Tiago Tomás zeigt in Leverkusen seinen Schienbeinschützer – mit einem besonderen Motiv. Foto: Baumann

Der neue VfB-Stürmer Tiago Tomás überzeugt auf Anhieb: Er schießt bei seinem Startelfdebüt bei Bayer Leverkusen zwei Tore – und fällt danach mit einem speziellen Jubel auf.

Leverkusen - Der Plan stand. Tiago Tomás, das wurde nach 49 Minuten klar, hatte etwas vorbereitet. Der neue Angreifer des VfB Stuttgart war bei seinem Startelfdebüt optimistisch in die Partie gegangen. Denn er rechnete in der Partie bei Bayer Leverkusen mit einem Torerfolg, und als es beim 1:1 zu Beginn der zweiten Hälfte so weit war, begann die Show: Der 19-jährige Portugiese nahm sich einen Schienbeinschützer vom Bein, küsste ihn und hielt ihn dann noch in Richtung der Kameras, die ihn, na klar, in den Fokus genommen hatten.

Wer hinterher genauer draufschaute auf die Bilder und sie vergrößerte, der erkannte auf dem Schoner ein spezielles Motiv: Tomás war mit seiner Familie auf einem Gruppenbild zu sehen, mit dem Vater, der Mutter, dem Bruder. Der spezielle Gruß also war in der Welt, und nach dem Schlusspfiff gab es noch eine weitere Geste der Leihgabe von Sporting Lissabon. Tomás hatte kurz vorher noch ein weiteres Tor geschossen und damit sein Debüt vollends gekrönt – nun war er nach seinen beiden Treffern auf Trophäenjagd: Am Ende tauschte er das Trikot mit dem Leverkusener Jungstar und Nationalspieler Florian Wirtz.

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So etwas kommt nach einer Niederlage in manchen Fankreisen ja nicht immer gut an, da soll man bitteschön hinterher traurig gucken, frustriert sein und geknickt vom Platz trotten. Dazu gab es noch die Show mit den Schienbeinschützern – wer nun aber nach diesen beiden Aktionen dachte, der Neue im VfB-Sturm drehe nach dem ersten Pflichtspiel von Beginn schon durch oder hebe gar ab, den belehrte wenig später einer eines Besseren: Tiago Tomás selbst.

Bescheidenheit pur

Bodenständig gab sich der junge Mann nach seinem Einstand. „Ich will dem Team helfen, das Wichtigste ist nun ein Sieg“, sagte er nach dem 2:4 von Leverkusen: „Heute habe ich die Tore gemacht, nächste Woche macht sie vielleicht ein anderer.“ Die Situation, so Tomás weiter, sei nicht einfach, „da will ich nicht lügen, aber wir werden hart arbeiten, um Ergebnisse zu erzielen.“

Um das zu schaffen, können die Qualitäten des U-21-Nationalspielers nicht schaden – VfB-Trainer Pellegrino Matarazzo freute sich wenig überraschend über den Auftritt seines Offensivmanns. „Wir haben heute einen Spieler gewonnen“, sagte der Coach nach den zwei Toren des Neuen (49. und 88. Minute), einem Lattentreffer in der ersten Hälfte und weiteren gefährlichen Aktionen – und hob Tomás‘ Qualitäten hervor: „Tiago hat Geschwindigkeit und Tiefgang, er kann seinen Körper gut einsetzen und eklig sein beim Ball festmachen. Und die zwei Tore werden ihm eine breite Brust geben.“

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Darauf hofft auch Sportdirektor Sven Mislintat, der sich eine Spitze gegen die Kritiker der Verpflichtung nicht verkneifen wollte. „Das freut mich sehr, denn wir haben ja viel Kritik für diesen Transfer bekommen, weil Tiago 19 Jahre alt ist – aber anscheinend kann er ja trotzdem Tore schießen.“

Tomás verlieh also auch dem Sportdirektor Rückenwind, in dem Fall für seinen Jugendweg, den er nicht verlassen will. In der VfB-Fangemeinde hatte der Transfer ja zunächst keine Jubelstürme ausgelöst. Nicht schon wieder ein Talent, kommentierten einige, verbunden mit der Sorge, der Weg des VfB führe so geradewegs in die zweite Liga.

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Jetzt, nach dem Doppelpack, hob Mislintat wie Matarazzo Tomás’ sportliche Qualitäten hervor und betonte noch, „was für ein geiler Typ er ist – er spricht perfekt Englisch und hat sich bei uns sehr schnell integriert.“

Sportlich gesehen, habe der VfB jetzt eine Alternative mehr, sagte Mislintat weiter: „Vielleicht kann Tiago in einer Doppelspitze mit Sasa Kalajdzic oder um Sasa herum spielen.“ Auch als Rechtsaußen kann der 1,80 Meter große Angreifer, für den die Stuttgarter eine Leihgebühr von 500 000 Euro bezahlen mussten, ran. Bis 2023 ist Tiago Tomás an den VfB gebunden.

Der Anfang von Leverkusen nährte nun die Hoffnung auf eine Erfolgsgeschichte.