80 Prozent der Fehlgeburten passieren in den ersten zwölf Schwangerschaftswochen. Foto: Mascha Brichta/dpa

Eine von sieben Schwangerschaften endet mit einer Fehlgeburt, jede zehnte Frau ist von diesem Schicksalsschlag betroffen. Wissenschaftler fordern mehr Hilfe für Betroffene und einen offeneren Umgang mit diesem Tabuthema.

London - Eine von sieben Schwangerschaften weltweit endet mit einer Fehlgeburt, eine von zehn Frauen hat mindestens eine Fehlgeburt erlitten. Ein internationales Expertenteam hat am Dienstag (27. April) einen Bericht in dem Fachmagazin „The Lancet“ veröffentlicht, wonach sich die Zahl der weltweiten Fehlgeburten pro Jahr auf rund 23 Millionen beläuft. Das seien rund „44 pro Minute“. Vermutlich sei die Zahl „wesentlich höher“, weil nicht jede Fehlgeburt gemeldet werde.

Das Phänomen sei „viel zu lange heruntergespielt und oft nicht ernst genommen worden“, kritisieren die 31 Wissenschaftler, die die Daten in drei Studien zusammentrugen, die für den Bericht zusammengefasst wurden. „Es reicht nicht mehr, den Frauen einfach zu sagen: Versucht es weiter“, erklärten sie im Vorwort. Vor allem in psychologischer Hinsicht müsse es mehr Unterstützung für die Betroffenen geben.

Vielfältige Risikofaktoren

Als Faktoren, die das Risiko einer Fehlgeburt erhöhen, gelten unter anderem genetische Veränderungen beim Fötus, das Alter der Mutter und, in geringerem Maße, das Alter des Vaters, starkes Über- oder Untergewicht, Alkohol, Tabak, Stress, Nachtarbeit sowie Luftverschmutzung oder Pestizide im Umfeld der Schwangeren.

Lesen Sie hier: Medizin – So geht es nach einer Fehlgeburt weiter

„Auch wenn eine Fehlgeburt in den meisten Fällen nur einmal erlebt wird, bräuchte ein erheblicher Teil der Bevölkerung Behandlung und Unterstützung“, erklärt Siobhan Quenby von der Universität Warwick, eine der Autorinnen des Berichts im „Lancet“.

Stattdessen herrsche weiter Schweigen nicht nur bei betroffenen Frauen, sondern auch beim medizinischen Personal, politischen Entscheidungsträgern und bei der Forschungsfinanierung.

Mehr Hilfe für Betroffene

Die Verfasser empfehlen ein Mindestmaß an Hilfe für die Betroffenen, vor allem psychologische Hilfe für das Paar und Beratung vor weiteren Schwangerschaften. Frauen, die mehrere Fehlgeburten erlitten haben, müsse umfassender geholfen werden.

In den vergangenen Monaten hatten das Model Chrissy Teigen und die Ehefrau von Prinz Harry, Meghan Markle, über ihre Fehlgeburten berichtet. Organisationen, die sich um Betroffene kümmern, hatten den Tabubruch begrüßt.

Lesen Sie weiter: Tod eines ungeborenen Kindes – Was tun bei einer Fehlgeburt?