Drei Terrassen des Nordpalastes (errichtet 37–39 v. Chr.) von Masada. Auf der oberen Ebene schließen sich die schmalrechteckigen Magazinräume (34 v. Chr.) und die Thermen (35 v. Chr.) an Foto: Imago/Depositphotos

„Masada darf nie wieder fallen.“ Mit diesem Satz ist die Wüstenfestung zum Symbol des modernen jüdischen Freiheitswillens geworden. Das historische Masada fiel jedoch offenbar schneller als gedacht, wie eine neue Studie zeigt.

Masada. Für Juden ist das ein geschichtsträchtiger Ort. Ein Symbol des Widerstands.

Masada aus der Vogelperspektive. Foto: Imago/Depositphotos
König Herodes der Große ließ die Palastfestung 37 bis 31 v. Chr. errichten. Foto: Imago/Depositphotos

Masada – Symbol jüdischen Widerstands

Hier, in der Felsenfestung hoch über den Gestaden des am Toten Meer, widersetzten sich vor 2000 Jahren aufständische Juden jahrelang den römischen Legionen Römern. Auf einem Gipfelplateau am Rand der Judäischen Wüste, hoch über dem Toten Meer, ließ sich König Herodes von 37 bis 31 v. Chr. eine Palastfestung erbauen.

Im Jahr 66 n. Chr. begann der große Jüdische Krieg gegen die Römer in Judäa. Im Jahr 70 n. Chr. wurde Jerusalem erobert und der Tempel zerstört. Endgültig konnte der Krieg erst im Jahr 72 n. Chr. mit dem Fall von Masada beendet werden.

Während des jüdischen Aufstands verschanzten sich 66 n. Chr. jüdische Rebellen unter der Führung von Eleasar Ben Jair in der Höhenfestung. Die Gruppe gehörte den Zeloten an, einer radikalen jüdischen Partei, die Jerusalem wegen innerjüdischer Meinungsverschiedenheiten verließen.

Während des jüdischen Aufstands gegen die römische Besetzung ihrer Heimat verschanzten sich im Jahr 66 n. Chr. jüdische Rebellen unter der Führung von Eleasar Ben Jair in der Höhenfestung. Foto: Imago/Depositphotos
Heute führt neben einen Höhenweg eine Seilbahn zu den Ruinen. Foto: Imago/Dreamstime

Höhenfeste fiel erst nach aufwendiger Belagerung

Sechs Jahre harrten sie in Masada aus, bis im Jahr 72 n. Chr., zwei Jahre nach dem Fall Jerusalems, der römische Statthalter Flavius Silva die Zehnte Legion vor Masada aufmarschieren ließ, um die Feste zu erobern. Erst nach achtmonatiger Belagerungszeit, in der ein 4,5 Kilometer langer Außenwall mit acht Militärlagern und eine Rampe von Landesseite errichtet worden war, konnten die Römer zum Sturm übergehen.

Um nicht in die Hände der Feinde zu fallen, beschlossen die Belagerten den kollektiven Selbstmord. Nach Überlieferung des jüdischen Geschichtsschreibers Joseph Flavius überlebten nur zwei Frauen und fünf Kinder, die sich in einer unterirdischen Wasserleitung versteckt haben sollen und so dem Tod entkamen.

Miniatur-Modell von Masada, wie es vor der Zerstörung durch die Römer ausgesehen haben könnte. Foto: Imago/Depositphotos
Reste der Palastanlagen. Foto: Imago/Depositphotos
Masada glich einer autarken Stadt inmitten der Wüste. Foto: Imago/Depositphotos

Fiel Masada schneller als bisher angenommen?

Der Fall der Felsenfestung geschah vermutlich wesentlich schneller als bisher gedacht. Zu diesem Ergebnis sind Archäologen der Universität Tel Aviv gekommen. Eine neue Analyse habe gezeigt, dass die Römer das Symbol jüdischen Widerstands „entgegen dem weit verbreiteten Mythos“ in wahrscheinlich wenigen Wochen eingenommen hätten, heißt es in einer aktuellen Mitteilung.

Mit modernsten Instrumenten erstellten die Forscher nach eigenen Angaben die „erste objektive, quantifizierte Analyse des römischen Belagerungssystems in Masada“. Mittels Drohnen und 3D-Modellen analysierten sie Wasser- und Zugangswege zur Festung sowie die römische Anlage, die dank Wüstenklima und Abgeschiedenheit als besterhaltene römische Belagerungsanlage der Welt gelte.

In der Bildmitte sind die Reste der Belagerungsrampe zu sehen, welche die Römer errichtet hatten, um die Feste im Sturm zu nehmen. Foto: israeltourism
Die Überreste eines der acht römischen Lage sind noch deutlich zu erkennen. Foto: Imago/Dreamstime

Nur einige Wochen statt jahrelanger Belagerung

Die Studie, die im „Journal of Roman Archaeology“ veröffentlicht wurde, untermauert laut den Forschern Zweifel an der über viele Jahre vorherrschenden Theorie einer mehrjährigen, zermürbenden römischen Belagerung bis zum Fall der Festung am Westufer des Toten Meeres.

So hätten die Römer nur etwa zwei Wochen für den Bau benötigt, schreiben die Wissenschaftler mit Blick auf Berechnungen des Bauvolumens sowie das Wissen, dass etwa 6000 bis 8000 Soldaten an der Belagerung beteiligt gewesen seien. Aus historischen Quellen gehe zudem hervor, dass der Angriff nach Fertigstellung der Angriffsrampe wenige Wochen gedauert habe.

Die Schlussfolgerung schmälerten in keiner Weise die Bedeutung dieses Ereignisses, erklärte der Ko-Leiter der Studie, Guy Stiebel. Bedeutende Fragen seien weiterhin ungeklärt - etwa, warum die Römer so viel Aufwand für die Einnahme einer so abgelegenen Festung betrieben hätten (mit KNA-Agenutrmaterial).