eine Ausstellung der Architektin und Künstlerin Gertrud Goldschmidt, genannt Gego – und im Anschluss ein großes Solo von Tobias Rehberger. Das Stadtpalais – Museum für Stuttgart verrät zwar noch nicht, was im nächsten Jahr ansteht, aber der Direktor Torben Giese ist zuversichtlich.

Da man festgestellt habe, dass man seine Inhalte nicht nur analog, sondern auch digital erzählen könne, blickt er „positiv gestimmt“ auf das kommende Jahr. „Wir behalten uns vor, flexibel zu agieren und je nach Situation die Inhalte auf unterschiedliche Art und Weise unseren analogen und digitalen Besucherinnen und Besuchern näherzubringen“, so Giese.