Mit der Strom- und Gaspreisbremse sind üppige Zahlungen nicht mehr möglich. Wie viele Anbieter locken derzeit noch damit?
Mit der Strom- und Gaspreisbremse beschließen Bundestag und Bundesrat diese Woche Obergrenzen für Neukundenboni. Maximal 50 Euro je Strom- und Gasvertrag sind 2023 noch erlaubt, Erhöhungen der verbrauchsabhängigen Preise müssen vom Versorger begründet werden – solange sie 2023 stattfinden.
Das soll Missbrauch vorbeugen, denn Anbieter könnten mit hohen Boni Neukunden werben und sich mittels künstlich hoher Verbrauchspreise das Geld vom Steuerzahler holen. Stattdessen sollen Kunden „einen Anreiz bekommen, Anbieter mit wettbewerbsfähigen Preisen zu wählen und um einen Missbrauch der Entlastungsregelung zu verhindern“, heißt es auf der Bundestag-Website.
Boni gehen zurück ...
Einst lockten Strom- und Gasanbieter Neukunden mit üppigen Boni. Der dadurch günstige Preis fürs erste Jahr war in Vergleichsportalen sichtbarer als die deutlich höheren Kosten im darauffolgenden Zeitraum. Wie häufig werden solche Boni in Anbetracht der Strom- und Gaspreisbremse noch gewährt?
Daten von Verivox legen nahe, dass Neukundenboni zuletzt gesunken sind. Dafür hat das Vergleichsportal auf Anfrage die zehn Strom- und Gasanbieter mit den insgesamt niedrigsten Kosten betrachtet. Beim Strom sinken die Boni seit November, beim Gas schon in den Monaten davor. Auch ihr Anteil an den Gesamtkosten geht zurück. „Unserer Einschätzung nach gibt es keinen systematischen Zusammenhang zwischen dem Anstieg des Arbeitspreises und dem Anstieg der Bonushöhen“, sagt ein Verivox-Sprecher.
... aber nicht bei allen
Natürlich liegt es im Interesse eines Vergleichsportals, dass die dort angebotenen Tarife für Wechselwillige attraktiv sind – ob nun mit oder ohne Bonus. Ein Check auf der Verivox-Website am Donnerstag ergab, dass bei 15 von 42 in Stuttgart abschließbaren Gastarifen Boni zwischen zehn und 332 Euro gewährt wurden. Beim Strom waren es bei 29 von 82 Tarifen mit Boni zwischen drei und 918 Euro.
Die höchsten Boni gewährt Enstroga – verbunden mit einem Verbrauchspreis von 142 Cent je kWh Strom. Das ist mehr als das Dreifache dessen, was die Strompreisbremse garantiert, und entspricht einem Viertel der Kosten im ersten Jahr. Enstroga wurde von Verivox nicht untersucht. Bei den betrachteten Anbietern sind es unter zehn Prozent. Das Unternehmen war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.
„Die pauschale Unterstellung, die Energieversorger würden die Strom- und Gaspreisbremse missbrauchen, ist ein Unding“, hatte Kerstin Andreae kritisiert, die Chefin des Energie- und Wasserverbandes BDEW. Derzeit tummeln sich, wenn überhaupt, nur wenige schwarze Schafe auf dem Markt. Für ehrliche Verbraucher ist etwas anderes wichtig: Beim Gas ist selbst der günstigste Neukundentarif knapp 100 Euro pro Monat teurer als der Grundversorgertarif der EnBW. Beim Strom beträgt die Differenz sechs Euro.